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Wie Mode mein Leben verändert hat… mit Rianna & Nina

Rianna & Nina
Um sich von der Masse abzuheben, behaupten viele Modemarken, dass ihre Designs grundlegend verschieden sind als das, was die Konkurrenz gerade macht. Auf den ersten Blick mag das oft noch stimmen, bei genauer Betrachtung verfallen die meisten den gleichen Trends und Strukturen. Rianna + Nina bilden da eine wirkliche Ausnahme. Aus der Begeisterung für seltene, hochwertige Vintage-Stoffe der Gründerinnen Nina Kuhn und Rianna Kounou hat sich innerhalb von gerade mal drei Jahren ein Brand entwickelt, das für Luxustaschen, Interior, Kimonos und demnächst sogar eine eigene Printlinie steht.
Wiedererkennbar ist dabei jedes einzelne Stück, denn Rianna + Nina haben ihre eigene Lifestyle-Welt erschaffen - und das ganz ohne Hype aber mit viel Liebe und Leidenschaft. Zum Launch der ersten Taschen 2014 standen zwar alle Trendzeichen auf Minimalismus, doch davon haben sich die beiden Frauen nicht verunsichern lassen. Das wird jetzt belohnt. Wie sie es vom Vintage Store in den Vogue Salon geschafft haben, obwohl in der Kindheit eher die Brigitte auf dem Couchtisch lag, berichtet Nina Kuhn in unserer neuen Folge Wie Mode mein Leben verändert hat.
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Mode hat in meinem Leben schon von klein auf eine große Rolle gespielt, auch wenn meine Mama nie eine Hermes-Tücher/Kroko-Taschensammlung/Pelz-Lady war. Meine Familie fragt sich bis heute, woher ich schon immer diese Begeisterung hatte, aber vielleicht hat mein offenes Elternhaus einfach dazu beigetragen, dass ich mich entwickeln durfte, wie ich wollte. Ich hatte nie eine modische Rebellionsphase und meine Eltern waren sowieso sehr tolerant, was viele Dinge anging. In meinem beschaulichen zu Hause wurde zwar eher Brigitte als Vogue gelesen, trotzdem habe ich mich schon immer für Mode und besondere Stücke interessiert.

Berlin hat viele Möglichkeiten, doch was Jobs in der Mode angeht, ist es nicht sehr vielseitig. Und ich war natürlich wählerisch geworden.

Wenn es bei uns in der Gegend Ausstellungen über Design oder Schmuck gab, dann wollte ich da sofort hin. Antikmärkte durchstöbern oder im Trödel wühlen - dieses Gefühl eine Schatzsucherin zu sein, habe ich schon immer geliebt. Mein Stil war dabei schon immer eigenwillig. In der Grundschule habe ich Hüte getragen, aufs Gymnasium bin ich dann mit einer Schlaghose aus Kuhfellimitat und mehr Schmuck war für mich schon immer mehr.
Mit 12 habe ich dann eine alte Levi’s 501 Stone Washed Jeans gekauft und war seitdem komplett vom Vintage-Fieber infiziert. Wer hat die wohl vor mir besessen? Was hat das Teil schon erlebt, bevor es in meinem Kleiderschrank gelandet ist? Das sind Fragen die ich mir heute noch immer stelle, wenn ich ein neues Vintage-Teil erstehe. Neue Kleidung löst diese Begeisterung nur schwer bei mir aus. Ich bin zwar up-to-date, was die neuesten Kollektionen angeht, aber ich habe sehr selten das Bedürfnis, etwas davon zu kaufen. Das meiste ist leider einfach so wahnsinnig austauschbar und es langweilt mich zu Tode zu wissen, dass es in drei Monaten mit einem Sale-Schild auf der Stange hängt.
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Berlin hat viele Möglichkeiten, doch was Jobs in der Mode angeht, ist es nicht sehr vielseitig.

Dann lieber in der Vergangenheit schwelgen. Darüber habe ich auch meine Bachelor-Arbeit während meiner Unizeit in Berlin geschrieben: “Der Wandel der Mode von den 60er Jahren bis heute unter Betrachtung von politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Ereignissen”. Das hat dann auch den Grundstein gelegt, mich beruflich hauptsächlich mit Mode auseinanderzusetzen. Mein Praxissemester habe ich in New York beim Designer Bill Blass gemacht und konnte so hautnah bei der New York Fashion Week dabei sein. Nach meinem Bachelor-Abschluss hat es mich nach München zu BMW ins Fashion- und Kooperations- Department von Mini verschlagen und direkt im Anschluss für vier Monate nach Paris. Eigentlich wollte ich dort einen Französischkurs machen, bin dann aber bei Obo Global gelandet, die damals fast alle Fashion Shows produziert haben. Das war eine herrliche Zeit.
Rianna & Nina
Weiter ging es nach Mailand, wo ich meinen Master an der Bocconi Universität in Fashion und Design Management gemacht habe. Dann hat es gereicht mit den Ausflügen ins Ausland und mich hat wieder die Sehnsucht nach Berlin gepackt. 2010 bin ich zurück gekommen und habe als Marketingassistentin in den Galeries Lafayette angefangen. Super Team, super Job, da war ich sehr happy. Nach anderthalb Jahren wurde mir dann die Stelle der Marketing- und Kommunikationsleiterin angeboten, was natürlich der Hammer war. Ich war 28 und habe mich da einfach reingeworfen und geschaut, was passiert. Zum Glück hatte ich genau die richtigen Leute um mich herum und wir haben uns einfach jeden Tag gefreut, gemeinsam das Büro zu teilen. Noch heute sind wir eng befreundet.
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Zwei Jahre später hat es mich dann aber doch gepackt, ich hatte viel gelernt und war bereit weiter zu ziehen. Nur wohin, war die große Frage. Berlin hat viele Möglichkeiten, doch was Jobs in der Mode angeht, ist es nicht sehr vielseitig. Und ich war natürlich wählerisch geworden. Bisher haben sich in meinem Leben viele Dinge wie durch Zufall ergeben oder glücklich gefügt. Ich hatte zwar immer ein gewisses Ziel vor Augen, aber keinen klaren Weg und habe mich von Begegnungen und Bauchgefühl leiten lassen. Somit war ich zuversichtlich, dass mir auch diesmal wieder etwas zufällt, wenn ich nur die Augen offen halten würde.

Wir machen alles selbst und konnten uns so von Anfang an den besten Überblick verschaffen und genau überlegen, wohin wir gehen möchten.

Und dann kam der Moment, der alles verändert hat. Bei einer Vintage-Möbelmesse im Postbahnhof habe ich Rianna kennengelernt. Wir konnten uns gar nicht übersehen, weil wir die beiden buntesten Menschen im Raum waren und standen dann irgendwann neugierig voreinander. Im Gespräch hat sie mir von ihrem Vintage-Laden "Rianna in Berlin" erzählt, den sie da schon seit sechs Jahren hatte. Ich konnte gar nicht glauben, dass ich den noch nicht kannte, wo ich doch immer als erstes nach Vintage suche, sobald ich in eine Stadt komme. Aber vielleicht musste das auch so sein, dass wir uns genau zum richtigen Moment kennen gelernt haben.
Als ich Rianna zum ersten Mal in ihrem Laden besucht habe, bin ich fast umgefallen. Es ist der schönste Vintage-Laden überhaupt. Die Idee zu unserem gemeinsamen Label entstand dann bei einem Dinner bei ihr zuhause. Wir haben stundenlang gequatscht, Wein getrunken und rumgesponnen und sind von einer Idee zur nächsten gekommen. Uns war sofort klar, dass wir etwas zusammen machen müssen. Wir haben zwar ganz verschiedene Backgrounds, aber trotzdem verbinden uns die gleichen Vorstellungen und der gleiche Geschmack. Nach wenigen Monaten haben wir uns dann entschieden, unser eigenes Mode- und Interior-Label zu starten. Ich habe an Weihnachten über alles nachgedacht und wusste schnell: das will ich. Meine Mama war erst schockiert. Sie hat nur gesagt: Du kannst doch nicht mit irgendeiner wildfremden Frau einen Kissenladen aufmachen. Sie fand einfach, dass das nicht der richtige Weg ist nach meinem Studium und der Position als Marketingchefin. Typische Mamasorgen. Für Rianna und mich war aber von Anfang an klar, dass wir nicht einfach nur einen Store in Berlin haben wollen, sondern ein Label etablieren möchten.
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Rianna & Nina
Rianna ist gebürtige Griechin und lebt seit 2009 mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Berlin. Sie hat einen super spannenden Background, hatte DEN Vintage-Laden in Athen, einen Kostümverleih, hat Filme und Stars ausgestattet, mit Magazinen gearbeitet und ist als Einkäuferin für eine Vintage-Kette um die Welt gereist. Sie liebt Tücher und hat einen ganz besonderen Look. Auch Riannas Eltern arbeiten schon immer mit Vintage-Stoffen und ihre Mutter ist unglaublich kreativ. Sie macht den schönsten Schmuck, den man sich vorstellen kann und wir haben das Glück, dass sie uns immer Stücke für unsere Ausstellungen oder Präsentationen designt.
Als wir unser Brand dann gestartet haben, war eher minimalistisches Design in Richtung Céline total angesagt. Das war aber nie unser Ding. Wir wussten, dass unsere Mode ganz anders aussehen wird. Trotzdem hatten wir kein klares Konzept, als wir gestartet sind. Wir sind einfach unserem Gefühl gefolgt. Wir wollten Rianna und Ninas Welt zum Leben erwecken. Mode ist da natürlich nicht alles, Interior gehört genauso dazu. Also haben wir viel ausprobiert und geschaut, was funktioniert. Es geht nicht um eine Kollektion pro Saison. Eigentlich eine sehr moderne Herangehensweise, die im Einzelhandel aber noch nicht so richtig funktioniert.

Wir glauben daran, dass ein bedächtigeres Wachstum ein gesünderes Wachstum ist.

Wir wählen die Läden, wo wir sein wollen, ganz gezielt aus. Wir können einfach nicht lange im Voraus sagen, wie unsere neuen Stücke in sechs Monaten aussehen werden. Die Stores müssen uns vertrauen und bestellen, weil sie wissen, dass das was kommt, zu ihrem Sortiment passt. Eine solche Beziehung aufzubauen, braucht Zeit. Mittlerweile verkaufen wir weltweit und haben es wirklich in die besten Stores geschafft, worauf wir wahnsinnig stolz sind zum Beispiel im Kadewe, bei Browns London, Joyce Hongkong, Moda Operandi und anderen von L.A. bis Mykonos und Capri.
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Wir machen alles selbst und konnten uns so von Anfang an den besten Überblick verschaffen und genau überlegen, wohin wir gehen möchten. Ich bin für Sales, PR, Marketing und das Business im Allgemeinen verantwortlich. Rianna übernimmt den Designteil. Das funktioniert perfekt. Wir tauschen uns aus, ohne uns dabei in die Quere zu kommen. Durch unseren Laden, mit dem wir vor anderthalb Jahren auf die Torstraße gezogen sind, haben wir von Anfang an Kontakt zu unseren Kunden gehabt, ihren Stil und ihre Wünsche verstanden. Unsere Kundinnen sind dabei so verschieden. Da ist zum Beispiel eine ehemalige Sportlehrerin, die heute 77 ist. Eine Sängerin aus Tel Aviv oder eine Künstlerin aus Kopenhagen. Viele unserer Kundinnen haben nicht so Lust auf Mainstream und sie wissen auch unsere besondere Story zu schätzen. Das finden wir großartig.
Natürlich ist uns bewusst, dass wir uns preislich mittlerweile im Luxussegment befinden und daher nur eine gewisse Klientel bedienen können. Alle unsere Teile sind Einzelstücke und werden aus Vintage-Stoffen und Vintage-Seidentüchern von Hand in Berlin gefertigt. Das ist natürlich für uns wahnsinnig teuer, was Produktion und Materialeinkauf angeht. Wir arbeiten einfach nur mit den besten Stoffen. Es gibt genug Schrott auf dem Markt. Wir schütteln oft den Kopf, wenn selbst teure Labels in Billigländern produzieren lassen. Das war uns von Anfang an klar, dass das für uns nicht in Frage kommt. Die Zeit seit Launch unserer Labels war turbulent. Manchmal ging es uns zu langsam und dann wieder richtig schnell. Wir glauben dennoch daran, dass ein bedächtigeres Wachstum ein gesünderes Wachstum ist. Wir wollen gar nicht zu schnell hoch gepusht werden. Wir wollen lieber in den richtigen Läden stehen anstatt überall. Dafür nehmen wir auch eine längere Wartezeit in Kauf.
Zwei fremde Frauen haben hier ganz spontan etwas gestartet und es funktioniert so gut bei uns. Letztes Jahr wurden wir für den Vogue Salon ausgewählt und durften unsere Kollektion zur Fashion Week im Kronprinzenpalais präsentieren. Seit Januar sind wir fester Teil des Berliner Mode Salons und somit eines von ungefähr 40 Labels, die sich in Deutschland etabliert haben. Hier treffen wir Presse, Einkäufer und Meinungsmacher und sehen das als beste Plattform um unsere Entwicklung zu zeigen. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal eine eigene Präsentation und zeigen dort unsere neue Kollektion. Und auch hier haben wir uns einen langgehegten Wunsch erfüllt: Eine Kollektion, die komplett aus eigenen Prints entstanden ist, mit Stoffen, die in Como produziert wurden. Wir freuen uns so sehr und möchten jetzt schon jedes Teil selbst im Schrank haben.
Die letzten drei Jahre haben uns gezeigt, dass man bei aller Voraussicht nicht zu viel planen sollte und dass es oft die richtige Entscheidung ist, seinem Bauchgefühl zu folgen. Sonst hätten wir uns niemals auf dieses bunte Abenteuer eingelassen und wären diesen Weg miteinander gegangen. Wir sind nicht nur Freundinnen und Geschäftspartnerinnen sondern fast wie Familie. Natürlich birgt diese Situation auch ein gewisses Risiko, aber für uns war von Anfang an klar, dass es für uns nicht anders funktioniert. Es ist wichtig für uns beide, dass wir einander hundertprozentig vertrauen. Wir haben beide gegenseitig noch nie aneinander gezweifelt - sei es als Geschäftspartnerinnen oder als Mensch. Das ist das Schönste, was einem passieren kann.
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