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Ja, auch lockere Beziehungen brauchen Grenzen

Foto: Rockie Nolan.
Schon seit Anbeginn der Zeit – oder vielleicht seit dem „Summer Nights“-Duett in Grease – gelten Situationships und Affären als entspannte Möglichkeit, mit jemandem etwas Lockeres anzufangen. Ganz egal, wie lässig oder kurzlebig so ein Arrangement auch sein mag: Aus solchen Partnerschaften ohne feste Bindung kannst du viel über dich selbst und dein Liebesleben lernen. Das vielleicht Wichtigste, was du dabei lernst, ist, wie du selbst in einer lockeren Beziehung feste Grenzen ziehst. Eine Situationship bedeutet nicht, dass ihr einander nicht respektvoll und höflich behandeln solltet. Wir alle verdienen eine Beziehung, in der wir uns berücksichtigt und respektiert fühlen – ganz egal, wie locker sie auch sein mag.
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Grenzen und Absichten innerhalb einer Situationship zu definieren, setzt oft unangenehme oder schwierige Gespräche voraus. Damit du die möglichst unkompliziert bewältigst, haben wir Expert:innentipps und Erfahrungsberichte von Leuten gesammelt, die schon genau dasselbe erlebt haben.

Welche Grenzen sollte ich in einer lockeren Beziehung ziehen?

Situationships sind keine neue Erfindung, werden aber immer noch heftig diskutiert – allein auf TikTok bringt es der Begriff auf fast 40 Millionen Views. Und obwohl sich viele Frauen in heterosexuellen Beziehungen und Situationships von ihren Partnern eine gewisse Verbindlichkeit (und natürlich auch Respekt) erhoffen, neigen vor allem sie dazu, ihre Standards und Erwartungen runterzuschrauben, um es den Männern recht zu machen. Dabei musst du natürlich nicht total „lässig“ drauf sein – selbst in einer lockeren Beziehung. Es ist bei jeder Interaktion völlig gerechtfertigt, von deinem Gegenüber Anstand und Rücksichtnahme zu erwarten. Dazu kann beispielsweise schon eine Einigung darüber gehören, euch regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten untersuchen zu lassen – und auch darüber, dass ihr ganz ehrlich damit umgeht, wenn ihr Gefühle füreinander entwickelt.
Auf solche Abkommen solltet ihr euch „früh und oft“ einigen, meint Damona Hoffman, Beziehungsberaterin und Moderatorin vom Podcast Dates and Mates. „Ich sehe so viele Singles, die Angst davor haben, ihre wahren Absichten zu kommunizieren, weil sie befürchten, abgelehnt zu werden oder die Person zu vergraulen“, erzählt sie. „Das kann negative Konsequenzen haben. Dadurch habt ihr nämlich potenziell unterschiedliche Vorstellungen davon, wo diese Beziehung hinführt. Indem du das Gespräch nach hinten verschiebst, verzögerst du aber nur die Enttäuschung.“ Daher sollte es im ersten Schritt immer darum gehen, eure Absichten klarzustellen und herauszufinden, ob ihr ähnliche Erwartungen aneinander habt.
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Gibt es denn spezifische Grenzen, die ihr selbst in einer lockeren Beziehung ziehen solltet? Ja: Du dein:e Partner:in könnt (und solltet) zum Beispiel euer jeweiliges Verhalten daran anpassen, womit ihr euch beide wohl und sicher fühlt. Die 28-jährige Elizabeth weiß genau, wie wichtig das ist. Sie begann Anfang diesen Jahres eine Situationship, und sie und ihr Partner einigten sich direkt auf eine Sicherheitsgrenze, indem sie beispielsweise über ihre Geschichte mit sexuell übertragbaren Krankheiten sprachen. Dadurch bauten sie Vertrauen zueinander auf und beschlossen, ungeschützten Sex miteinander zu haben. Zumindest solange, bis Elizabeths Partner ihr mitteilte, er habe mit jemand anderem geschlafen. (Auch darauf hatten sie sich vorher geeinigt.)
Die 31-jährige Sarah fing etwas mit einem Freund an und hatte dann mit ihm eine Art Freundschaft Plus. Sie hatten denselben Freundeskreis; deswegen sprachen sie direkt zu Beginn darüber, ihren gemeinsamen Freund:innen nichts von ihrer Situationship zu erzählen. Sie einigten sich außerdem darauf, dass sie ihre Affäre beenden würden, sobald jemand von ihnen etwas Ernstes mit jemand anderem anfangen wollte. Das funktionierte auch alles sehr gut: Sie lernten nur einen Monat nacheinander ihre heutigen Ehepartner:innen kennen. Und weil sie alles geheim gehalten hatten, gab es danach auch kein Drama im Freundeskreis.
Ob es nun um sexuelle Exklusivität, öffentliche Zuneigung oder Details zu anderen Dates geht: Hoffman empfiehlt, „schon früh auf das Überschreiten von Grenzen zu achten. Das kann ganz simpel anfangen – zum Beispiel, indem jemand dauernd zu spät zu euren Treffen kommt –, aber auch komplizierter werden, wenn sich jemand körperlich unwohl fühlt oder jemandes Gefühle nicht berücksichtigt werden. Deswegen ist es so wichtig, direkt zu Beginn eine klare Linie zu ziehen: Was erhofft ihr euch von dieser Beziehung, und wie möchtet ihr voneinander behandelt werden?“ Wenn du dann feststellst, dass dein:e Partner:in deinen klar kommunizierten Erwartungen nicht entspricht, könnte es an der Zeit sein, dir das Ganze nochmal zu überlegen – und ein Gespräch anzustoßen.
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Wie ziehe ich Grenzen in einer lockeren Beziehung?

Bevor ihr irgendwas in Stein meißelt, ist es wichtig, dass ihr beide versteht, wie ihr diese Grenzen überhaupt festlegt. Obwohl dir die sozialen Medien vielleicht einreden wollen, Grenzen seien ein Synonym für Regeln, geht es dabei eher um Entscheidungen.
„Oft werden Grenzen als Reaktion auf eine Situation gezogen. Dadurch werden sie aber eher zu einer Art Bewältigungsmechanismus, obwohl sie eigentlich ein Schutzmechanismus sein sollten“, meint die Therapeutin Dr. LaNail R. Plummer. „Der Unterschied zwischen einem Bewältigungs- und einem Schutzmechanismus ist der, dass Bewältigungsmechanismen erst nach einem Vorfall zum Einsatz kommen. Schutzmechanismen hingegen treten davor in Kraft.“
Anstatt deine:n Partner:in also erst zu konfrontieren, wenn er oder sie etwas tut, das gegen eure Vereinbarungen verstößt oder dein Vertrauen verletzt, ist es wichtig, eure Erwartungen schon abzuklären, bevor das überhaupt passieren kann. Das soll heißen: Stelle klar, was deine:n Partner:in erwartet, falls er oder sie deine Grenzen missachtet. Vielleicht bedeutet das dann zum Beispiel, dass du die Situationship beendest, wenn er oder sie dich dazu belügt, mit jemand anderem geschlafen zu haben.
Deutlich zu kommunizieren, wie du auf grenzüberschreitendes Verhalten reagieren würdest, kann dabei helfen, dieses Verhalten von vornherein zu verhindern, und dafür sorgen, dass du und dein:e Partner:innen euch gleichzeitig sicherer fühlt – weil ihr wisst, womit ihr rechnen könnt.

Was sollte ich tun, wenn eine Grenze überschritten wird?

Trotz aller Mühen passiert es manchmal eben doch, dass wir Mist bauen – wir sind auch nur Menschen. Im Kontext einer lockeren Beziehung ist das Potenzial für Grauzonen und ungleiche Erwartungen aber leider sehr groß. Obwohl du verletzendes Verhalten nicht zwangsläufig hinnehmen musst, solltest du dich auch nicht dafür schämen, eine überschrittene Grenze oder missachtete Vereinbarung mal zu verzeihen, meint Plummer.
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„Sei nachsichtig mit dir selbst. Obwohl Grenzen zwar sehr strikt sein können, lassen wir durchaus manchmal zu, dass eine solche Grenze überschritten wird – und machen uns dann Selbstvorwürfe“, sagt sie. „Ja, manchmal passiert sowas. Akzeptiere es und denke nächstes Mal eben besser an deine Grenzen.“ Wenn dir und deinem Partner bzw. deiner Partnerin die missachtete Vereinbarung keinen Schaden zufügen kann, ist es völlig okay, einen ehrlichen Fehler oder Ausrutscher zu verzeihen, wenn sich das für dich richtig anfühlt. Genau so, wie diese Beziehung deine Entscheidung war, musst du dich auch für die Entscheidungen, die du innerhalb dieser Beziehung triffst, niemandem rechtfertigen. 
Kommunikation ist ein fester Bestandteil jeder Beziehung, ob fest oder locker. Sprich deswegen ehrlich über Vertrauen und alles, was dieses Vertrauen zerstören könnte. Obwohl es total verständlich ist, verletzt zu sein, wenn dein:e Partner:in eine Vereinbarung ignoriert, sind Aggression oder Wut meist nicht die Antwort. „Grenzen durchzusetzen ist oft leichter, als wir denken“, betont auch Hoffman. „Werde ganz konkret: Erkläre der Person, mit welchem Verhalten sie deine Grenze überschritten hat, und wie sie es in Zukunft besser machen kann. Du musst ihr kein schlechtes Gewissen einreden oder einen Vortrag halten – solltest aber sehr wohl klarstellen, wie du dich fühlst, und wie dein:e Partner:in deine Grenzen in Zukunft besser respektieren kann.“
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