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Wir haben uns 2 Monate nur online gedatet – das kam dabei raus

Dass Dating in letzter Zeit etwas anders ausgesehen hat als früher, ist wohl eine Untertreibung. Die Pandemie hat diejenigen von uns, die im Moment nach einer/m Partner*in suchen, gezwungen, das Konzept namens „Slow Love“ zu praktizieren – ob sie wollten oder nicht. Statt Dates gibt es jetzt Videoanrufe und Treffen, die immer wieder verschoben werden. Bei ,,Slow Love“ wird das Tempo runtergefahren. Aber das schenkt uns auch mehr Zeit, eine Person wirklich kennenzulernen.
Für OkCupid ist das Konzept „Slow Love“ kein neuer Trend - sie ist Teil der DNA der App. Um sich dort anzumelden, müssen eine Reihe von Fragen beantwortet werden, die immer wieder auch überraschen und zum Nachdenken anregen: ,,Tut Deutschland genug, um die Umwelt zu schützen?“, zum Beispiel. Sie fordern die User auf zu überlegen, wie ein potenzieller Partner wohl dieselbe Frage beantworten würde (legt man Wert auf dieselben Ansichten oder führt man gerne lebhafte Debatten?). Wie viele Übereinstimmungen man mit einem Match hat, wird einem am Ende in Prozent angegeben. Je höher der Prozentsatz, desto mehr Vorlieben, Interessen, Persönlichkeitsmuster und Ansichten hat man gemeinsam. Das legt dann auch nahe, beim ersten Treffen etwas mehr Substanz erwarten zu können, als die Feststellung, dass man vielleicht einfach nur das Haustier auf dem Profilbild eines Matches ganz süß fand, mehr aber auch nicht.
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Joanna and Pia leben und arbeiten beide in Berlin. Die beiden hatten sich zwar früher schon mal gedatet, aber 2020 brachte sie OKCupid ein zweites Mal näher – und dank der Pandemie hat ihre Beziehung einige Meilensteine schneller erreicht als gedacht. Hier haben sie Nina Damsch ihre Geschichte erzählt.

Ein holpriger Start

Joanna: „Im Sommer 2019 begegneten wir uns zum ersten Mal. Das war noch auf einer anderen Dating Plattform. Wir trafen uns so an die sechs bis acht Male lose über ein paar Monate verteilt. Das Interesse war da, aber irgendwie stimmte das Timing nicht. Wir trafen damals auch noch andere Leute, waren auf Parties – wie das Leben eben noch so war 2019. Schnelllebig. Irgendwie hatten wir damals nicht den Kopf für was Ernstes. Als Pia sich dann auch noch in eine andere Richtung commitete, sprich mit einer anderen Person, endeten unsere lockeren Treffen. Und dann kam 2020 und unser Wiedersehen auf OKCupid.“

Eine zweite Chance

Pia: „Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch gar kein OKCupid Profil. Ich hatte generell die Schnauze voll von Dating Apps. Es nimmt schon einfach sehr viel Zeit ein, alle sind super unverbindlich – ich war einfach müde. Aber als meine Mitbewohnerin plötzlich in die Küche gestürmt kam und mir zu rief: ‚Pia, schau mal wen ich entdeckt habe!‘ und da plötzlich das OKCupid Profil von Joanna auf ihrem Handy war, da war die Motivation, es doch nochmal zu probieren, wieder groß. Ich hab mir am selben Abend noch ein Profil erstellt, Joanna gesucht und direkt wieder gematched. Alles war wieder auf Anfang.“
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J: „Meine Reaktion fiel da ein wenig anders aus. Natürlich habe ich mich auch gefreut, dass Pia scheinbar noch – oder wieder – zu haben ist. Aber ich war auch etwas überfordert. Es war ein Gefühlsmischmasch. Denn das hieß jetzt auch, dass ich im Zugzwang war. Swipe ich jetzt nach rechts? Was, wenn sie mich schon weggeswiped hat? Man kommt in der App nämlich nicht weiter, sofern man nicht swiped. Man muss sich entscheiden. Ich warf erstmal mein Handy ans Ende des Betts und wartete ein paar Tage. Aber dann öffnete ich OKCupid natürlich doch wieder und gab ihr ne zweite Chance. Und wir waren ein Match! Schon wieder.“

Erstmal ruhig angehen lassen

P: ,,Wir haben dann erstmal wochenlang geschrieben. Diesmal wollten wir uns bewusst Zeit lassen. Ich bin generell eine, die ziemlich genau weiß, was sie will. Wenn eine Connection nicht vielversprechend wirkt, verschwende ich keine Zeit damit. Wenn ich mich auf jemanden einlasse, dann soll das auch Substanz haben.“
J: „Ich verliebe mich auch nicht super schnell. Wenn ich ein Commitment eingehe, dann muss sich das auch lohnen. Das ist auch das Gute an OKCupid: Man hat mehr Optionen, es bietet schon mehr Substanz. Bei anderen Plattformen hat man nichts als Fotos, aufgrund derer man sich entscheiden muss, ob man die Person mag oder nicht. Oft gibt es da ja auch so Wackelkandidaten. Mir hat sehr geholfen, in den Fragebogen gucken zu können und einen wirklichen Eindruck zu bekommen, wie diese Person so drauf ist. Zum Beispiel gab es da die Frage: „Are you in favor of Angela Merkel?“ Das fand ich spannend. Wenn man dann sieht, dass man „nur“ 40 Prozent Match mit jemanden hat, überlegt man vielleicht, ob man die Person wirklich näher kennen lernen will. Bei uns waren es glaub ich 93 Prozent. Aber trotzdem ließen wir es erstmal langsam angehen und trafen uns erstmal nicht. Das hatte natürlich mit Corona zu tun, aber nicht nur.“
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P: ,,Ich finds normalerweise gut, die Person recht schnell zu treffen. Zumindest zum Spazierengehen. Der Realitäts-Check eben. Aber uns hat es voll gut getan, das hinauszuzögern. Zwei Monate nur zu schreiben und sich nicht zu treffen gab uns die Möglichkeit, uns einander anzunähern und die andere Person erstmal an dem Punkt abzuholen, wo sie gerade ist. Allein zu sehen wie die andere Person mit Corona umgeht, war schon spannend und aussagekräftig darüber, wie die Person so drauf ist. Wir hatten viel mehr Zeit uns abzutasten. Ein richtiger Neustart.“
J: ,,Priorisieren und selektieren kann etwas Schönes sein. Auch wenn wir in gewissem Maße dazu ‚gezwungen‘ wurden. Denn dadurch weiß man, dass einem das Treffen und die Person wirklich wichtig ist. Es gibt einem eine andere Sicherheit. Eine andere Wertschätzung. Wenn man sich mal unser Dating-Verhalten 2019 anguckt, im Vergleich zu jetzt, sieht man, wie wichtig Timing ist. Wir waren sehr eingebunden in unsere individuellen Leben, beruflich als auch dating-wise. Es gab keinen Freiraum, jemanden kennenzulernen, wenn man von diesem Grundrauschen abgelenkt ist.“

Der Beziehungs-Test

P: ,,Der zweite Lockdown war für uns dann zwar das krasse Gegenteil vom ,,Slow Dating“ am Anfang, aber auch in gewisser Weise ein ‚Blessing in disguise‘. Wir hatten immer theoretisch darüber geredet, was wäre, wenn es wieder einen Lockdown gäbe. Und als es dann soweit war, wurden wir auf die Probe gestellt. Der Lockdown war ein Verstärker, ein Katapult. Gewisse Themen, die in Beziehungen wichtig sind, kamen durch das enge, nahe Zusammenleben schneller auf, als sonst. Parallel zu arbeiten, in der gleichen Wohnung zu sein, einen Alltag bestreiten – das hat man normalerweise erst nach einigen Monaten oder Jahren Beziehung. Wir bestritten das zusammen und am Ende fühlte es sich sogar ein bisschen an wie Urlaub.“
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J: ,,Das war eine Herausforderung, die alle Beziehungen irgendwann meistern müssen, die wir durch den Lockdown aber schon viel früher angegangen sind: Wie bewahrt man sich in der Routine und dem Alltag das Besondere? Auch wenn wir zusammen im Lockdown waren, dateten wir uns weiterhin. Wir knüpften Makrame, legten Tarotkarten, kochten gemeinsam, veranstalteten Movienights mit einem Beamer.“

Future Plans

P: ,,Und trotzdem liegt noch so vieles vor uns, das normalerweise nach drei, vier Dates spätestens passiert, was wir aber noch nicht machen konnten. Tanzen gehen zum Beispiel. Urlaub machen. Da freuen wir uns jetzt drauf. Auf das erste Mal im Club zusammen rumschwofen. Alles eben zu seiner Zeit.“
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