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Lies diesen Artikel, bevor du das Gespräch mit Schwarzen Bekannten & Kolleg*innen suchst

Photo: KEREM YUCEL/AFP/Getty Images.
Echte Allyship (…) basiert auf den Bedürfnissen derjenigen, die tatsächlich betroffen sind.“ Diese wahren Worte stammen von der Aktivistin und Community-Organisatorin Leslie Mac, die sich mit ihrer Arbeit vor allem darauf konzentriert, weißen Menschen dabei zu helfen, bessere Verbündete zu werden.
Eine von vielen Sachen, die weiße und nicht-BPoC Verbündete jetzt machen können ist, nach ihren Schwarzen Freund*innen und Kolleg*innen zu sehen. „Sie fühlen sich wahrscheinlich immer noch verletzt, bestürzt und ausgelaugt“, schreibt Roy S. Johnson auf Al.com. „Sie werden es wertschätzen, von dir zu hören.“ Aber es gibt ein paar Dinge, die du beachten solltest, bevor du sie anschreibst oder mit ihnen sprichst.
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Dr. Alfiee Breland-Noble, Psychologin, Autorin, Gründerin des gemeinnützigen Mental-Health-Projekts AAKOMA und Host des Podcasts “Couched in Color with Dr. Alfiee“ sagt, es gibt eine richtige Art und Weise, die Schwarzen Menschen in deinem Leben anzusprechen. Und der erste Schritt dahin ist, kulturelle Unterschiede wahrzunehmen und zu berücksichtigen.
„Wenn wir schon länger mit einer Person befreundet sind oder mit ihr zusammenarbeiten, sollten wir bereits eine Idee davon haben, wie sie behandelt werden möchte – sofern wir aufmerksam waren. Ein Teil der Herausforderung ist manchmal, dass wir zusammen mit Menschen arbeiten, aber uns nicht die Zeit dafür nehmen, etwas über die Kultur des oder der anderen zu lernen“, sagt Dr. Breland-Noble und erklärt weiter, dass uns in Krisenzeiten dann das Feingefühl und Wissen fehlt, wie wir uns der Person gegenüber verhalten sollen.
Bevor du allen Schwarzen Menschen in deiner Kontaktliste mal eben eine WhatsApp-Nachricht schickst, solltest du dich vorher unbedingt fragen, ob es überhaupt angemessen ist, dich zu melden. Wenn eure Beziehung nicht über eine Facebook-Freundschaft hinausgeht, ist dem wahrscheinlich nicht so, sagt Moraya Seeger DeGeare, eine Ehe- und Familientherapeutin aus New York. „Wenn ihr dagegen gute Freund*innen seid und oft Kontakt habt, dann fragt ihr hoffentlich ohnehin regelmäßig nach, wie es der oder dem anderen geht.“
Wenn du überlegst, Kontakt mit einer Schwarzen Person aufzunehmen, zu der du keine echte Beziehung hast, rate ich dir, es vielleicht besser zu lassen. Es gibt andere Möglichkeiten, Schwarze Menschen jetzt zu unterstützen – von Spenden bis hin zu aufklärenden Gesprächen mit Familienangehörigen. Jetzt ist auch eine gute Zeit, sich zu fragen, warum du keine oder nur wenige BPoC in deinem Leben hast.
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Wichtige Fragen, die du dir stellen kannst, bevor du Kontakt aufnimmst, sind: Willst du diese Nachricht nur alibimäßig schicken? Oder warum willst du dich wirklich bei der Person melden? Damit du das Gefühl hast, dich “bemüht“ zu haben? Oder geht es dir aufrichtig um das Wohl deiner Schwarzen Freundin oder deines Schwarzen Kollegen?
Wenn du zu dem Schluss gekommen bist, dass es angemessen ist, dich zu melden, mach dir bewusst, dass du deine Worte mit Bedacht wählen und besonders verständnisvoll an die ganze Sache herangehen solltest. „Wenn du eine weiße Person bist, solltest du versuchen, zu verstehen, wie du dich fühlen würdest, wenn du in der Art von Krise stecken würdest, in der deine Schwarze Kollegin oder dein Schwarzer Bekannter gerade steckt“, erklärt Dr. Breland-Noble. „Was würdest du dann gern hören?“ Das gilt übrigens nicht nur für Krisenzeiten: Wenn dir diese Person wirklich am Herzen liegt und ihr echte Freund*innen seid oder es sich um eine*n Kolleg*in handelt, die du wirklich schätzt, dann solltest du immer verständnisvoll agieren.
Es geht aber nicht nur darum, was du sagst, sondern auch darum, was du auf gar keinen Fall sagen solltest. Laut Dr. Breland-Noble sollte es nie um deine Schuldgefühle oder Ängste gehen, wenn du deine Schwarzen Kolleg*innen ansprichst! Sprüche wie „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“ oder „Ich fühle mich so schlecht wegen meiner weißen Privilegien“ sind also eine ganz schlechte Idee. Auch, wenn es vielleicht nicht deine Absicht ist: Mit dieser Art von Statements bittest du deine Schwarze Kollegin oder deinen Schwarzen Kollegen unterbewusst, dich zu trösten. Und das ist nicht das Ziel. Wie die Traumatherapeutin Dr. Mariel Buquè Refinery29 in einem Interview erzählt hat: „Es ist schon oft passiert, dass weiße Menschen, die es wirklich nur gut meinen und denen ich wirklich wichtig bin, etwas aus Schuldgefühlen sagen oder erklären, sie wissen nicht, was sie tun sollen... dadurch erlegen sie die Bürde ihrer eigenen Schulgefühle und Scham allerdings einer Person auf, die ohnehin schon trauert und ein Trauma erlebt“.
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Ansonsten solltest du es auch vermeiden, deine Schwarzen Kolleg*innen oder Bekannten zu bitten, dir zu erklären wie du Schwarzen Communitys helfen kannst, sagt DeGeare. Sie schlägt vor, dir zu überlegen, welche Reaktion du von deinem Gegenüber erwartest. Erwartest du wirklich, dass sie noch mehr Zeit und Nerven in dieses Thema investieren, als sie es ohnehin schon tun, nur, damit du dich nicht selbst informieren musst? Diese Faulheit kann eine toxische Atmosphäre zwischen euch kreieren, warnt DeGeare.
Eine weitere Phrase, die du nicht benutzen solltest, ist: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie du dich gerade fühlen musst“. „Aus irgendeinem Grund hasse ich das“, sagt Dr. Breland-Noble. „Nein, das kannst du nicht. Das musst du mir nicht sagen. Ich weiß, dass du das nicht kannst.“  
Stattdessen solltest du anerkennen, welchen Schmerz die Schwarzen Menschen in deinem Leben gerade erleben. Lass die Person, mit der du sprichst wissen, dass du eine Unterstützung für sie oder ihn sein willst. Und gibt dieser Person die Möglichkeit, dir zu sagen, wie du dich ihr gegenüber verhalten sollst.
Du kannst zum Beispiel mit einer ernst gemeinten Entschuldigung beginnen. „Sag, ‚Es tut dir leid, was du gerade erleben musst‘. Denn du weißt nicht, was sie oder er gerade durchmacht. Aber du weißt, dass sie oder er etwas durchmacht und du weißt, es ist nicht gut“, erklärt Dr. Breland-Noble. „Dann sagst du ‚Ich will dir eine Unterstützung sein. Wenn du willst, sag mir, wie ich das am besten machen kann‘. Dann musst du abwarten.“ Bedränge deine Kollegin oder deinen Freund nicht, sondern beginne einfach nur die Unterhaltung. So gibst du ihm oder ihr die Möglichkeit, dir zu sagen, was er oder sie von dir braucht – sei es konkrete Unterstützung bei etwas oder aber, eine Weile alleine gelassen zu werden.
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Geh nicht davon aus, dass du weißt, was die Schwarzen Menschen in deinem Leben wollen. „Im Endeffekt müssen wir extrem vorsichtig sein, dass wir unsere persönlichen Gefühle nicht auf jemand anderen projizieren oder dass wir denken, wir wüssten, was die andere Person will oder braucht“, warnt Dr. Breland-Noble. „Behandle die Menschen so, wie du behandelt werden möchtest. Achte dabei aber auf den Kontext und mach dir bewusst, dass es Unterschiede zwischen euch gibt“.
Wir hoffen, es ist selbstverständlich, aber, wenn du deine Schwarzen Kolleg*innen fragst, was sie brauchen, dann respektiere ihre Wünsche auch! Und das beginnt damit, ihnen Zeit und Raum zu geben. Du kannst beispielsweise etwas in der Art zu ihnen sagen wie: „Ich weiß, das muss gerade eine schwere Zeit für dich sein. Niemand erwartet von dir, dass du heute bei dem Meeting dabei bist“.
Anschließend – und das ist extrem wichtig – musst du deinen Worten Taten folgen lassen. Dein Hilfsangebot verliert an Bedeutung, wenn du es nicht in die Tat umsetzt. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass du deiner Schwarzen Kollegin einen Teil der Arbeit abnimmst, damit sie die Möglichkeit hat, sich ein paar Tage freizunehmen. Oder aber, dass du deinen Schwarzen Kollegen nicht mit Problemen behelligst, die du eigentlich auch alleine klären könntest. Oder, dass du ihm oder ihr innerhalb deiner Firma eine Plattform gibst und ihm oder ihr so Aufmerksamkeit und Gehör verschaffst.
Falls du dir immer noch unsicher bist, was du schreiben oder sagen kannst: The Creative Collective NYC hat auf Twitter eine Liste mit Fragen gepostet, die nicht „Wie geht’s dir?“ lauten – wie beispielsweise „Wie hast du geschlafen?“ oder „Hast du heute schon etwas nur für dich getan?“. Diese Fragen kannst du stellen, wenn deine Schwarzen Freund*innen oder Kolleg*innen bereit für eine Unterhaltung sind.
Um ein*e echte Verbündete*r zu sein, reicht es nicht aus, einfach nur eine kurze WhatsApp-Nachricht zu schreiben, weil es gerade „trend“ ist oder weil die Krise gerade in den News ist. „Bei dem, was Schwarze Menschen jetzt fühlen, geht es nicht nur um George Floyd“, sagt Dr. Breland-Noble. „Es geht um all das, was sich über die Jahre angehäuft hat – seit Emmett Till. Das reicht bis in die 20er und 30er zurück, in denen die Bürgerrechtsorganisation NAACP Banner aufhing, auf denen stand ‚Ein Mann wurde heute gelyncht‘. Darum geht es. Wir müssen Wissen über diesen Teil der Geschichte besitzen, damit wir nicht den Fehler machen, zu einer Person zu gehen und zu denken, es würde ihr nur um die letzten vier Wochen gehen. Es geht um so viel mehr als nur das.“
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