Ihr glaubt zu wissen, wie Alleinerziehende so drauf sind? Und wie das Leben für uns ist? Ich muss euch leider sagen, dass ihr wahrscheinlich keine Ahnung habt.
Hier sind 15 Dinge, die ich euch als Alleinerziehende gerne sagen möchte:
1. Ich habe nicht versagt, weil ich alleine bin. Im Gegenteil: Ich habe es geschafft, mich aus einer destruktiven Beziehung zu lösen.
2. Wir Alleinerziehende haben uns unser Lebensmodell nicht „selbst so ausgesucht“. Schon gar nicht diejenigen, die verlassen wurden. Für die ist es umso härter. Besonders, wenn der Mann gleich eine neue Familie gründet und der ersten Familie dadurch der Unterhalt gekürzt wird.
WerbungWERBUNG
3. „Mit Kindern nimmt dich ja eh keiner mehr!“ sagt mehr über dich und dein armseliges Weltbild aus als über mich, die Alleinerziehende. Vielleicht will ich gar keinen Mann mehr?
4. Für meine Kinder bin ich ihre Familie. Und sie sind meine. Auf uns herabzuschauen, weil wir angeblich keine „richtige“ Familie mehr sind, ist unfassbar abwertend und geht an der Realität völlig vorbei – jede fünfte Familie wäre nämlich dann keine.
5. „Wo ist denn der Vater!?“ als Antwort darauf, dass ich überlastet bin, ist das Allerletzte. Denn da klingt ziemlich viel mit. Etwa, dass es die Schuld der Alleinerziehenden sei, wenn es keinen netten Papa gibt, der sich trotz Trennung ums Kind kümmert. Hat sie den etwa nicht gut erzogen?
6. „Ihr ruht euch ja nur aus in der sozialen Hängematte!“ ist dermaßen absurd, ich sollte mich eigentlich stellvertretend für alle Alleinerziehenden totlachen. Denn wir leiden unter chronischer Finanznot und haben so gut wie keine Zeit für uns selbst. Schon gar nicht, um in irgendwelchen Hängematten herumzuliegen.
7. Meine Kinder zahlen morgen deine Rente. Egal, ob du selbst Kinder hast oder nicht. Dafür lebe ich heute in Armut, weil ich wegen der Kinder keinen festen, ordentlich bezahlten Job finde. Ist das etwa fair!?
8. Bildung nützt uns einen Scheiß. 78 Prozent der Alleinerziehenden haben eine gute oder sogar sehr gute Ausbildung, also eine abgeschlossene Ausbildung oder Meistertitel, Fachhochschulreife, Abi, Magister, Promotion. Wir sind genauso dumm oder schlau wie der Rest der Bevölkerung. Nützt uns aber nix.
9. Alleinerziehend zu werden kann dir nicht passieren? Denkste. „Augen auf bei der Partnerwahl“ und andere Sprüche zeugen leider nur von mangelnder Lebenserfahrung bei dir. Denn fast alle Alleinerziehenden gingen fest davon aus, dass sie mit dem Vater des Kindes als Familie leben. Wie sich jemand nach einer Trennung verhält, weiß man vorher nie.
WerbungWERBUNG
10. Sag nicht „Also, ich würde das ja nicht schaffen!“. Ich habe schließlich gar keine Wahl. Biete mir lieber Hilfe an. Und zwar möglichst konkret. Ich freue mich darüber, weil das so selten passiert.
11. Wenn du selbst Kinder hast, und die ab und zu alleine betreust, weil dein Partner auf Geschäftsreise ist, pendelt oder im Auslandseinsatz, ist es nicht dasselbe, als wärst du alleinerziehend. Denn vergiss nicht: Weder die finanzielle noch die Elternlast trägst du ganz alleine. Du hast immerhin jemanden zum Reden und jemanden, der die Verantwortung teilt.
12. Ich bin nicht arm, weil ich faul bin. Sondern weil mich keiner mehr einstellt, aus Angst, dass ich wegen kranker Kinder ständig fehle.
Was dich noch interessieren könnte:
13. Wenn die Kinder denn mal beim Vater sind, dann ist das für viele Alleinerziehende keine wunderbare Auszeit, in der sich so richtig austoben können. „Endlich hast du Zeit für dich“ tut ihnen weh. Denn sie wollten eigentlich keine Samstagabende allein verbringen und dann die Hausarbeit erledigen, die sich angestaut hat.
14. Ich möchte nicht bedauert werden. Und auch nicht am Katzentisch sitzen. Klar, das Los teile ich zwar mit den anderen Singles, aber hör auf, mich auszugrenzen. Sprich auch meinen Kindern kein Bedauern aus – Kinder leben lieber mit glücklichen Single-Eltern als mit Erwachsenen, die todtraurig in einer hochstrittigen Beziehung sind. Auch Scheidungskinder können glücklich sein.
15. Ich war früher wie du. (Jedenfalls ein Stück weit.) Und deswegen sage ich dir all das nicht ins Gesicht, denn du bist nicht böse oder dumm. Du weißt es einfach nicht besser. Aber wenn du etwas wissen willst – dann frage. Ich bin hier. Und ich bin nicht allein.