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Wie oft sollte ich eine:n Ex zurücknehmen?

Ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten von uns irgendwann im Laufe des Lebens mal eine On/Off-Beziehung durchmachen. (Naja, es sei denn, du hast das Glück, deine:n Traumpartner:in schon ganz früh zu finden.) Ich jedenfalls hatte definitiv diesen einen Partner, zu dem ich über Jahre hinweg immer und immer wieder zurückkehrte.
Dieser Ex und ich waren überhaupt nicht kompatibel. Wenn ich ehrlich bin, liebten wir uns wohl nicht mal. Wir schafften es nie, länger als drei Monate am Stück zusammenzubleiben, ohne dann doch wieder getrennte Wege zu gehen. Wir kamen also wohl nie so richtig aus der „Flitterwochenphase“ raus – und hatten demnach auch nie eine richtige, stabile Beziehung.
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Im Laufe von zwei Jahren trennten wir uns fünfmal.
Das erste Mal, als wir wieder zusammenkamen, fühlte sich das an wie die richtige Entscheidung. Wir hatten uns nach einem großen Streit überstürzt getrennt, und fragten uns danach beide: „Wie könnte diese Lovestory aussehen, wenn wir nicht so schnell aufgegeben hätten?“ Aber bei all den darauffolgenden wieder aufgewärmten Beziehungen war ich mir nie so sicher. Ich kehrte immer wieder zu ihm zurück, weil ich glaubte, den Typen zu lieben – als es dann aber doch ein paar Wochen später in die Brüche ging, war ich nie sonderlich überrascht.
Es ist wirklich schwierig herauszufinden, ob die Rückkehr zu einem:einer Ex (oder der Versuch, ihn oder sie wieder für dich zu gewinnen) eine gute Idee ist oder nicht. Niemand will sich immer und immer wieder das Herz brechen (lassen); gleichzeitig ist es aber auch superschwer, eine Beziehung hinter dir zu lassen, von der du vermutest, diesmal könnte sie vielleicht wirklich funktionieren.
Ich habe mich mit der Sex- und Beziehungsexpertin Georgia Grace darüber unterhalten, wie wir zumindest halbwegs beurteilen können, wann es an der Zeit ist, eine Ex-Beziehung loszulassen.

Warum endete die Beziehung?

Die erste Frage, die Georgia zu stellen empfiehlt, ist die danach, warum die Beziehung überhaupt in die Brüche ging. Es ist leicht, im Nachhinein den Grund für eure Trennung aus den Augen zu verlieren, wenn du gerade unter einem gebrochenen Herzen leidest, dich durch alte Pärchenfotos scrollst und an dem T-Shirt riechst, das er oder sie bei dir vergessen hat.
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Also: Warum endete eure Beziehung? Denk dabei nicht nur an den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, sondern daran, was euch überhaupt dorthin gebracht hatte – habt ihr euch dauernd gestritten? Warst du während der Beziehung glücklicher oder unglücklicher als jetzt? Ist jemand fremdgegangen oder hat sich auf eine Art verhalten, die du damals als unverzeihlich empfunden hast? Und könntest du der Person inzwischen dafür verzeihen? 
Kurz gesagt: Wirf nochmal einen kritischen Blick auf all die Gründe für die Trennung – und überlege dir, ob sie weiterhin gültig sind.

Was hat sich seitdem verändert?

Die zweite Frage, die du dir stellen solltest, ist: „Hat sich seitdem etwas geändert?“ Irgendetwas hat euch zur Trennung geführt – was müsste sich also geändert haben (oder noch ändern), damit ihr es nochmal versuchen könnt?
„Es gibt viele Anzeichen, auf die du achten solltest“, meint Georgia. „Verhaltet ihr euch inzwischen beide aktiv anders, und seid ihr beide fest entschlossen, in Zukunft etwas anders zu machen? Tut beiden Parteien leid, was beim letzten Mal schief lief? Übernehmt ihr beide dafür die Verantwortung? Bemüht ihr euch, eure Kommunikation zu verbessern, eure jeweiligen Grenzen zu respektieren und sicherzustellen, dass ihr euch beide wohl und geborgen fühlt?“
Das alles sind große, schwerwiegende Fragen, die du dir erst einmal selbst stellen solltest, bevor du sie an deine:n Ex richtest. Wenn ihr euch trefft, um darüber zu sprechen, ob sich etwas verändert hat, solltest du mit offenen Augen in dieses Gespräch gehen – ohne Erwartungen. Es passiert schnell, dass wir ein solches Treffen mit großen Hoffnungen angehen. In dem Fall hörst du dann aber eher das, was du hören willst – nicht das, was tatsächlich gesagt wird.
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Was brauchst du?

Wenn es in eurer Beziehung zum Vertrauensbruch kam, wirst du von deinem:deiner Partner:in einiges verlangen müssen, um dich in Zukunft mit ihm oder ihr sicher zu fühlen. „Wenn das Vertrauen verletzt wurde, müsst ihr darüber sprechen“, meint Georgia.
Es reicht nicht, dass dir diese Person fehlt. Die alten Gefühle der Unsicherheit und des Verrats werden sicher früher oder später wieder auftauchen – und das ist quasi eine Garantie für noch mehr Herzschmerz. Anstatt deine Ängste zu verschweigen, solltest du sie daher ganz offen ansprechen. „Teile deine Erfahrungen und nutze Sätze, die mich ‚Ich‘ beginnen“, empfiehlt Georgia.
Wenn das Vertrauen andersrum gebrochen wurde (im Sinne von: Du warst dafür verantwortlich), ist es wichtig, die Gefühle deines:deiner Ex zu verstehen. „Wenn dein:e Ex dir seine:ihre Perspektive geschildert hat, gehe wiederholend darauf ein, um zu zeigen, dass du zugehört hast und verstehst, was gesagt wurde – zum Beispiel, indem du etwas sagst wie: ‚Ich verstehe, warum es dir so ging.‘“

Hat eure Beziehung funktioniert?

Genauso, wie wir leicht vergessen, wieso wir uns eigentlich getrennt haben, neigen wir auch dazu, die Probleme einer Beziehung im Nachhinein auszublenden. Bevor du deinem:deiner Ex eine wehmütige Nachricht schickst, solltest du dir daher gründlich überlegen, ob eure Beziehung überhaupt gut funktioniert hat.
„In einer ungesunden aufgewärmten Beziehung kommt es beispielsweise immer wieder zu denselben Streitigkeiten, ohne dass sich etwas verändert. Oder aber beide Partner:innen konzentrieren sich mehr auf das Potenzial einer Beziehung anstatt auf die tatsächliche Situation. Vielleicht hängst du auch nur deswegen noch an deinem:deiner Ex, weil du unter äußerem Druck leidest und dir beispielsweise etwas einredest wie: ‚Ich sollte in meinem Alter in einer Beziehung sein‘, oder: ‚Alle meine Freund:innen heiraten gerade‘“, sagt Georgia.
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Keine Beziehung ist perfekt, und jede Beziehung hat ganz eigene Probleme. Hey, wir sind alle nur Menschen! Es gibt aber sehr wohl Probleme, an denen wir arbeiten können – und solche, die hoffnungslos sind. Wenn ihr immer und immer wieder versucht habt, eure Beziehung wiederzubeleben, und es einfach nicht klappt, ist es vielleicht an der Zeit, sie loszulassen.

Was halten deine Freund:innen davon?

Diese Frage ist kompliziert, weil es in einer Beziehung natürlich um die Leute darin geht, nicht um Außenstehende. Trotzdem liegt unseren engsten Freund:innen natürlich unser Wohlergehen am Herzen, und oft sehen sie auch Dinge, die wir selbst nicht erkennen.
Ob deine Freund:innen womöglich tiefere Einblicke haben als du, kannst du herausfinden, indem du mehreren von ihnen dieselben Fragen stellst. Antworten sie alle mehr oder weniger dasselbe? Ebenfalls hilfreich: Treffen dich ihre Antworten emotional besonders stark? Wenn sie beispielsweise alle vermuten, deinem:deiner Ex sei nicht zu trauen, entspricht das vielleicht einem Bauchgefühl, das dich selbst schon beschäftigt hat.
„Es kann dir auch dabei helfen, Gefühle zu verarbeiten, dich deinen Liebsten näher und dich sicher zu fühlen. Du musst das definitiv nicht alleine durchmachen“, ergänzt Georgia.
Denke daran, dass dir ihre Meinungen helfen sollen, aber nicht zwangsläufig deine Entscheidung steuern müssen. „Sofern sie keine Therapeut:innen sind, sind ihre Meinungen höchstwahrscheinlich von irgendwelchen Vorurteilen beeinflusst. Sie wollen schließlich (hoffentlich) nur das Beste für dich.“

Ist dir bloß langweilig? Hast du bloß Lust auf Sex? 

Nun zur schwierigsten Frage! Vermisst du diesen Menschen wirklich, oder fällt es dir bloß schwer, die Trennung zu verarbeiten? Selbst die einvernehmlichsten Trennungen können wahnsinnig wehtun und in dir die Frage aufwerfen, ob es nicht besser sei, zu einer kaputten Beziehung zurückzukehren, als allein zu sein.
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Fun Fact: Es ist nie besser. Wenn ich so über meine eigene On/Off-Beziehung nachdenke, wird mir klar, dass die meisten „On“-Phasen nur dadurch entstanden, dass ich total Angst davor hatte, mich wieder in die Dating-Welt zu stürzen. Beziehungen sind bequem, ja – aber nur deswegen zu einer zurückzukehren, um jemanden neben dir auf der Couch zu haben (selbst wenn du vielleicht gar keine Gefühle für diese Person hast), liefert dir nicht das Gefühl der Geborgenheit, nach dem du dich wirklich sehnst.
Wenn dir gerade einfach langweilig ist, such dir eine Beschäftigung. Geh auf Dates, verbring Zeit mit Freund:innen, küss jemanden auf einer Party. Wenn du geil bist, hab einen One-Night-Stand oder ruf eine Person an, von der du weißt, dass sie nur Spaß haben will – nicht deine:n Ex. Wenn du dich einsam fühlst, melde dich lieber bei deine:n Freund:innen, um nicht aus diesem Moment der Schwäche heraus etwas Ungesundes aufzuwärmen. 
Genau genommen gibt es keine konkrete Zahl dazu, wie oft du zu einem:einer Ex zurückkehren solltest. In dir selbst gibt es eine solche Zahl aber sehr wohl – und diese Checkliste kann dir dabei helfen, welche Zahl das sein soll. Wenn du dann doch nochmal was mit einem:einer Ex anfängst, ist das okay! Ich bin fest davon überzeugt, dass wir manchmal in einer Beziehung ein solches Hin und Her durchmachen müssen, bis sie wirklich im Sand verläuft – und wir das auch klar und deutlich erkennen. So oder so wird es dir wehtun. Die gute Nachricht ist aber: Am Ende wird wirklich alles gut, wenn du im entscheidenden Moment das Richtige für dich selbst tust – und für deine:n Ex. 
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All das gilt NICHT für missbräuchliche Beziehungen. Wenn du selbst von Missbrauch betroffen bist oder jemanden kennst, der oder die darunter leidet, kannst du dich beispielsweise unter der Nummer 08000 116 016 oder per Online-Beratung an das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ wenden – ein vertrauliches, kostenfreies 24-Stunden-Beratungsangebot, das anonyme, mehrsprachige und barrierefreie Unterstützung bietet. Eine Liste mit weiteren Ansprechpartnern findest du hier.
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