Pilotin und Pilot, Managerin und Manager: Das ist kein feministischer Kram. Denn geschlechtergerecht sprechen beeinflusst unser Denken, sagt die Psychologin Franziska Moser.
annabelle: Franziska Moser, Formulierungen wie «Schülerinnen und Schüler» haben sich längst etabliert. Oder?
Franziska Moser: Solche Formulierungen sind tatsächlich gängig geworden. In der Wissenschaft, an Universitäten und bei Behörden wird geschlechtergerechte Sprache mehrheitlich verwendet, wissenschaftliche Manuskripte können sogar zurückgewiesen werden, wenn sie nicht geschlechtergerecht verfasst sind. Trotzdem dominieren männliche Formen unser Denken noch immer. Geschlechtergerechte Sprache wird oft als feministischer Kram abgestempelt.
Franziska Moser: Solche Formulierungen sind tatsächlich gängig geworden. In der Wissenschaft, an Universitäten und bei Behörden wird geschlechtergerechte Sprache mehrheitlich verwendet, wissenschaftliche Manuskripte können sogar zurückgewiesen werden, wenn sie nicht geschlechtergerecht verfasst sind. Trotzdem dominieren männliche Formen unser Denken noch immer. Geschlechtergerechte Sprache wird oft als feministischer Kram abgestempelt.
Was bewirkt die konsequente Verwendung männlicher Formen?
Der Sprachgebrauch wirkt sich auf unsere Wahrnehmung und unser Denken aus und untermauert Stereotype. Darüber hinaus werden Hierarchien zementiert, in denen Männern nicht nur sprachlich, sondern auch gesellschaftlich ein höherer Status beigemessen wird.
Der Sprachgebrauch wirkt sich auf unsere Wahrnehmung und unser Denken aus und untermauert Stereotype. Darüber hinaus werden Hierarchien zementiert, in denen Männern nicht nur sprachlich, sondern auch gesellschaftlich ein höherer Status beigemessen wird.
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Wie wirkt sich dies explizit auf Frauen aus?
Die männliche Form in männlich konnotierten Berufen wie Elektriker oder Ingenieur führt dazu, dass sich Frauen für diese Berufe als weniger passend einstufen. Viele scheuen schon bei Stelleninseraten zurück. Werden etwa «Manager» gesucht, fühlen sich Frauen kaum angesprochen. Werden hingegen die männliche und weibliche Form angegeben, bewerben sich deutlich mehr Frauen. Ähnliches zeigt sich bei Kindern: Legt man Mädchen typisch männliche Berufe auch in weiblicher Form vor, also etwa Pilotin und nicht nur Pilot, interessieren sich Mädchen mehr dafür und trauen sich diesen Beruf auch eher zu.
Die männliche Form in männlich konnotierten Berufen wie Elektriker oder Ingenieur führt dazu, dass sich Frauen für diese Berufe als weniger passend einstufen. Viele scheuen schon bei Stelleninseraten zurück. Werden etwa «Manager» gesucht, fühlen sich Frauen kaum angesprochen. Werden hingegen die männliche und weibliche Form angegeben, bewerben sich deutlich mehr Frauen. Ähnliches zeigt sich bei Kindern: Legt man Mädchen typisch männliche Berufe auch in weiblicher Form vor, also etwa Pilotin und nicht nur Pilot, interessieren sich Mädchen mehr dafür und trauen sich diesen Beruf auch eher zu.
Umgekehrt betrifft das aber auch Männer.
Auf jeden Fall. Nehmen wir das Beispiel der Hebamme: Dieser Beruf gilt als klassischer Frauenberuf, dem als solcher ein niedriger Status und weniger Kompetenz zugeschrieben wird. Aus diesem Grund interessieren sich kaum Männer dafür. Dass es bis vor einigen Jahren keine männliche Bezeichnung für Hebamme gab, hat sicher zusätzlich dazu beigetragen. Heute bezeichnet man männliche Hebammen schlicht als Geburtshelfer.
Auf jeden Fall. Nehmen wir das Beispiel der Hebamme: Dieser Beruf gilt als klassischer Frauenberuf, dem als solcher ein niedriger Status und weniger Kompetenz zugeschrieben wird. Aus diesem Grund interessieren sich kaum Männer dafür. Dass es bis vor einigen Jahren keine männliche Bezeichnung für Hebamme gab, hat sicher zusätzlich dazu beigetragen. Heute bezeichnet man männliche Hebammen schlicht als Geburtshelfer.
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Woher rührt diese starke Verankerung männlicher Formen innerhalb unseres Sprachgebrauchs?
Sie sind in Schulbüchern verankert, und auch der Duden kannte lang nichts anderes. Zwar sind die weiblichen Formen inzwischen in offiziellen Sprachregeln integriert, doch ist es noch immer legitim, eine Gruppe als männlich zu bezeichnen, auch wenn darin nur ein einziger Mann vertreten ist. Schreibt man also etwa über 20 Kindergärtnerinnen und einen Kindergärtner, wäre es korrekt, diese als Kindergärtner zu bezeichnen.
Sie sind in Schulbüchern verankert, und auch der Duden kannte lang nichts anderes. Zwar sind die weiblichen Formen inzwischen in offiziellen Sprachregeln integriert, doch ist es noch immer legitim, eine Gruppe als männlich zu bezeichnen, auch wenn darin nur ein einziger Mann vertreten ist. Schreibt man also etwa über 20 Kindergärtnerinnen und einen Kindergärtner, wäre es korrekt, diese als Kindergärtner zu bezeichnen.
Warum fällt es so schwer, daran etwas zu ändern?
Gewohnheit, Faulheit, das Verharren in Traditionen oder Sexismus können Gründe dafür sein. Zudem störe es den Lesefluss, lautet ein gängiges Argument. Doch geschlechtergerecht schreiben bedeutet nicht, den Text mit männlichen und weiblichen Formen zu überladen. Es gibt elegante Umformulierungen: Statt Arbeiter und Arbeiterinnen schreibt man Arbeitskraft oder «die Diagnose des Arztes» wird zur «ärztlichen Diagnose».
Gewohnheit, Faulheit, das Verharren in Traditionen oder Sexismus können Gründe dafür sein. Zudem störe es den Lesefluss, lautet ein gängiges Argument. Doch geschlechtergerecht schreiben bedeutet nicht, den Text mit männlichen und weiblichen Formen zu überladen. Es gibt elegante Umformulierungen: Statt Arbeiter und Arbeiterinnen schreibt man Arbeitskraft oder «die Diagnose des Arztes» wird zur «ärztlichen Diagnose».
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Halten sexistische Personen die sprachliche Diskriminierung aufrecht?
Es zeigte sich, dass je sexistischer eine Person ist, desto häufiger wird die männliche Form – sogar ganz bewusst – verwendet.
Es zeigte sich, dass je sexistischer eine Person ist, desto häufiger wird die männliche Form – sogar ganz bewusst – verwendet.
Franziska Moser ist Psychologin an der Universität Bern. Sie forscht zu Einflussfaktoren und Anwendung von geschlechtergerechter Sprache und hat für ihre Studie rund 700 Personen befragt. Weitere Infos: geschicktgendern.de
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