Ich habe vor fünf Wochen meinen 31. Geburtstag gefeiert und es nerven mich wenige Dinge so sehr, wie wenn meine gleichaltrigen Freunde rumjammern, dass sie ja schon so wahnsinnig alt sind. Als ob demnächst schon alles vorbei wäre. Ich lebe nach dem ziemlich abdroschenen aber total berechtigten Sprichwort: Man ist so alt, wie man sich fühlt - Und da habe ich das Gefühl, es geht noch einiges bis zur Pensionierung. Einen einzigen Moment, in dem ich mich trotzdem alt fühle, gibt es aber dennoch: Wenn es darum geht, wann ich mit dem Bloggen angefangen habe! Das ist tatsächlich schon neun Jahre her. In Internetzeitrechnung bin ich quasi eine Onlineoma.
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2008 habe ich meinen Modeblog aus einer Laune heraus gestartet. In erster Linie war mir nach einem Ausgleich zu meinem etwas trockenen Magisterstudium. Außerdem wollte ich mich über meine Leidenschaft für Mode mit Gleichgesinnten austauschen. Meine Freundinnen an der Uni wollten vor allem shoppen. Das war mir nicht genug. Schon als Teenager habe ich alle Magazine verschlungen, die ich in die Hände bekommen konnte. Später war ich im Glamour und Bym-Forum unterwegs und habe Spiegelselfies gepostet. Die gab es dann auch auf meiner eigenen Seite zu sehen. Außerdem habe ich Kollektionen besprochen und Trends ausgemacht. Ganz frei nach Schnauze - ohne Business Plan oder Konzept, dafür aber mit jeder Menge Enthusiasmus, Recherche und Humor.
In Deutschland gab es damals grob geschätzt neun Modeblogs. Wir kannten uns - zumindest virtuell - kommentierten, diskutierten und verlinkten einander. Wir tauschten uns über Mode aus - so richtig mit Worten. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. 2009 saß Bryan Boy in der ersten Reihe bei Dolce & Gabbana, 2014 macht Chiara Ferragni mit The Blonde Salad und ihrer ersten Kollektion 8 Millionen Dollar Umsatz und 2015 gewinnt Caro Daur den Bunte New Faces Award. Mittlerweile zählt die Hamburgerin 968.000 Follower bei Instagram. Daur nimmt ihre Follower überall mit hin - auf Reisen, zu exklusiven Events, in ihr Zimmer bei ihren Eltern. Auf ihrem Blog teilt sie Fotoshootings für Dior oder Marc Cain. Die Energie der 22-Jährigen ist unerschöpflich.
Mit einem Modeblog, wie ich ihn vor einer gefühlten Ewigkeit mal hatte, hat Daurs Tages-und oft genug auch Abendgeschäft allerdings nichts zutun. Deswegen spricht man seit 2016 sowieso lieber von Influencern, die auf all ihren Social Media-Kanälen teilen, was der iPhone-Akku mitmacht. Es geht um hübsche Outfits, nette Bilder, die Person selbst. Es wird geherzt und natürlich nachgeshoppt. Ein Austausch über Kollektionen, Trends, Designer und diese ganzen Dinge findet nur noch auf wenigen Blogs statt - zum Beispiel bei This Is Jane Wayne oder C’est Clairette, die auch schon ein paar Jährchen auf dem Bloggerbuckel haben. Nike und Sarah nutzen Social Media bewusst, reflektiert und nicht rund um die Uhr. Ihre Follower bleiben ihnen dennoch oder gerade deswegen treu.
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Blogger und Influencer sind heute überall. Sie sind fester Bestandteil der Modebranche und haben sie rasant verändert. 2017 geht es aber selten darum, welche Designer oder Trends den Look unserer Zeit prägen, sondern eher um die neuste Tasche, die man übermorgen meist wieder vergessen hat. Oder um die Frühstücksgewohnheiten der Modebloggerin und wie gesund diese wohl sind. So spannend all das für viele Follower sein mag, so sehr kann ich mir heute nicht mehr vorstellen, all das ständig mitzuteilen. Auf ein Avocadobrot mehr oder weniger bei Instagram kommt es ja nun auch wirklich nicht an.
Meine Begeisterung für Mode und Beauty flammt trotzdem genau wie früher. Sie geht aber weit über die Auseinandersetzung mit meinem Warenkorb hinaus. Ich möchte wissen, wo Trends herkommen und wie sie entstehen. Ich möchte ständig Neues entdecken, möchte mit meiner Euphorie für Vintage bis Banana Bun anstecken und möchte mich mit Lesern und Followern über all das austauschen. Als Fashion & Beauty Editor bei Refinery29 ist diese Leidenschaft teil meines Jobs - und dabei muss ich mich selbst als Person nicht ständig ins Rampenlicht rücken.
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