Das klassische Vorher-Nachher-Bild ist besonders im Fitness-und Ernährungsbereich beliebt. Zumeist sind es Frauen, die nach einer Diät oder langen Sportphasen die Veränderungen ihres Körpers dokumentieren und dann früheren Bildern gegenüberstellen.
Auf Instagram findet man tausende solcher Side-by-Side Fotos, die den hart erarbeiteten Erfolg, jeden neu gewonnenen Muskelstrang, zeigen. Das Vorher-Nachher-Bild fungiert einerseits als eine Art Belohnungsprinzip für sich selbst, denn es macht glücklich, wenn man sieht, wofür man etwas macht. Andererseits ist es auch eine prädestinierte Form der Selbstdarstellung im Außen, das oftmals von enormen Leistungsdruck dominiert wird. Nach dem Motto: ‚‚Schaut her, was ich durch Disziplin und Engagement erreicht habe".
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Was aber ist, wenn das typische erfolgsgekrönte Vorher-Nachher zu einem Nachher-Vorher-Bild wird, das Nachlässigkeit suggiert? Wenn man auf den Fotos eine andere Entwicklung des Körpers wahrnimmt als die, die eine Gesellschaft gemeinhin als Erfolg definiert? Was ist, wenn das Bild zeigt, dass man zugenommen hat? Ist Frau dann weniger erfolgreich? Die Palette ist beliebig erweiterbar und endet final in Frage danach, was Erfolg eigentlich bedeutet.
Die Fitness-Bloggerin Joanne Encarnacion aus Kalifornien betreibt einen Instagram-Account, auf dem um Sport und Ernährung geht, wo sie ihren Körper ausstellt, der immer gut in Form ist. Schließlich ist sie ja Fitness-Bloggerin. Aber wenn man genau hinsieht, fällt auf, dass er sich in den letzten Monaten verändert hat. Encarnacion postete kürzlich eines dieser klassischen Vorher-Nachher-Bilder auf ihrem Account, auf dem zu erkennen ist, das sie ein wenig an Bauchumfang gewonnen hat, dass nicht mehr alles so straff ist wie vor einem halben Jahr. Sieht sieht trotzdem gut aus, nur eben ein wenig anders.
Aber anstatt sich selbst zu bestrafen, weil sie keine Disziplin gezeigt hat, um ihr Gewicht zu halten, richtet Encarnacion eine anderen Botschaft an sich selbst – und damit auch an ihre Follower. „Jo, du hast dich in den letzten Monaten nicht genug um deine Fitness gekümmert, aber das ist okay“, und weiter ‚‚ Denn ich bin trotzdem eine starke Frau“. In einem ausführlichen Kommentar listet sie auf, was sie stattdessen alles in dieser Zeit geschafft hat, in diesem Foto jedoch nicht zu sehen ist. Und das ist wahrlich eine Menge:
Fitness und gutes Aussehen sind nur ein kleiner Teil von dem, was uns ausmacht. Auch wenn absolut nichts gegen regelmäßigen Sport und gesunde Ernährung einzuwenden ist, solange es zum persönlichen und körperlichen Wohlbefinden beiträgt, gehören auch andere Dinge in ein gesundes und erfülltes Leben. Familie, Partnerschaft und Zeit zum Beispiel.
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