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Einmal Brust-OP & zurück: Warum ich meine Implantate wieder entfernen ließ

Foto: Stephanie March.
Dies ist meine Geschichte. Eine Geschichte mit Happy End. Sie fängt normal an. Dann sieht die Protagonistin ihre Welt über sich zusammenbrechen. Doch dann, am Ende, wird alles gut – ja, sogar sehr gut. Vor drei Jahren begab ich mich auf eine ungewollte, und zum Teil ungerechtfertigte Odyssee durch Krankenhausflure, Arztpraxen, sämtliche Apotheken und Drogerien in New York. Es begann mit einer akuten Blinddarmentzündung im Oktober 2013, ging weiter mit nächtlicher Blinddarmentfernung im Not-OP im November, gefolgt von Endometriose-Operationen im Dezember. Im folgenden Jahr kam dann der finale Baustein dazu: eine Brustvergrößerung im August 2014. Das war die OP, die mich – und meinen Körper – auf die Knie gezwängt hat. Bevor ich jedoch weiterschreibe, möchte ich etwas klarstellen: Ich habe aufrichtig absolut kein Problem mit plastischer oder kosmetischer Chirugie. Es ist eine private, sehr intime Angelegenheit, die niemand anderen etwas angeht, und meist problemlos verläuft. Und ehrlich gesagt, freue ich mich schon darauf, in den kommenden Jahren mal wieder etwas auszuprobieren. Aber ich weiß jetzt, dass eine Brustvergrößerung für mich persönlich die falsche Entscheidung war, aus etlichen Gründen. Ich war 39 und mein Leben war am Zerfallen. Ich bekam vor der Kamera nicht die Jobs, die ich wollte. Meine Arbeit hinter der Kamera erlangte weder Anerkennung, noch Aufmerksamkeit. Ich reiste nicht weit genug, nicht schnell genug, war nicht wohltätig genug, um meine Sorgen zu beseitigen. Es war, als würde man einem Gletscher beim Zerschmelzen zuschauen: überwältigend und abseits meiner Kontrolle. Das eigentliche Problem lag woanders: Meine Ehe ging nach 10 Jahren (und einer Beziehung von 14 Jahren) zu Grunde. Und nichts, absolut nichts machte das einfacher. Keine Therapie, keine Geduld, keine weinlastigen Abende mit meinen Freunden, in denen ich „alles rauslassen“ konnte. Es bildeten sich immer mehr, immer tiefere Risse in meinem Boden. Ich konnte es nicht reparieren – nichts daran. Meinen Job nicht, meine Beziehung nicht, mein Leben nicht. Es sieht mir allerdings nicht ähnlich, auf meinen Problemen sitzen zu bleiben, also beschloss ich, eine letzte Sache auszuprobieren. Auch Joan Baez sagte schließlich: „Aktion ist das Gegenmittel gegen Verzweiflung.“ Doch was ich dann tat, ist genau das, was man eben nicht tun soll, wenn es um plastische Chirurgie geht. Ich beschloss, meinen Körper zu ändern, weil ich mein Leben nicht ändern konnte. Die vorangegangenen Operationen hatten ihre Spuren hinterlassen. Ich sah niedergeschlagen aus, hatte fast 10kg abgenommen. Was sich immer nicht so toll hält, wenn das passiert? Brüste. A propos, schöne Brüste: Wenn man die Zeit und das Geld hat, kann man sie sich kaufen. Wie großartig! Dank der Wissenschaft! Jackpot! Das war es, was ich tun wollte. Nur einen kleinen Boost. (Und ja, ich merke auch heute noch, wie konträr es ist, die sinnbildlichen Narben der vorigen Operationen mit einer neuen OP kaschieren zu wollen.) Jetzt merke ich, dass es Anzeichen gab, die mich davor warnten, die mir sagten, dass dies nicht mein Weg sein sollte. Jedes Implantat, das ich mir anschaute, schien fremd an mir, zu groß. Ich fühlte mich nicht bereit, meine geliebten BHs auszusortieren. Ich machte mir sorgen, ich würde zu busenlastig aussehen. Doch ignorierte sie alle und marschierte tapfer (und blind) weiter auf den Eingriff zu.
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Jetzt merke ich, dass es damals Anzeichen gab, die mich warnten.

Sehr zum Schock meiner Freunde, meiner Familie und meinem zukünftigen Ex-Mann unterzog ich mich also im August 2014 einer Brustvergrößerung. Einer meiner besten Freunde, selbst Arzt, holte mich nach der Operation ab. „Was macht es für einen Sinn, einen schwulen Arzt zum Freund zu haben, wenn er dich während deiner Schönheits-OP nicht begleitet?“ Ich ging heim, nahm ein starkes opiathaltiges Schmerzmittel, das mir mein Arzt mitgegeben hatte, saß mich aufrecht hin und wartete auf das perfekte Ergebnis. Und dann kam es. Fünf Wochen später sah ich großartig aus: dünn vor Misere, aber schöne Brüste, weil das Geld da war. Mein Leben zerfiel, doch meine Brüste waren erstklassig. Es fühlte sich gut an. Zumindest bis Oktober, als ich eines Morgens aufwachte, mich im Bett aufrichtete und bemerkte, wie mir ekelerregender Schleim an der Brust entlanglief. Er war überall, mein Shirt und das Laken waren nass. Meine rechte Brust war entzündet und die Naht darunter war geplatzt. Ich eilte in die Praxis meines Chirurgen. Er gab mir die volle Dröhnung Betäubungsmittel, entfernte das gesamte Implantat, säuberte und schloss die Wunde, und schickte mich unmittelbar zu einem Facharzt für Infektionskrankheiten. Ich hatte sechs Wochen lang ein Lost in meiner Brust und pumpte meinen Körper mit Antibiotika voll. Ich ließ mir das Implantat ein zweites Mal einsetzen, erlitt eine zweite Entzündung samt Narbenriss an Weihnachten desselben Jahres. Das Implantat wurde wieder entfernt. Ich hatte mehr Tests und Diskussionen mit Ärzten als ich mich erinnern kann. Doch alles lief auf dieselbe Erkenntnis hinaus: Mein Chirurg war, und ist, einer der besten Ärzte und ein sehr verantwortungsvoller noch dazu. Seine Arbeit und seine Werke sind makellos. Das Problem war keins, das man hätte vorhersehen oder vorbeugen können. Ich war ganz einfach allergisch gegen die Implantate. Mein Körper wollte. Das. Nicht. Ich versuchte immer wieder, ihn zu „reparieren“, und er versuchte immer wieder, mir klarzumachen, dass ich es sein lassen soll. Laut FDA tauchen solche Komplikationen und unerwünschten Konsequenzen nur bei 1% aller Brustvergrößerungspatienten auf. Im April 2015, nach all dem Hin und Her, nach unzähligen Verbänden, Bandagen, Soft-BHs, nach endlosem Warten auf das Verheilen der Entzündungen, nachdem ich meine Arme monatelang nicht richtig heben konnte, schaute mich mein Chirurg an und sagte: „Ich möchte, dass du das hast, was du willst. Ich möchte, dass du glücklich bist. Aber das Universum versucht dir etwas zu sagen. Ich glaube, du solltest ihm zuhören.“ Zu diesem Zeitpunkt war der Zerfall meiner Ehe schon besiegelt, die Presse sprach darüber, während bei meiner Mutter Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde und sie bei mir einzog, damit ich sie pflegen konnte. Ich merkte, dass es an der Zeit war, darüber hinweg zu kommen und mich auf mein Leben zu konzentrieren. „Es reicht. Ich habe andere Probleme, um die ich mich kümmern muss. Ich lasse die Implantate entfernen, dieses Projekt ist vorbei.“ Am Tag des Eingriffs, bevor ich mich ein letztes Mal unters Messer legte, sprach ich kurz mit meinem Chirurgen. Ich erzählte ihm, dass ich mitten in einer Scheidung steckte. „Irgendjemand wird meine Brüste jetzt zum ersten Mal sehen. Du musst sie schön machen“, sagte ich halb scherzhaft, halb nervös. Er lächelte empathisch und sagte: „Mach dir keine Sorgen. Das hast du nie nötig gehabt.“
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Ich habe diese Phase als eine Folge meiner Geschichte akzeptiert. Und ich schäme mich nicht dafür.

Jetzt, da über ein Jahr vergangen ist, weiß ich noch mehr als damals, dass er Recht hatte. Die Behandlung meiner Mutter ist vorbei. Ihr Stand ist gut. Ich arbeite wieder, mehr als zuvor. Ich verabschiedete mich nach zehn Jahren von meinem alten Haus und nahm mir eine neue, wunderschöne Wohnung. Ich reiste nach Sri Lanka. Ich habe eine tolle Sendung mit einem tollen Team. Und auch meine Brüste hat mittlerweile jemand neues gesehen. Zum ersten Mal. Anfangs war es merkwürdig, denn die Narben erzählen eine wortlose Geschichte, die man eigentlich nicht so schnell auftischt. In einer perfekten Welt hätte ich noch ein, zwei minimalchirurgische Eingriffe durchführen lassen können und mir zu den kleinen Narben eine Geschichte ausgedacht. Aber in Wahrheit ist es einfach so, dass mein Oberkörper jetzt kommuniziert: „Ich habe da etwas ausprobiert und es hat nicht funktioniert.“ Meinem Freund scheint das egal zu sein. Er ist diesbezüglich sogar überraschend sensibel. Doch am Ende geht es nicht um ihn. Es geht nicht darum, was irgendjemand denkt. Es ist egal und vorbei. Ich habe diese Phase meines Lebens akzeptiert, als eine Folge meiner Geschichte. Und ich weigere mich, mich dafür zu schämen. Ich erobere meinen Körper, meine Geschichte und mein Ich in Badeanzug neu. Die Narben werden langsam zu dünnen, weißen Linien. Meine Brüste sind klein, proportional und genau richtig für meinen Körper. Jeden Tag vergesse ich ein bisschen mehr, wie schlimm es war. Dieses Jahr des Horrors verschwindet langsam in meiner Vergangenheit. Alles, was ich jemals hatte und war, ist das, was ich brauche, um zu sein. Und jetzt freue ich mich über den Sommer 2016. Ich werde am Pool, am Strand oder im Wasser zu finden sein – und vielleicht, nach einem Margarita, auch oben ohne. Ich habe nichts zu verbergen.
Stephanie March ist eine US-amerikanische Schauspielerin, die für ihre bestechende Darstellung vieler Charaktere in Film, Fernsehen und auf der Bühne bekannt geworden ist. Die meisten kennen sie als Anwältin Alex Cabot aus der Erfolgsserie Law & Order: Special Victims Unit. Weitere Filme und Serien, bei denen sie mitwirkte umfassen unter anderem 30 Rock, Happy Endings, Grey’s Anatomy und Mr. & Mrs. Smith. Sie engagiert sich außerdem weltweit für Frauenrechte und Bildung. Nachdem sie fünf Jahre lang im Vorstand der US-amerikanischen Hilfsorganisation für Opfer häuslicher Gewalt Safe Horizons saß, ist sie nun Vorstandsmitglied der Kinderhilfsorganisation OneKid OneWorld. Sie ist Botschafterin des World of Children Awards und unterstützt Planned Parenthood. Im Dezember 2013 gründete March gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Rebecca Perkins Rouge New York, eine Organisation, welche die individuelle Schönheit jeder Frau zelebrieren möchte.

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