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3 Frauen erzählen, was sie aus ihrer schlimmsten Situationship lernten

Foto: Karen Sofia Colon.
Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es unter anderem um Fehlgeburten, emotionalen und finanziellen Missbrauch.
Der Begriff „Situationship“ wurde 2017 von der Journalistin Carina Hsieh erfunden und ist seitdem fester Bestandteil unseres kulturellen Lexikons – zusammen mit Worten wie „Ghosting“, „Catfishing“, und so weiter.
Aber was ist eine Situationship überhaupt? Kurz gesagt: eine Art undefiniertes Mittelding zwischen einer lockeren Affäre und einer Beziehung. In einer Situationship gibt es nicht nur Sex, sondern auch gemeinsam verbrachte Zeit – und vielleicht sogar emotionale Intimität. Trotzdem weigert sich dabei eine Partei, oder auch beide, eine feste Bindung einzugehen.
Ganz egal, ob eine Situationship nun zwei Wochen oder fünf Jahre lang hält: Jede:r, der oder die selbst schon mal eine hatte, weiß genau, dass einige davon durchaus im Guten enden, während andere… naja, nicht so gut ausgehen. Tatsächlich kann das Ende einer monatelangen Situationship sogar mehr wehtun als eine Trennung nach einer Langzeitbeziehung. Trotzdem ergeben sich daraus manchmal doch bestimmte Erkenntnisse. Vielleicht lernst du daraus, dich selbst besser zu lieben, striktere Grenzen zu ziehen oder auch, was du eigentlich willst – und was nicht. Wir haben mit drei Frauen darüber gesprochen, was sie selbst aus ihrer chaotischen Situationship über das Leben und die Liebe gelernt haben.
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Abigail, 31

„Wir lernten uns in dem Restaurant kennen, in dem wir beide arbeiteten, und fingen irgendwann an, uns locker zu daten. Nach einiger Zeit trafen wir uns fast jeden Tag und übernachteten meistens auch beieinander. Ich fuhr mit ihm und seiner Familie in den Urlaub und war auch bei anderen Familientreffen dabei. Seine Mutter und ich standen uns schnell sehr nah, und ich hatte eine tolle Beziehung zu ihr. Er weigerte sich aber, mich jemals als seine Freundin zu bezeichnen. Darüber stritten wir uns oft. Er schaffte es aber jedes Mal, mich irgendwie davon zu überzeugen, dass das gar nichts Schlechtes sei, und dass es ja nicht hieße, ich sei ihm nicht wichtig. Ich war jung und verliebt, also ließ ich mich einfach drauf ein, obwohl ich in dieser Situation eindeutig die Verliererin war.“

Wie lange hielt die Situationship? 

„Vier bis fünf Jahre.“

Was war der Tiefpunkt?

„Wo soll ich anfangen? Er lieh sich häufig Geld von mir, um sich schicke Klamotten zu kaufen, und wenn ich ihn aufforderte, es mir zurückzuzahlen, redete er mir ein schlechtes Gewissen ein und tat so, als sei ich supernervig. Dann waren wir mal zusammen in einem Restaurant, als er mir sagte: ‚Du hättest auch Model sein können, wenn du ein bisschen dünner wärst.‘ Einmal lernte er eine Frau kennen, die ihm total gefiel, und er erzählte mir davon, als sei ich sein Kumpel. Das war für mich definitiv der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.“

Wie endete das Ganze & wie lange dauerte es, bis du darüber hinweg warst?

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„Als er anfing, sich mit dieser anderen Frau zu treffen, tat er so, als sei es überhaupt nicht seltsam, dass er mir alles darüber erzählte. Ich machte ihm klar, dass ich nicht einfach nur dabei zusehen würde, wie er sich in jemand anderen verliebte und ihr gab, was ich mir seit fast fünf Jahren von ihm wünschte. Er verstand das überhaupt nicht, und das öffnete mir plötzlich die Augen. Daraufhin sagte ich ihm alles – wie ich mich in dieser Situationship fühlte, und wie schlecht er mich schon so lange behandelte. Das drang aber nicht zu ihm durch, also sagte ich ihm, dass ich ihn nie wiedersehen wollte. Danach verschwand er dann auch aus meinem Leben. Bis er und seine Freundin dann in das Restaurant kamen, in dem ich arbeitete, und ich mich weigerte, ihnen einen Tisch zu geben.“

Was hast du daraus gelernt?

„Es dauerte echt lange, bis ich diese Erfahrung verarbeitet hatte. Ich war damals noch so jung und kam mir danach lange sehr wertlos vor. Also fing ich an, an meiner Beziehung zu mir selbst zu arbeiten. Meine größte Erkenntnis von damals ist, dass es das Wichtigste ist, mich selbst zu lieben – und ich bin heute dankbar für die Jahre, in denen ich das verinnerlicht habe. Heute bin ich mit der Liebe meines Lebens verlobt. Auf unserem ersten Date habe ich ihm klargemacht, dass ich mich selbst immer mehr lieben werde als alle anderen, und dass ich meine Beziehung zu mir selbst immer über alles andere stellen werde. Ich sagte ihm, dass er meinem Leben etwas Wertvolles beitragen müsse, um einen Platz darin zu verdienen. Seit dreieinhalb Jahren ist er jetzt ein toller Partner und ermutigt mich dazu, mich selbst immer mehr zu lieben.“
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Sophie, 27

„Ich war gerade in ein neues Land gezogen und hatte ihn bei einer Party getroffen, weil wir beide für dieselbe Firma arbeiteten. Ich kam gerade aus einer Trennung von einem Typen, mit dem ich lange eine On-Off-Beziehung geführt hatte, der jetzt aber eine neue Freundin hatte. Ein anderer Mann, der mir gefiel, hatte auch gerade eine frische Beziehung begonnen. Ich fing also an, mir darüber Gedanken zu machen, ob mit mir etwas nicht stimmte. Dann kam er rein – und mir klappte die Kinnlade runter, weil er der attraktivste Mann war, den ich je gesehen hatte. Die Chemie zwischen uns stimmte sofort, und nach der Party folgte ich ihm auf Instagram. Nach ein paar DMs ging es dann los. Ich war jung und naiv. Weil er vieles an sich hatte, was mir gefiel, wir viel gemeinsam hatten und er superattraktiv war, war ich der Meinung, dass wir deswegen wohl quasi füreinander bestimmt waren.“

Wie lange hielt die Situationship?

„Zwei Jahre.“

Was war der Tiefpunkt? 

„Ich wurde von ihm schwanger und bat ihn um ein Treffen, das er mir nur widerwillig gab. Bevor ich ihm die Schwangerschaft verkünden konnte, sagte er, er habe ebenfalls Neuigkeiten – und zwar, dass er eine Frau kennengelernt hatte. Ich unterbrach ihn und teilte ihm mit, dass ich schwanger war. Von da an ging es schnell und dramatisch bergab. Ich hatte eine Fehlgeburt, und während er bei mir zu Hause war, um sich um mich zu ‚kümmern‘, schrieb er gleichzeitig mit der anderen Frau. Mir wurde daraufhin klar, dass mich jemand, dem ich wichtig war, der mich respektierte und schätzte, niemals so behandeln würde.“
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Wie endete das Ganze & wie lange dauerte es, bis du darüber hinweg warst?

„Rückblickend sehe ich, was er für ein schlechter Mensch ist. Es dauerte aber trotzdem zwei Jahre, bis ich über ihn hinweg war, während der ich an meinem Selbstwertgefühl arbeitete und über unsere Situationship nachdachte. Irgendwann sah ich ein, dass das Ganze nichts darüber aussagte, wer ich als Mensch bin – sondern viel darüber, wer er als Mensch ist.“

Was hast du daraus gelernt?

„Ich habe daraus gelernt, dass ich meinen eigenen Wert kennen und einsehen sollte, wenn jemand mich als Mensch nicht zu schätzen weiß. Und dass ich immer Grenzen ziehen und nicht alle anderen Optionen über Bord werfen sollte, um mich auf jemanden zu konzentrieren, der das andersrum nicht tut. Wenn dich jemand liebt, erkennst du das auch an seinen oder ihren Taten und Worten. Du weißt dann einfach, dass jemand dich mag. Du musst es dann nicht hinterfragen. Ich musste erst lernen, für mich selbst einzustehen und es nicht allen recht machen zu wollen, sondern offen und ehrlich zu kommunizieren, was ich fühle. Wenn du Krümel akzeptierst, obwohl du eigentlich gern das ganze Brot essen würdest, wirst du immer hungrig bleiben.“
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Lily, 30

„Ich lernte ihn über einen Typen kennen, mit dem ich mal was hatte. Während der Corona-Pandemie schrieb er mich an, und wir hatten die ganze Pandemie über Kontakt. Nach dem Lockdown trafen wir uns zu einem Date. Danach flog er in den Urlaub, und ich hörte zwei Wochen nichts von ihm. Daraufhin fand ich raus, dass er zwei andere Frauen parallel zu mir gedatet hatte. Irgendwie wickelte er mich dann aber doch wieder um den Finger, und wir kamen wieder ‚zusammen‘. Es fing als Situationship an, weil es nie wirklich was Ernstes war, und weil er nicht der Typ Mensch ist, mit dem ich gerne für immer zusammen sein will. Wir hatten aber viel Spaß, und es erfüllte damals ein Bedürfnis.“
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Wie lange hielt die Situationship?

„Zwei Jahre, mit Pausen.“

Was war der Tiefpunkt?

„Er hatte eine richtige Phobie vor Haaren untenrum. Selbst wenn ich nur einen Millimeter lange Haare im Intimbereich hatte, schauderte er quasi und meinte, alle Frauen, mit denen er vor mir was hatte, hätten sich die Haare weglasern lassen. Er bot mir an, die Laserbehandlung zu zahlen, und ich ließ mich drauf ein. Als ich dann aber zu meinem ersten Termin ging, ekelte ich mich plötzlich vor mir selbst und dachte: ‚Das bin ja gar nicht ich. Wie kann ich es zulassen, dass mir ein Mann eine Laserhaarentfernung zahlt?’ Ich beendete also die Behandlung und nach kurzer Zeit war dann auch die Situationship vorbei. Er hatte die ganze Zeit subtile beleidigende Kommentare zu meinem Charakter und meinem Körper gemacht, das Ganze aber immer unter einem ‚spaßhaften‘ Ton versteckt. Wenn ich im Nachhinein drüber nachdenke, wird mir klar: Diese Situationship war furchtbar.“

Wie endete das Ganze & wie lange dauerte es, bis du darüber hinweg warst?

„Es war endlich Schluss, als ich ihm sagte, dass das zwischen uns Bullshit war. Wir hatten viel Spaß zusammen, aber wurden nie emotional miteinander, und wann immer ich versucht hatte, mal über was Ernstes mit ihm zu reden, reagierte er abweisend und genervt. Niemand aus meinem Freundeskreis mochte ihn, und er war mir irgendwann peinlich. Ich musste ihn daraufhin auf jeder Plattform blockieren – WhatsApp, Instagram, iMessage, Telegram und Facebook –, also schickte er mir 69 Cent auf PayPal, mit der Nachricht: ‚Entblock mich 💋‘ Er schickte außerdem Blumen und Karten zu mir nach Hause und ließ mich einfach nicht in Ruhe. Ich weinte, als Schluss war, aber es dauerte nicht lange, bis ich drüber hinweg war.“

Was hast du daraus gelernt?

„Dass ich in Sachen Selbstrespekt wirklich viel weiter bin als früher. Ich habe gelernt, dass ich keinen Mann brauche, um Bestätigung zu bekommen. Er hasste, dass ich Haare untenrum hatte, oder dass ich übers Kacken redete – und ich dachte mir: Fick dich, so bin ich eben. Heute bin ich selbst meine oberste Priorität, und das ist toll. Mir entgeht nichts, bloß weil ich Single bin. Ich habe außerdem daraus gelernt, dass mir Spaß in einer Beziehung zwar sehr wichtig ist, der emotionale Support dabei aber nicht zu kurz kommen sollte. Nur auf Spaß lässt sich keine Langzeitbeziehung aufbauen.“

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