Es geistert eine unheilvolle Zahl umher: 10.000 Schritte sollen wir tun. 10.000 Schritte, das sind circa fünf Kilometer, je nach Körpergröße und „Sprungweite“. Klingt ganz schön viel, vor allem für all diejenigen von uns, die täglich acht bis neun Stunden im Büro verbringen. Wie soll man diese Anzahl an Schritten schaffen, wenn man nicht zufällig die Muße hat, noch spazieren zu gehen oder zum Abendessen weit weg von Zuhause verabredet ist?
Die Vorzüge von 10.000 Schritten am Tag sind schon oft genug rauf- und runtergefeiert worden und einleuchtend sind sie auch: Man wird seltener krank, das Herz wird stärker, man nimmt ab und ist besser drauf – das können wir natürlich alle gut gebrauchen. Sitzen ist sowieso ungesund, der Mensch ist rein evolutionär für die lange Wanderschaft gemacht. Aber wie realistisch ist es, eine solche Schrittanzahl im Büroalltag zu erreichen?
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Ich habe mich eine Woche lang selbst auf die Probe gestellt. Hier die hard Facts: Ich bin 1,78 m groß, meine Schrittlänge entspricht in bequemen Schuhen etwa einem Meter. Praktischerweise misst mein iPhone die Schritte, die ich am Tag zurücklege. Von Zuhause bis zur U-Bahn sind es 500 Meter und von der U-Bahn bis zur Arbeit sind es ebenfalls 500 Meter – purer Luxus, aber für die Schrittbilanz (und meine Gesundheit?) tödlich. Da ich meinen Hund mit zur Arbeit nehme, gehe ich nach Feierabend noch immer einen „Umweg“ durch den Park, doch das macht aus 500 Metern von der U-Bahn nach Hause lediglich 950 Meter. Am Tag komme ich, wenn ich keine weiteren Termine habe, also auf 2450 Meter, plus nochmal ca. 800 Meter mittags als Verdauungs- und Hundespaziergang. Bilanz: 3,25 Kilometer. Laut Handy 4643 Schritte. Runden wir großzügig auf 4800 Schritte, wenn ich im Büro umherlaufe, Kaffee hole und den U-Bahnsteig hochlaufe. Mal schauen, ob und wie ich diese Bilanz verdoppeln kann.
Versuch #1 Später einsteigen
Die naheliegendste Idee ist es, einfach eine U-Bahnstation weiter zu laufen. Statt zu meiner Stammhaltestelle laufe ich nach der Arbeit also zur nächsten. Blöd ist nur, dass das Dank der Lage meines Büros gar keinen großen Unterschied macht. Aus 500 Metern werden 650, dafür habe ich dann aber weniger Platz im Waggon (Rushhour sei Dank). Aber Kleinvieh macht auch Mist. Trotzdem reicht mir das nicht, ich gehe am nächsten Tag noch eine Station weiter – immerhin 1,2 Kilometer für den Weg zur U-Bahn. Damit rutsche ich bereits auf 2,1 Kilometer für den Rückweg, 3,1 Kilometer insgesamt plus 800 Meter mittags: 5571 Schritte.
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Versuch #2 Früher aussteigen
5571 Schritte reichen natürlich noch lange nicht. Also steige ich einfach nicht nur später ein, sondern auch früher wieder aus. Damit gewinne ich auf dem Rückweg nochmal 2,1 Kilometer, und der Hund bekommt auch mehr Auslauf. Dass ich im Dunkeln durch die Parkanlagen laufe, fällt dank dicker Schneedecke zum Glück nicht so auf. Für meinen Mehr-Schritte-Versuch hätte ich mir trotzdem freundlicheres Wetter gewünscht. Fazit: 3,3 Kilometer für den Rückweg, 1 Kilometer für den Hinweg (ich stehe morgens einfach nicht früh genug auf, um da schon Schritte reinzuholen): 6143 Schritte.
Versuch #3 Ganz auf die U-Bahn verzichten
Das Blöde, wenn man so einen kurzen Arbeitsweg hat wie ich? Mit der Taktik später einsteigen und früher aussteigen fahre ich effektiv nur noch eine Station. Das kann zwar mit der U-Bahn trotzdem eine ganz schöne Strecke sein, kommt mir aber unnötig vor. Also laufe ich komplett zu Fuß. Nach wie vor den einen Kilometer hin, aber 3,5 Kilometer zurück (plus die üblichen 800 Meter Verdauungsspaziergang). Sind 7429 Schritte. Fazit: 10.000 Schritte sind gar nicht so easy. Mein Versuch ist gescheitert.
Am Wochenende laufe ich problemlos bis zu 18.000 Schritte: Die Hunderunden, Wege zum Bäcker und Supermarkt, ironischerweise zum Sport, zu Fuß in die Stadt und zurück ... unter der Arbeit komme ich dafür selbst mit maximalem Aufwand nicht auf die 10.000 Schritte. Dafür müsste ich auch morgens zu Fuß gehen, eher aufstehen: Stress. 7429 Schritte sind aber immerhin besser als 4643 Schritte. Und es hat etwas herrlich Beruhigendes, wenn man nach der stundenlangen Arbeit am Schreibtisch einfach mal rauskommt, sich lockerlaufen und Frischluft tanken kann – auch wenn es für die 10.000 Schritte nicht ganz reicht. Ich werde es nicht jeden Tag schaffen, aber ich habe mir immerhin vorgenommen, mindestens 1 bis 2 Mal die Woche nach der Arbeit nach Hause zu laufen.
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