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Purple Hearts ist eine süße Story – mit problematischem Kontext

Foto: bereitgestellt von Netflix.
Ganz ehrlich: Es gibt für mich nichts Schöneres, als nach einem stressigen Arbeitstag mit einer guten RomCom zu entspannen. Alle meine liebsten Klischees (aus Feindschaft entstandene Liebe, Fake-Beziehungen, Slow Burn – du weißt, was ich meine) auf dem Bildschirm zu sehen, während ich literweise Eiscreme futtere, ist meine Vorstellung eines perfekten, gechillten Abends. 
Letzte Woche fiel meine Wahl dazu auf Netflix’ Hit-RomCom Purple Hearts, in der die angehende Sängerin/Diabetikerin Cassie Salazar (Sofia Carson) dringend eine Krankenversicherung braucht und ihre Rettung in dem Marine-Soldaten Luke Morrow (Nicholas Galitzine) findet, der eine düstere Vergangenheit zu haben scheint. Die beiden vereinbaren eine Fake-Ehe, um sich dadurch staatliche Vorteile zu sichern – nur drei Tage, bevor Luke im Irak stationiert wird.
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Der Film ist noch nicht einmal einen Monat alt, und trotzdem habe ich ihn schon mehrmals geschaut – und gerate jedes Mal ins Schwärmen, wenn die Grenze zwischen Fake-Romanze und echter Liebe verschwimmt. Diese Schwärmerei wird natürlich dadurch verstärkt, dass hier ein gutaussehender Mann in Uniform einer Frau Respekt erweist („Ist das okay?“, fragt er sie, bevor sie zum ersten Mal miteinander schlafen) und sie beruflich ermutigt („Lass sie erstmal ein Rockstar werden, okay? Danach die Kinder“, stellt er gegenüber aufdringlichen Verwandten klar). 
Wenn der Film nur aus solchen Szenen bestünde, wäre ich total begeistert. Schließlich ist er ein positives Beispiel in einem Genre, das oft frauenfeindliche Klischees bedient. Und das scheine nicht nur ich so zu sehen: In 93 Ländern schaffte es Purple Hearts auf den ersten Platz der Netflix-Charts.
Trotzdem steckt in diesem Film ein Element, das von seinen vielen Fans nur wenig Aufmerksamkeit zu bekommen scheint – und das ich als arabisch-australische Autorin, die sich für positive diverse Repräsentation in den Medien einsetzt, nicht einfach ignorieren kann.
Damit meine ich die Darstellung der amerikanischen Militärpräsenz im Irak sowie seine Message, US-Marines würden dort ihre Leben riskieren, um ihr eigenes Land zu „verteidigen“ – eine verstörende Behauptung, die im Film an keiner Stelle angezweifelt wird, obwohl wir heute wissen, dass die amerikanische Invasion des Irak mithilfe von Stereotypen und erdichteter Geschichten gerechtfertigt wurde.
Ein Beispiel: Luke fragt Cassie: „Was glaubst du, wie sich die Frauen im Irak fühlen?“, obwohl die amerikanische Präsenz im Irak überhaupt nichts mit Frauen zu tun hatte. Obwohl die Invasion das Land destabilisierte und zum Teil zum Aufstieg des IS (Islamischer Staat) beitrug, glaubt Luke fälschlicherweise, seine Truppe sei im Irak, um Amerikaner:innen vor dem Terrorismus zu schützen. Und das, obwohl die Truppen eigentlich dort sind, um die irakischen Sicherheitskräfte zu beraten, zu trainieren und zu unterstützen, während sie versuchen, ihr Land wieder aufzubauen.
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Cassies Widerworte wären da die perfekte Gelegenheit gewesen, um das Narrativ der „weißen Retter:innen“ und die Verherrlichung des Lebens im Militär etwas differenzierter zu diskutieren – doch enttäuscht der Film an dieser Stelle. Cassie und Luke kommen gar nicht dazu, ihre Diskussionen  (über Waffengesetze, Feminismus oder illegale Einwanderung, zum Beispiel) wirklich zu Ende zu führen, weil sich Purple Hearts eben zeitgleich auch auf Cassies aufstrebende Gesangskarriere konzentriert. Das bedeutet für uns als Zuschauer:innen aber eben, dass wir gar nicht die Chance bekommen, die Unwahrheiten im Kriegs-Narrativ zu hinterfragen.
Das ist vor allem in einer Szene bedenklich, in der ein Soldat seinem Team mit den Worten zuprostet: „Auf die Araber, die wir da unten jagen werden, Baby!“ Als Cassie daraufhin (zurecht!) wütend aufsteht, fordert Luke sie auf, sich hinzusetzen, anstatt den rassistischen Spruch zu kritisieren. Interessanterweise ist das auch die einzige Szene im Film, in der sich Luke offen misogyn verhält – wenig überraschend ist, dass es in Gesellschaft anderer Marines passiert.
Welche Message soll uns das vermitteln? Dass wir Männer in Uniform niemals hinterfragen sollten, weil sie eben einfach zu „bescheuertem Gelaber“ neigen – und auch nicht die Storys, die uns unsere Regierungen im Zusammenhang mit ihrer Kriegstreiberei erzählen? 
Die Invasion des Irak (und auch von Afghanistan, wo wir schon mal dabei sind) hatte desaströse Konsequenzen, die sich bis heute auf diese Region auswirken. Diese Realität falsch darzustellen ist eine Beleidigung all derjeniger, die in diesem Konflikt starben oder deren Leben sich dadurch für immer veränderten.
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Indem Purple Hearts die reale Vergangenheit mit Klischees und heldenhaften Storys übermalt, riskiert der Film, die Geschichte umzuschreiben. Und diejenigen von uns, die sich an damals noch erinnern, sollten die Realität nicht in Vergessenheit geraten lassen. Diese Mythen und Stereotypen können dafür sorgen, dass ganze Communitys verteufelt werden. Araber:innen in aller Welt haben das selbst schon erlebt – und sollten es nie wieder erleben müssen.
So viel Spaß, wie ich beim Schauen von Purple Hearts auch hatte, muss ich sagen: Der Film sollte immer durch eine kritische Linse gesehen werden, denn er ist eben nicht bloß eine Gute-Laune-Lovestory. Er ist eine Erinnerung daran, dass Kriegs-Narrative niemals immun gegen Kritik sein sollten – ganz egal, wie positiv sie sich erstmal anhören. Ob du nun Soldat:in bist oder nicht: Wir alle haben es in der Hand, etwas Gutes in dieser Welt zu tun. Und das geht auch, indem du den Mund aufmachst, wenn sich jemand frauenfeindlich oder rassistisch äußert.
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