Es sorgte für einen Donnerschlag: Die Olsen Zwillinge Mary-Kate und Ashley mussten 140.000 Dollar zahlen, um einen Streit zwischen ihrem Modelabel The Row und ehemaligen Praktikanen außergerichtlich beizulegen. Sage und schreibe 185 Ex-Praktis reichten vor rund zwei Jahren die Sammelklage gegen die Holding Dualstar Entertainment ein. Hauptklägerin war die ehemalige Mitarbeiterin Shahista Lalani. Während ihres fünf Monate dauernden Praktikums als Praktikantin bei The Row waren 50-Stunden-Wochen an der Tagesordnung, den harschen Umgangston und schlechte Arbeitsbedingungen bis hin zu einem Krankenhausaufenthalt wegen Dehydrierung gab es noch als Kirsche obendrauf. Und das alles ohne auch nur einen Cent Bezahlung. Das Ende vom Lied wurde nun endlich verkündet: 530 Dollar Entschädigung für alle 185 Praktikanten. On top muss Dualstar Entertainment zudem für die 41.950 Dollar Anwaltskosten der Gegenseite aufkommen. Macht eine satte Summe von 140.000 Dollar.
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Das die Modeindustrie, wenn es um faire Löhne geht, gerne auf beiden Augen blind ist, ist natürlich keine Überraschung. Wir denken an Näherinnen in Bangladesch, die sieben Tage die Woche für unsere Highstreet-Lieblinge schuften. Auch gesundheitsschädliche Methoden wie Färbevorgänge oder das inzwischen immerhin fast überall verpönte Sandstrahlen werden gerne in den fernen Osten ausgelagert. Auf diese Weise ist das Problem nicht nur aus dem Blickfeld der Endkonsumenten verschwunden, es kommt die Marken auch viel billiger, ihre Ware zu produzieren.
The Row sind hier in fabelhafter Gesellschaft. Zum Ringelreihn der bereits von Praktikanten verklagten Designhäusern gehören unter anderem Gucci, Marc Jacobs, Calvin Klein, Oscar de la Renta und Tommy Hilfiger. Ich frage mich, warum man der Zukunft der Branche bereits in ihrer Ausbildung die Botschaft mitgeben muss, dass ihre Arbeit wertlos ist, oder, anders ausgedrückt, dass es Arbeit gibt, die mehr Wert zu sein scheint als andere Arbeit. Es mutet doch dann recht heuchlerisch an, dass ein Designhaus wie Marc Jacobs sich für die Rechte der Frauen einsetzt, die Demokratie und Gleichberechtigung aber bei der kostenlosen Arbeit von Praktikanten aufhört. Es wird außerdem Zeit, dass man dem Nachwuchs Selbstbewusstsein und vor allem Selbstachtung vermittelt und somit klar macht, dass jede Arbeit ihren Wert hat. Ob die einer Praktikantin in New York oder die Arbeit einer Näherin in Dhaka – alle sind Teil eines Ganzen und haben es verdient, dass ihr Beitrag mit Wertschätzung entgegengenommen und bezahlt wird. Kritiker könnten anmerken, dass Shahista Lalani das Praktikum schließlich unter den ihr bekannten Bedingungen angenommen hat und sich daher nicht nachträglich zu beklagen hat. Ich denke, dass ihre Klage ein sehr mutiger Schritt in die richtige Richtung gewesen ist und das Lalani sich mit dieser Aktion nicht unerhebliche Steine in den Weg gelegt hat, was ihre Karriere in der Branche angeht.
In Tanktops umgerechnet beträgt die Gesamtsumme der zu zahlenden Strafe für The Row übrigens gerade mal 560 Stück. Das ist natürlich günstiger, als einen gerechten Lohn zu zahlen.
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