Ich habe als Kellnerin für Donald Trump gearbeitet und weiß, warum er wirklich nicht Präsident werden sollte
Anmerkung der Redaktion: Das Trump Taj Mahal wurde im Oktober geschlossen. 3.000 Angestellte verloren ihren Job, so auch Valerie McMorris. Sie arbeitete 26 Jahre lang als Kellnerin in dem Casino in Atlantic City und ist heute Leiterin der Protestbewegung Unite Here Local 54. Mit Refinery29 hat sie exklusiv über ihre Geschichte gesprochen. Das im Folgenden Dargestellte, entspricht ihrer persönlichen Meinung.
Der Geruch, eine Mischung aus teuerem Parfum und Haarspray, vernebelte einem den Kopf. Ich war von Frauen in 13cm-Absätzen und bodenlangen Pelzmänteln umringt. Wir hatten das Jahr 1989 und Atlantic City befand sich im Aufschwung. Ich stand in einer langen Schlange vor dem Trump World's Fair, eines seiner kleineren Casinos. Ich war nur mit dem einen Ziel hierher gekommen: Einen der heiß begehrten Jobs als Kellnerin im Trump Taj Mahal zu bekommen.
Ich war eine fleißige 20-jährige Collegestudentin, geboren und aufgewachsen im Süden von Jersey. Ich trug makellose weiße Keds, ein Baumwollshirt und ein neues Paar Jeans von Gap. Ich fühlte mich unter all den Frauen, die den gleichen Job wollten, wie ich, sofort fehl am Platz. Man hatte glatt das Gefühl, man könnte den Glamour, den sie ausstrahlten, greifen. Es war diese Mischung aus Ausgehoutfit, toupiertem Haar, leuchtend rotem Lippenstift und falschen Wimpern.
Wir standen dort in diesem Meer aus Schönheiten und bauten all unsere Hoffnungen auf dem Versprechen auf, dass die Eröffnung des Trump Tja Mahals Atlantic City groß machen würde. Das Eine-Milliarde-Dollar-Projekt war als das „achte Weltwunder“ angekündigt und sollte 5.000 Menschen einen sicheren Job bringen. Um dieses Versprechen auch in die Tat umsetzen zu können, hatte man 1976 das Glücksspiel in Atlantic City wieder legalisiert..
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Das Vorstellungsgespräch war reine Glückssache. Wir standen in Gruppen von 25 Frauen zusammen, trugen Badeanzüge und High Heels.
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Donald Trump hatte sich bereits einen Namen in der Glücksspielszene gemacht. Sein erstes Casino, das Trump Plaza, galt als echtes Schmuckstück der Strandpromenade. Es wurde 1984 eröffnet und seine luxuriöse Ausstattung lockte Glücksspieler aus der ganzen Welt an. 1985 wurde dann Trump’s Castle eröffnet. Zigarettenrauch und der Duft des Geldes versprühten den Charme von Überfluss und Reichtum und im Hafen dümpelten die Millionen-Dollar-Yachten.
Zu der Zeit als das Taj Mahal vor der Eröffnung stand, genoss Trump den Ruf eines Chefs, der mit anpackt und sich um seine Mitarbeiter kümmert. Man erzählte sich, dass seine Angestellten gut versorgt, gut bezahlt und geschätzt wurden.
Aber das war nur einer der Gründe, weshalb ich unbedingt diesen Kellnerinnenjob in Trumps neuster Unternehmung wollte. Die Medien und Trump selbst sagten, dass das Taj das größte Casino der Welt werden würde. Und ich glaubte fest daran.
Das Vorstellungsgespräch war reine Glückssache. Von 30 Frauen, die sich vorstellten, schaffte es lediglich eine. Wir standen in Gruppen von 25 Frauen zusammen, trugen Badeanzüge und High Heels. In einer Prozedur, die anmutete wie die Vorschau auf Trumps zukünftige Miss-Universe-Wahl, stiegen wir nach einander auf die Bühne im World’s Fair, wo man uns interviewte und uns zeigte, wie wir zu laufen, zu lächeln und die Drinks zu servieren hatten.
Auf der Bühne stand ein Tisch, auf dem man ein Tablett, einige leere Gläser und Servietten platziert hatte. Es ist ja keine Hirnoperation, sagte ich mir. Ich griff nach dem Tablett, stellte die Gläser darauf, setzte mein breitestes Lächeln auf und stolzierte damit auf die Männer vor mir zu. Die wichtigste Frage des gesamten Gesprächs aber war: „Warum wollen sie im Trump Taj Mahal arbeiten?“ Meine Antwort war einfach und wurde im egogetriebenen Trump-Universum mit Wohlwollen angenommen. „Weil ich für Donald Trump arbeiten möchte, der versprochen hat, dass das Taj das großartigste Casino der Welt wird“, antwortete ich und lächelte.
Ich habe das Vorstellungsgespräch mit Bravour gemeistert. Ich bekam den Job. Per Post informierte man mich, dass ich 3,20€ die Stunde verdienen werde. Wir hatten alle vorher gewusst, das wir über das Trinkgeld wohl das meiste Geld machen würden. Das Leben war großartig. Mit 21 hatte ich eine Krankenversicherung und einen Arbeitgeber, der in die Rentenkasse einzahlte. Ich stand auf eigenen Beinen und konnte die Kosten für das College selber zahlen. Damals konnte man viel Geld verdienen.
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Dieses Mal traf ich dort auf Donald Trump höchstpersönlich, der hinter seinen Freunden stand und die Würfel zwischen seinen Fingern kreisen ließ. Ich grüßte ihn freundlich.
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Trump vermittelte seinen Angestellten das Gefühl etwas Besonderes zu sein, wie in einer Familie und wir genossen zahlreiche Vergünstigungen: Es gab elegante Parties zu den Feiertagen, Geschenke, großzügige Weihnachtsboni und leistungsbezogene Auszeichnungen. Unsere Cafeteria war mit einer Fünf-Sterne-Küche ausgestattet, in der wir während unserer Pausen umsonst speisen konnte. Unsere Uniformen – oder Kostüme, wie wir sie im Taj nannten – waren hochwertig geschneidert und wurden von der Firma gereinigt. Das Gebäude war sauber und makellos und wurde stündlich gereinigt.
Wir wussten alle, dass Donald Trump regelmäßig vorbeischaute. Eines Abends im Jahr 2009 arbeitete ich an einem der Würfeltische als man mich an einen Tisch mit einigen besonders ambitionierten Spielern beorderte. Mit den Jahren hatten wir gelernt, was es bedeutet, diese Sorte von Gästen zu bedienen – eine Menge Trinkgeld. Ich machte mich also auf den Weg zu ihrem Tisch.
Dieses Mal traf ich dort auf Donald Trump höchstpersönlich, der hinter seinen Freunden stand und die Würfel zwischen seinen Fingern kreisen ließ. Ich grüßte ihn freundlich. Er schmeichelte mir und sagte, dass er sich erinnere, mich vor ein paar Jahren schon einmal getroffen zu haben und dass ich mich zu einer schönen jungen Frau entwickelt hatte. Wir unterhielten uns über das Casinogeschäft. Ich erzählte ihm, dass unsere Uniformen weder sonderlich bequem, noch sehr schmeichelhaft wären und er versprach mir, sich darum zu kümmern.
Seine Freunde bestellten ein paar Drinks und Trump orderte eine Flasche Wasser seiner eigenen Trump-Ice-Linie. Als ich mit ihrer Bestellung zurückkam, fasste Trump in seine Tasche und ließ einen Fünfziger auf mein Tablett fallen. Damals fühlten sich seine Liebenswürdigkeiten so ehrlich und authentisch an und er untermauerte das Ganze mit einem netten Trinkgeld. Ich dachte, Wow, Trump weiß seine Angestellten wirklich zu schätzen. Später sorgte er sogar dafür, dass wir neue Uniformen bekamen.
Mit den Jahren wurden die finanziellen Probleme unseres Arbeitgebers aber immer gravierender. Wir gingen mit Trump durch drei Pleiten. Vergünstigungen gab es keine mehr. Das Essen in der Cafeteria wurde immer schlechter. Unsere Kostüme wurden mit der Zeit immer einfacher und waren immer schlechter verarbeitet. Mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass wir wirklich in Schwierigkeiten steckten, als die Papierhandtücher auf den Toiletten so dünn wurden, das man hindurchsehen konnte.
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Als ich mit ihrer Bestellung zurückkam, fasste Trump in seine Tasche und ließ einen Fünfziger auf mein Tablett fallen.
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20 Jahre lang hatte man uns ganze drei Wochen Urlaub zugestanden. Diese wurden schließlich auf 7 1/2 Tage gekürzt. 2014, nachdem ich den Job bereits 24 Jahre lang gemacht hatte, strich man mir die Krankenversicherung, die Rente sowie eine Abfindung ebenso wie den bezahlten Urlaub.
Es traf uns alle hart. Bisher hatte ich auch die Krankenversicherung für meine Familie zahlen können. Jetzt musste ich mir etwas anderes überlegen, um auch weiterhin jeden Monat den Beitrag von 600€ zahlen zu können. Mein Einkommen wurde um 40% gekürzt. Auf einmal lebten meine Familie und ich in Armut. Das war ganz sicher nicht der Glamour, für den ich einst unterschrieben hatte, als ich bei Trump anfing. Unsere Jobs waren nicht länger so sicher, wie er es einst versprochen hatte, um Atlantic City groß zu machen.
Heute, 26 Jahre später, blicke ich auf meinen persönlichen Werdegang zurück und hinterfrage Trumps große Versprechen von damals. Heute erkenne ich, dass der ganze Glamour und der Reichtum uns nur ködern sollten. Das alles wurde durch die beindruckende Umgebung unterstützt, doch finanziert wurde das Ganze durch Schrottanleihen. Die Profite, die Donald Trump erwirtschaftetet hatte, wurden jedoch nicht in den Erhalt der Gebäude oder in die Angestellten investiert. Sie gingen direkt an die Wall Street. Das Geld aus dem Casino floss aus Atlantic City in die Taschen der milliardenschweren Betreiber von Hedgefonds.
Genau wie der Rest von Amerika schaue ich jetzt zu, wie Trump kurz davor steht, dass zu realisieren, was er selbst seinen nächsten großen persönlichen Erfolg nennt. Er verspricht Amerika das Gleiche, was er einst auch Atlantic City versprochen hat.
Ich erinnere mich an die Freude und Erwartungen, die ich als 20-Jährige hatte, als ich neben hunderten parfümierten und aufgerüschten Frauen auf der Bühne stand. Uns wurden sichere Jobs und eine goldene Zukunft versprochen. Aber in den letzten 26 Jahren wurde mein Leben von der Wirtschaft Trumps bestimmt. Auch ich hatte einen der von Trump versprochenen Jobs, die er letztlich wieder ruinierte.
Ich glaube Trumps Jobversprechungen für die Zukunft nicht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Jobs genauso wenig Bestand haben werden, wie jene, die er einst in Altantic City geschaffen hat.
Übersetzt von Anna Hackbarth
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