Jede von uns hat sie schon mal gehabt. Wenn ihr zu den Glücklichen gehört, vielleicht erst wenige Male. Die meisten zumindest einmal im Jahr, andere häufiger; ganz arm dran ist, wer sie chronisch hat. Die Rede ist vom unliebsamen Thema Blasenentzündung.
Jede Frau kommt damit in Berührung und dennoch wird das Thema noch immer ein wenig in die Tabu-Ecke gedrängt: Wie viele Themen, die mit dem weiblichen Unterleib zusammen hängen. Pilzinfektionen, Nachwirkungen einer Geburt, Blasenentzündung: Was da unten passiert, hängen die meisten von uns nicht gern an die große Glocke, dabei möchte man es eigentlich frei herausschreien, wenn man mal wieder in einem Meeting sitzt und das Gefühl hat die Harnröhre und alles andere würde innerlich in Flammen aufgehen; man beim Abendessen zum vierten Mal auf Toilette rennt, um maximal drei unfassbar schmerzhafte Tröpfchen loszuwerden oder man sonntags nach der Geburtstagsparty der besten Freundin mit drückenden Nieren und generellem Unwohlsein meint, man könne die Wände hochgehen. Ja, Mann: Es tut weh! Es nervt! Es beeinträchtigt! Und es kommt verdammt noch mal immer wieder vor.
WerbungWERBUNG
“
Einmal Geschlechtsverkehr, einmal zu tief ins Glas geschaut und am nächsten Tag waren die ersten Beschwerden wieder da.
”
Es gab eine Zeit, da hatte sich meine immer mal wiederkehrende Blasenentzündung in eine chronische verwandelt. 2014 hatte ich ein Jahr lang quasi durchgängig Beschwerden; ich bin von Hausärzten zu Urologen gerannt, habe etliche unterschiedliche Antibiotika genommen, Hausmittelchen, pflanzliche Mittel. Nichts hat geholfen: Einmal Geschlechtsverkehr, einmal zu tief ins Glas geschaut und am nächsten Tag waren die ersten Beschwerden wieder da. Irgendwann hat mir meine Hausärztin in der Heimat gesagt, dass das sicherlich auch mit dem vielen Stress in meinem Lebensmodell zusammenhängen könnte. Und sie hatte recht, zu der Zeit hatte ich immensen psychischen Druck: Ich hatte eine Trennung hinter mir, war unzufrieden im Job und immer auf dem Sprung. Mein Immunsystem glich einer Achterbahnfahrt. Betreffende Ärztin gab dann auch den Tipp zur Immunisierung mit Uro-Vaxom als ersten Schritt. In drei Zyklen nahm ich das Mittel täglich ein – und siehe da, vorbei war das Martyrium. Und das hat ganze drei Jahre (!) angehalten.
Heute lässt sich der ungeliebte Gast wieder regelmäßiger blicken, aber heute weiß ich auch, dass das viel mit meinem Lebensstil zu tun hat: Zu wenig Flüssigkeit, zu viel Stress, zu häufiger Alkoholgenuss, nach dem Sex nicht auf Toilette gehen und im nassen Bikini am See rumliegen – all diese minimalen Dinge haben Einfluss auf eine sensible Blase. Andere bekommen es bei Stress mit dem Magen, bei mir dreht sich dann alles um den Gang auf die Toilette. Und ich bin bei weitem nicht die einzige Frau in meinem Freundeskreis, der es so geht. Es gibt Freundinnen, die überlegen sich dreimal, ob sie mit ihrem Freund Sex haben, weil sie wissen, gleich im Anschluss werden sie von stechenden Schmerzen beim Wasserlassen heimgesucht. Angestellte erzählen davon in ihren Jobs nichts, weil eine Cystitis oft nicht ernst genommen wird, Männer rümpfen die Nase (dabei sind sie oft nicht ganz unbeteiligt an dem Zustand) und man selbst ist peinlich berührt, wenn man bei einem Treffen zum 3. Mal aufs Klo rennen muss. Hören wir auf damit. Sprechen wir drüber. Nur so wird es alltäglich – so wie eine Blasenentzündung eben ist.
WerbungWERBUNG
Da ich mich wie oben erwähnt jahrelang mit betreffender Erkrankung herumgeschlagen habe, merke ich es immer, wenn sie im Anmarsch ist. Heute bekomme ich manchmal eine Cystitis ohne überhaupt alle Symptome zu haben und merke es nur an der Farbe des Urins, dem Geruch oder einem leichten Ziehen in der linken Niere. Mittlerweile habe ich meine ganz eigene Do’s and Don’t-Liste, was ich tu oder lieber lasse, wenn in meinem Unterleib mal wieder Unordnung herrscht.
1. Viel Trinken! Mit viel meine ich minimum zwei Liter am Tag.
2. Cranberrysaft? Nur wenn die Entzündung ganz in den Anfängen ist. Sobald ihr anfangt z.B. etwas Pflanzliches gegen die Entzündung zu nehmen, ist Cranberry kontraproduktiv: Es spült die Blase aus und verhindert so, dass eben diese Mittel sich an den Wänden eurer Blase festsetzen und helfen können.
3. Nicht sofort Antibiotikum nehmen: Canephron, Angocyn, Uro-Vaxom und andere Mittel bewirken wahre Wunder. Auch vorbeugende Mittel, die man quasi durchgängig nehmen kann, helfen.
4. Wenn Antibiotikum, nicht gleich den Hammer: Ein Urologe hat mir Mal Uro-Tablinen verschrieben, ein Antibiotikum gegen Harnwegserkrankungen bei Kindern. Das Mittel ist superleicht und hilft oft schon bei 1-2 Pillen am Tag sanft, die Blasenentzündung abklingen zu lassen (natürlich nur wenn nicht schon worst case ist).
5. Ein stressfreier Lebensstil: Stress greift das Immunsystem an und bei Frauen damit gleichzeitig auch schnell die Blase. Regelmäßigkeit und innere Ruhe helfen.
6. Mama hatte recht: Nach dem Baden den nassen Bikini ausziehen, nicht auf kalten Steinen sitzen, nach dem Sex gleich auf Toilette gehen: Ist vielleicht nervig. hilft aber!
7. Während der akuten Phase keinen Alkohol trinken und idealerweise auch kein Geschlechtsverkehr. Klingt doof, ist es auch, aber so geht der ganze Mist einfach schneller vorbei. (und man steckt niemanden an)
Und: Drüber reden. Darf man, soll man und will man vielleicht auch, wenn jeder Gang auf die Toilette einem Kampf gleichkommt!
WerbungWERBUNG