So viele von TikToks „aesthetics“ und Make-up-Trends fallen eher in die Kategorie „traditionell schön“. Umso erstaunlicher ist es, dass gerade diverse Trends immer beliebter werden, die all diese Traditionen und konventionellen Schönheitsideale aus dem Fenster zu werfen scheinen. Der Hashtag #UglyBeauty bringt es auf TikTok inzwischen auf rund 14 Millionen Views und dürfte voraussichtlich einer der größten Beauty-Trends dieses Jahres auf der Plattform werden. Und auch in der Welt der Fashion sammelt die #ManRepeller-Ästhetik Millionen von Views.
Einige von TikToks Content Creators, inklusive Julia Fox, haben sich mittlerweile ganz vom „Male Gaze“, dem männlichen Blick, gelöst. Sie posten immer wieder „männerabstoßende“ Looks und erklären öffentlich, es sei jetzt an der Zeit, „hässlich auszusehen, Klamotten zu tragen, die nicht zu deiner Figur passen… einfach alles zu tragen, was du willst“.
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@juliafox Ooooo I know this is gonna make the broke boys mad #OLDISIN ♬ original sound - Julia fox
Julia Fox lebt aber auch fernab von TikTok nach diesem Motto und tauchte auf dem roten Teppich beim Filmfestival in Cannes zum Beispiel in einem Outfit aus transparenter Plastikfolie und einer gefiederten Mütze und mit einem Avantgarde-Make-up aus weißem Puder und schwarzem Lippenstift auf.
Auch Promis wie Doja Cat setzen auf die Hilfe professioneller Make-up-Artists wie Laurel Charleston, um die Schönheitsideale von traditionellem, glamourösem oder schlichtweg „hübschem“ Make-up anzufechten. Das Ergebnis sind einige der kreativsten und außergewöhnlichsten Looks, die wir in den letzten Jahren gesehen haben. So hat Charleston zum Beispiel schon Dojas ganzen Körper mit blutroten Swarovski-Kristallen dekoriert, abstrakte und detaillierte Kunstwerk auf ihren rasierten Kopf gemalt und sie mithilfe von Prothesen aussehen lassen wie Karl Lagerfelds Katze Choupette. Niemand könnte behaupten, auch nur einer dieser Looks solle den traditionellen Standards von „Schönheit“ entsprechen. Aber genau das macht sie so reizvoll.
Vor Kurzem launchte das Label SSENSE seine neue Brautkleid-Kollektion und präsentiert uns darin neue, nicht-gegenderte Schönheitsideale innerhalb des Konstrukts traditioneller Heteronormativität. Zu der Kollektion gehören Designs von Simone Rocha, Sandy Liang, Chopova Lowena und anderen, die mit ihren Entwürfen heteronormativen Traditionalismus neu interpretieren. Chopova Lowena zum Beispiel zerriss ein Brautkleid wortwörtlich in Stücke und setzte es mithilfe von Metallelementen wieder zusammen. Simone Rocha erweiterte die Silhouette ihrer Braut mit mehreren Schichten aus transparenter Spitze, wodurch es unmöglich ist, die Figur der Person darunter zu erkennen.
Für die neue Kollektion fotografierte SSENSE fünf echte Paare mit dem Disclaimer, das Label wolle damit „die Bedeutung der Ehe selbst beleuchten“, indem es uns „die Zukunft einer altmodischen Vorstellung“ präsentiere. Das Ergebnis: Kein einziges Bild vom Shooting wirkt, als sei es durch die Lense des male gaze, aus dem männlichen Blickwinkel, betrachtet worden. Die starke Silhouette eines übergroßen Bräutigam-Outfits passt sich sanft an die schmalen Schultern der Person darin an. Eine andere hebt den Rock ihres Fidan-Novruzova-Kleids an und lässt darunter ein unrasiertes Bein und Nike-Sneaker hervorblitzen.
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@oldloserinbrooklyn SSENSE launches a bridal category and its SO GOOD ripped straight from my own wedding moodboard. Just obsessed. #bridallook #wedding #bridalfashion #ssense #bridetobe #alternativebride ♬ original sound - Mandy Lee
In Kombination mit der „Who run the world? Girls“-Energie des Barbie-Films sieht es dank Trends wie diesen aktuell so aus, als hätten wir es inzwischen wirklich satt, die Meinung von Männer zu beherzigen – geschweige denn ihnen zu gefallen, indem wir uns an traditionelle Schönheitsideale halten.
@ellie_darling1 Man repelling since 2001 #manrepeller #fashiontrends2023 #fashiontiktok #outfitideas ♬ original sound - Random Memes and Stuff
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