Nimmst du die Pille? Auf diese Frage antworten die meisten Frauen in ihren Zwanzigern mit einem eindeutigen „Ja”. Verständlich, denn die Pille erleichtert uns viele Dinge. Die Einnahme ist unkompliziert und bringt zudem ein paar sehr angenehme Nebeneffekte mit sich. Doch welchen Hormoncocktail Frauen täglich zu sich nehmen & welche Neben- und Nachwirkungen auftreten können, das wird häufig zu wenig oder gar nicht thematisiert. Wir finden, es fehlt eine angemessene Informationspolitik! Diese Kluft wollen wir schließen und läuten nach ausgiebiger Recherche und Gesprächen mit Expert*innen die Themenwoche „BitterSweet” rund um die Antibabypille ein, um dich umfassend und differenziert zu informieren.
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Sex kann schön sein, Kinder auch, aber wer das eine hat, will nicht zwangsläufig auch das andere. Dass der Wunsch, Sex zu haben ohne schwanger zu werden, nicht erst seit 1961, mit Einführung der Pille in Deutschland, ein Thema ist, sondern bis in die Antike zurückgeht, zeigen wir in einem kleinen Schnelldurchlauf zum Thema Verhütung.
3000 v. Chr.: Einfallsreich: Die ersten Kondome sind aus Fischblasen, Leinenhüllen und Tierdärmen.
1550 v. Chr.: Einer alten Überlieferung zufolge stecken sich Frauen im alten Ägypten und Mesopotamien vor dem Sex eine Mischung aus Honig, Akazienblättern und Watte in die Vagina, um Spermien abzublocken.
1855: Die ersten Gummikondome kommen auf den Markt, nachdem Charles Goodyear (genau, der von den Autoreifen) 1839 die Vulkanisation des Kautschuks perfektionierte.
1873: Im US-amerikanischen Kongress wird ein Gesetz verabschiedet, das als Comstock Law in die Geschichte eingeht. Es verbietet das Versenden von Empfängnisverhütungsmitteln, da diese von da an offiziell als „obszön“ gelten.
1909: Der Arzt Richard Richter entwickelt das erste Verhütungsmittel, das in die Gebärmutter eingepflanzt wird.
1916: Die Krankenschwester und Verfechterin für Empfängnisverhütung Margaret Sanger eröffnet in den USA die erste Klinik für Familienplanung und Geburtenkontrolle. Sie wird kurz danach verhaftet, weil sie Informationsmaterial über Verhütung verteilt hat. Sanger ist nicht unumstritten, da sie zwar als Frauenrechtlerin gilt, sich aber auch für eugenische Zwangssterilisation einsetzte.
1930: Der österreichische Mediziner Hermann Knaus und der Japaner Kyusaku Ogino entdecken zeitgleich, aber unabhängig voneinander die fruchtbaren Tage rund um den weiblichen Eisprung.
1951: Carl Djerassi entwickelt das erste künstlich hergestellte Gestagen und daraus den Prototypen der Anti-Baby-Pille.
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1960: Die Pille wird in den USA als Medikament zugelassen.
1961: Die Pille kommt in Deutschland auf den Markt. Sex, Ehe und Kinder gehören in der öffentlichen Meinung in Nachkriegsdeutschland unumstößlich zueinander. Deswegen wird die Pille offiziell als „Mittel zur Behebung von Menstruationsstörungen“ verwendet und zunächst auch nur verheirateten Frauen verschrieben. Alle anderen Frauen müssen sich die Pille über Umwege über Mütter, Schwestern und Freundinnen besorgen.
1972: Während die Pille in der BRD ein moralisches Reizthema bleibt, wird sie seit Markteinführung in der DDR 1965 allen Frauen, die sie nehmen wollen, ob verheiratet oder unverheiratet, verschrieben. Ab 1972 sogar gratis.
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1988: Die erste Kupferspirale kommt als hormonfreie Methode zur Langzeitverhütung auf den Markt.
1993: Eines der ersten weiblichen Kondome namens Reality kommt auf den Markt.
1998: Die Pille danach kommt in Deutschland auf den Markt.
2003: Der Vaginalring kommt in Deutschland auf den Markt.
2012: Die US-Regierung unter Obama erlässt im Zuge von Obamacare ein Gesetz, nach dem Angestellte die Pille und andere Verhütungsmittel kostenlos über die Versicherung ihrer Arbeitgeber erhalten. Dieses Gesetz ist ein Kompromiss. Nach einer heftigen öffentlichen Kontroverse schließt es die Mitarbeiter kirchlicher Krankenhäuser, Schulen und andere religiöser Institutionen aus.
2015: Die Pille danach ist in Deutschland rezeptfrei erhältlich. Damit ist Deutschland eines der letzten europäischen Länder, das die Rezeptpflicht aufhebt.
2017: US-Präsident Trump ändert das Gesetz aus dem Obamacare-Paket von 2012. Seitdem sind Arbeitgeber des Privatsektors nicht mehr gesetzlich verpflichtet, einen Krankenversicherungsschutz anzubieten, der Verhütungsmittel beinhaltet.
Heute: In Deutschland müssen gesetzlich versicherten Frauen, die das 20. Lebensjahr überschritten haben, ihre Verhütungsmittel weiterhin selbst bezahlen.
Die Zukunft: Forscher*innen arbeiten immer noch an der Entwicklung der Pille für den Mann.
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