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Jana Pareigis über Alltagsrassismus: „Schwarze werden exotisiert & beleidigt“

Es ist schon verrückt. Da hat Jana Pareigis gerade erst ihr Herzensprojekt abgedreht, eine Doku zum Thema Alltagsrassismus in Deutschland, und bevor der Beitrag ausgestrahlt wird, wird ihr live im ZDF Morgenmagazin deutlich gemacht, wie relevant und brisant die Auseinandersetzung ist: Zu Gast war die Weltreisende Heidi Hetzer, die 79-Jährige berichtet über ihre Erlebnisse – und zwar leider mit rassistischen Stereotypen. Hetzer echauffierte sich über die zahlreichen Diebstähle. Mit der Aussage „Die Schwarzen klauen alles“ schockte sie ihre dunkelhäutige Gesprächspartnerin.
Moma-Moderatorin Pareigis reagierte mit weit aufgerissenen Augen und einem fassungslosen Gesichtsausdruck, bevor sie erwidert „Gut, es ist halt ein ärmeres Land“. Was sollte sie machen? Ihre Interviewpartnerin politisch zurechtrücken? Aufklärungsarbeit leisten? Refinery29 hat mit Jana Pareigis gesprochen. „Ich war total perplex in diesem Moment. Aber ich war in meiner professionellen Rolle als Journalistin und habe mich nicht persönlich angegriffen gefühlt, sondern musste sie unterbrechen, um ihre pauschale Aussage einzuordnen. Um klarzustellen, dass das schlichtweg falsch ist, was sie sagte“, erklärt sie uns. So eine Livesendung, in der locker flockig über Weltreisen mit einer Rentnerin geplaudert werden soll, ist vielleicht auch der falsche Rahmen, die große Debatte loszutreten. Außerdem waren sie in Verzug, erklärt Pareigis. Um so wichtiger ist es jetzt, klar zu stellen, dass solche Aussagen weh tun.
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Die 35-Jährige Jana Pareigis ist Moderatorin, Journalistin, Afrikanologin und Soziologin mit deutsch-schwedisch-simbabwischen Wurzeln. Sie ist in Deutschland geboren, versteht sich als Hamburger Deern – und trotzdem wird ihr oft des Aussehens wegen das Deutschsein abgesprochen. „Ich habe Rassismus schon in jeglichen Formen erlebt: Zum Beispiel wurde ich auch schon in einem Geschäft von drei Verkäuferinnen aufgrund meiner Hautfarbe überwacht, sie dachten ich würde klauen“, erzählt sie. „Seit meiner Kindheit bin ich mit Alltagsrassismus konfrontiert, Fragen wie 'Wo kommst du her?' oder 'Warum sprichst du denn so gut deutsch?' bekommt man als Schwarze in Deutschland zu hören.“

Es geht darum, exotisiert zu werden und ausgegrenzt, bedroht und beleidigt, darüber, was sich ändern muss, und darüber, wie man mit Rassismus umgehen kann und sich stärkt

In Deutschland hat gut jede fünfte Person einen Migrationshintergrund. Pareigis merkt in unserem Gespräch auch an, dass nur 2-3 % der Moderatoren im Fernsehen einen Migrationshintergrund haben. Vielfalt ist ganz klar unterrepräsentiert.
„In der Dokumentation Afro.Deutschland spreche ich über meine Erfahrungen in Deutschland und tausche mich mit Menschen mit Migrationshintergrund aus. Es geht darum, exotisiert zu werden und ausgegrenzt, bedroht und beleidigt, darüber, was sich ändern muss, und darüber, wie man mit Rassismus umgehen kann und sich stärkt. Es gibt noch so viele rassistische Stereotypen, die es zu brechen gilt.“
Immerhin hat der unangenehme Fernsehmoment im Morgenmagazin schon mal dazu geführt, dass wir darüber reden. Heidi Hetzer hat sich bereits gegenüber der BZ entschuldigt. Sie hat es zumindest versucht, denn die Erklärung glänzt auch nicht gerade durch politische Korrektheit. „Es tut mir fürchterlich leid. Es war nicht so gemeint. Den Satz ‚die Schwarzen klauen alles‘ habe ich in Südafrika so oft gehört. Sogar von Schwarzen selber...In der Sendung habe ich den Satz unreflektiert geäußert. Das war ein Fehler. Ich entschuldige mich für diese Äußerung.“
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