Das Vorstellungsgespräch für den absoluten Traumjob, das Date mit dem süßen Kerl oder Girl von neulich Abend, das Essen mit den Eltern – immer wieder quält uns ein und dieselbe Frage: Was zum Teufel ziehe ich an? Immerhin soll unser Outfit nicht nur zum Anlass passen, es soll auch unsere Persönlichkeit widerspiegeln.
Im Film Der Teufel trägt Prada formulierte es der beste Freund von Protagonistin Andrea ganz passend: „Mode hat nichts mit Zweckmäßigkeit zu tun. Ein Accessoire ist die Versinnbildlichung unserer Identität.” Moderedakteur Nigel setzte dem Ganzen noch einen drauf: „Wir verbringen unser Leben darin”. Wieso ist Mode also so wichtig?
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Welche Bedeutung sie haben kann, zeigt seit einiger Zeit der kanadische Superstar Céline Dion. Ihr Stylist mit dem unschlagbaren Namen Luxury Law verordnete der Sängerin Mitte vergangenen Jahres einen komplett neuen Look: Seither stöckelt Dion mutig, schrill und elegant um die Welt, selbstverständlich sets in den neuesten Designs der großen Luxushäuser. Davor wirkte der Superstar eher wie Céline aus Chemnitz, statt wie Dion in Dior: Jeans, Shirt, Cardigan und ein paar Pumps – fertig war ihr Look.
Dann stellten jedoch zwei Schicksalsschläge ihr Leben auf den Kopf: Erst verstarb ihr Ehemann René Angélil im Januar 2016 an Krebs, nur wenige Tage ebenfalls erlag Célines Bruder Daniel Dion den Folgen eines Tumors. Eine unvorstellbar schwierige Zeit für die „My Heart Will Go On”-Interpretin und dreifache Mutter.
Inzwischen scheint Dion wieder vor Kraft zu strotzen! Besonders mit Mode drückt sie sich aus, ganz so, als wolle sie sagen: „Schaut her! Ich bin stark!”
Kein seltenes Phänomen, wie Kate Nightingale, Gründerin der Seite Fashion Psychology und Dozentin am London College of Fashion, weiß: „Was wir tragen und womit wir uns umgeben, hat einen großen Einfluss auf uns. Sogar unsere kognitiven Fähigkeiten werden davon beeinflusst. Man nennt das ‚angezogene Wahrnehmung‘. Eine Studie hat gezeigt, dass ein Laborkittel beispielsweise die Konzentration fördern kann.“
Mode beeinflusst dabei auf mehreren Ebenen – innen und außen. Kein Wunder, dass so manche*r zu Beginn einer neuen Lebensphase auch den Look verändert. Wer kennt das nicht? Man möchte sich wieder gut fühlen, sich stabilisieren. Also rennen wir durch die Shops, suchen einen neuen Look, lassen uns die Haare färben und erfinden uns neu. Als würden wir unsere alte Haut abstreifen und ein anderes Ich erschaffen. Ein Ich, das wieder bereit für die Herausforderungen des Alltags ist.
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Also rennen wir durch die Shops, suchen einen neuen Look, lassen uns die Haare färben und erfinden uns neu. Als würden wir unsere alte Haut abstreifen und ein anderes Ich erschaffen. Ein Ich, das wieder bereit für die Herausforderungen des Alltags ist.
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Mit Mode schaffen wir Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Egal, ob es sich dabei um eine Altersgruppe, gesellschaftliche Schicht oder kulturelle Zugehörigkeit handelt. „Menschen haben zwei natürliche Bedürfnisse: Sie möchte dazugehören und gleichzeitig einzigartig sein. Mode kommuniziert, wer wir sind und wo wir uns sehen”, erklärt Kate Nightingale.
Eine eigene Identität ist für ein großes Designhaus mittlerweile unabkömmlich – genau wie für seine Kunden. „Designerlabels kommunizieren heute viel klarer, wofür sie stehen. Damit kann man als Käufer der Welt zeigen, wer man ist“, so Nightingale.
Ein Kleidungsstück hat also immer eine Message: Schau mal, so bin ich. Noch bevor wir mit jemandem ins Gespräch kommen, können wir ihn zuordnen. Spießige Bankangestellte, stylische Moderedakteurin, bodenständige Tischlerin oder vornehme Ehefrau – so die Klischees. Genau so gut könnten es aber auch eine vornehme Bankangestellte, spießige Moderedakteurin, bodenständige Ehefrau und stylische Tischlerin sein. Mode ist mehr als nur ein bisschen Textil, Metall oder Leder: Unsere liebsten Kleidungsstücke sind ein Teil von uns selbst.
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