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Fassungslosigkeit: Warum der Begriff Schockstarre nun auch ins Englische gehört

Getty Images
Zustand starrer Bewegungslosigkeit bei einem Schock. So lautet die Erklärung für das Wort Schockstarre im Duden – dem Gefühl, das uns seit heute Morgen in Deutschland und in vielen Teilen der ganzen Welt lähmt. Bis die Wahllokale in den USA öffneten, war meine Facebook-Timeline voll mit Witzen über einen Mann, der selbst ein Scherz ist. Die trumpschen Schlagzeilen waren umzingelt von den weinenden Lach-Emojis. Doch wer lacht jetzt? Seit heute Morgen ist meine Facebook-Timeline voll mit weinenden Emojis, gebrochenen Herzen und den Schock-Emojis mit aufgerissenen Augen.
Sprachlosigkeit, Fassungslosigkeit, Schock: Ja, Donald Trump wird tatsächlich der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er legt jetzt los, lässt den hetzerischen Phrasen vielleicht bald Taten folgen – und wir sind plötzlich paralysiert. In Schockstarre eben. Während bei Twitter, Instagram und Facebook #Schockstarre schon um die Welt geht, titelt der Onlineauftritt des Rolling Stones seine Wahlgeschichte mit diesem Begriff, der Online-Auftritt des Vatikans und ebenso das Handelsblatt; die meisten Zeitungen betten das Wort in ihren Artikel zum Trump-Sieg ein und auch der Theologe, Sozialethiker und USA-Experte Gregor Scherzinger brachte den Ausdruck in seinem großen Interview, aus dem auch das Zitat „Der Albtraum vieler ist wahr geworden” stammt. Warum sind wir in #Schockstarre? Um es kurz zu fassen: Es ist die Angst vor Krieg. Die Angst vor Rassismus und Rückschritt. Das Wort passt deshalb so gut zu unserem Zustand, weil wir uns nun hilflos fühlen, bewegungsunfähig. Trump wird nun seinen Weg gehen dürfen und wir gehen zwangsläufig mit. Schadenfreude, Angst, Wiener, Zeitgeist, Doppelgänger, Wunderkind – die Liste der Germanismen im Englischen lässt sich weiter fortführen und sollte ab heute um Schockstarre ergänzt werden.
Ein Wort, das diesen Zustand so zielsicher trifft, gibt es im Englischen nicht. Die Kollegen schreiben „paralyzed by shock", „state of shock" oder sogar noch umständlicher „body goes into lockdown" – dementsprechend könnte das Präsidentschaftswahlergebnis dem englischsprachigen Raum einen weiteren Germanismus schenken. Denn auch die Amerikaner nutzen den Hashtag bereits seit einigen Stunden. Ich wünsche mir noch einen Germanismus: Nächstenliebe. Dieses Wort sagt mehr für mich aus als das englische "charity". Der Gedanke dieses Wortes schließt Menschen ein und nicht aus, die Kraft liegt im Miteinander – und das gehört besonders in die Politik. Und somit soll #schockstarre uns in Deutschland warnen und an die Nächstenliebe appellieren, damit uns die Wahlergebnisse hierzulande nicht auch noch paralysieren werden. Es ist noch nicht zu spät, unsere Zukunft zu formen. Es gibt viele Alternativen für Deutschland, wenn man Nächstenliebe wählt.
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