Als ich das Glück hatte, einen Termin für die Corona-Impfung zu ergattern, war ich total begeistert. Als es dann soweit war, versuchte ich, jeden Eindruck in meiner Erinnerung abzuspeichern: den 80er-Song, der im Behandlungszimmer im Radio lief; die lieben, blauen Augen der Pflegekraft, die mich impfte. Ich freute mich riesig über all das, weil ich wusste, dass mir die Impfung so viele Vorteile bringen würde. Endlich würde ich mich wieder ein bisschen sicherer fühlen, wenn ich die Wohnung verließ – und früher oder später würde dadurch auch mein Sozialleben zurückkehren. Der einzige Teil an dem ganzen Prozess, der mir nicht so gefiel, waren die potenziellen Nebenwirkungen, die nach der Impfung auftreten könnten.
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Die meisten dieser Nebenwirkungen sind keine große Sache. Am häufigsten scheint es dabei 24 bis 48 Stunden nach der Impfung zu Rötungen, Schwellungen und/oder Schmerzen rund um die Einstichstelle zu kommen, zu Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, sagt das Robert-Koch-Institut. Diese meist milden, kurzweiligen Probleme sind vielleicht nicht superangenehm, aber nichts im Vergleich zu einer echten COVID-19-Infektion, die weltweit schon Millionen von Menschenleben gefordert hat und auch nachweislich langfristige gesundheitliche Schäden haben kann.
Verglichen damit sind die Impf-Nebenwirkungen ein Witz – aber um ganz ehrlich zu sein, hatte ich doch ein bisschen Schiss davor. Also habe ich mich vorher informiert, was ich denn unternehmen könnte, um diese möglichen Nebenwirkungen weitestgehend im Zaum zu halten und darüber mit einigen Expert:innen gesprochen.
Zuallererst: Wieso hat die Corona-Impfung denn überhaupt Nebenwirkungen?
Milde bis mittelstarke Nebenwirkungen sind eigentlich sogar ein gutes Zeichen – denn sie zeigen, dass dein Immunsystem funktioniert und auf die Impfung reagiert. Wenn du allerdings gar keine Nebenwirkungen bemerkst, heißt das wiederum nicht, dass die Impfung nicht „geklappt“ hat. Jede Immunreaktion ist unterschiedlich; dabei spielen auch Faktoren wie Alter, Vorerkrankungen und Genetik eine Rolle, erklärt Dr. Abisola Olulade. Und auch, ob es deine erste oder zweite Dosis ist, kann einen großen Unterschied machen. Viele Geimpfte bemerken nämlich nach der zweiten Impfung eine stärkere Immunreaktion. „Dein Körper wird durch die erste Dosis quasi in Bereitschaft versetzt“, erklärt Dr. Melanie Swift in einem amerikanischen Q&A zur Impfung. „Bei der zweiten Impfdosis hast du schließlich schon Antikörper im Blut, die durch die zweite Dosis aktiviert werden. Das ist quasi, als hätte dein Körper für einen Test gelernt.“
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Was kann ich vor der Impfung tun, um die Nebenwirkungen gering zu halten?
Einige Expert:innen empfehlen, in den Tagen vor deinem Impftermin besonders darauf zu achten, dass du genug Schlaf und Wasser bekommst, meint Dr. Zach Jenkins. Zwar gibt es keine Daten dafür, dass diese Schritte die Nebenwirkungen der Corona-Impfung abschwächen könnten; Studien zu anderen Impfstoffen (wie denen gegen die Grippe) haben aber sehr wohl ergeben, dass Schlafmangel deine Immunantwort beeinträchtigen könnte. Wer in den vier Tagen vor der Impfung nur vier oder weniger Stunden Schlaf bekam, hatte zehn Tage nach der Impfung weniger Antikörper im Blut als jene, die mehr geschlafen hatten, steht in einer Studie im Magazin The Lancet Respiratory Medicine.
„Genug zu trinken und zu schlafen ist prinzipiell eine gute Idee“, sagt auch Dr. William Schaffner. „Diese Empfehlungen sind natürlich auch Tipps für ein allgemein besseres Lebensgefühl.“ In anderen Worten: Wasser zu trinken und dich gut auszuruhen, wird deine Impf-Nebenwirkungen vielleicht nicht maßgeblich beeinflussen – wenn du aber schon erschöpft und dehydriert in die Impfung gehst, sind Kopfschmerzen und Schlappheit eher vorprogrammiert.
Was kann ich tun, um die Nebenwirkungen nach der Impfung zu mildern?
Da hilft vor allem eins: Ruhe. „Dich auszuruhen ist vermutlich das Einfachste, was du gegen die typischen Nebenwirkungen machen kannst“, sagt Dr. Jenkins. Das heißt: Nimm dir nichts Großes vor, geh nach der Impfung früh ins Bett und nimm dir, wenn möglich, einen Tag frei. Wenn du unter Fieber, Kopfschmerzen oder Schüttelfrost leidest, achte darauf, genug zu trinken und leichte Kleidung zu tragen. Eine kühle Dusche und kalte Kompressen auf der Stirn können gegen Fieber helfen.
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Was den schmerzenden, vielleicht geschwollenen Impf-Arm angeht, empfehlen sich Kühlpacks oder einfach ein kühlendes, feuchtes Handtuch. Das hilft gegen den Schmerz. Außerdem ist es ratsam, deinen Arm nach der Impfung regelmäßig zu bewegen, sagt Dr. Schaffner. „Rolle die Schulter und bewege den Arm ein bisschen herum. Das kann die Schmerzen mildern, weil es den Muskeln ein wenig dehnt“, meint er. Dabei solltest du es natürlich nicht übertreiben. „Für Kraftsport und Gewichteheben ist es nicht der richtige Tag“, betont er. Schließlich solltest du es prinzipiell ruhiger angehen lassen.
Kann ich nach der Corona-Impfung Schmerztabletten einnehmen?
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, vor oder während einer Impfung nicht zu Schmerzmitteln zu greifen, weil sie sich eventuell durch ihre entzündungshemmende Wirkung auf die Immunreaktion des Körpers auswirken könnten – da ist sich die Forschung aber noch nicht 100-prozentig sicher, merkt Dr. Jenkins an.
Wenn du dich nach der Impfung allerdings wirklich schlecht fühlst, kannst du sehr wohl Schmerzmittel einnehmen. Die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts ist dabei Paracetamol.
Kann Alkoholkonsum die Nebenwirkungen verstärken?
Auch hier macht es einen Unterschied, ob wir von vor oder (deutlich) nach der Impfung sprechen. Die Immunologin Dr. Sheena Cruickshank zum Beispiel betonte in einem Interview mit UK Metro: „Dein Immunsystem sollte top funktionieren, um gut auf den Impfstoff reagieren zu können. Wenn du also am Abend davor oder direkt nach der Impfung Alkohol trinkst, hilft das nicht.“
Dr. Schaffner meint allerdings, dass sich Alkoholkonsum nach der Impfung (vielleicht zur Feier des Tages) vermutlich nicht auf deine Immunreaktion bzw. eventuelle Nebenwirkungen auswirken dürfte, „wenn du dabei vernünftig bleibst“, sagt er. „Ich kenne Leute, die nach ihrer zweiten Dosis eine Flasche Champagner geköpft haben, weil sie sich so freuten. Ein, zwei Gläschen werden die Immunreaktion nicht beeinflussen – wenn du allerdings die ganze Flasche trinkst, fühlst du dich danach vielleicht nicht so gut.“
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Der Alkohol kann außerdem eine dehydrierende Wirkung haben und natürlich einen Kater verursachen – also übertreib es nicht. „Wenn du zu viel trinkst, hast du am nächsten Tag vielleicht Kopfschmerzen, und dann weißt du nicht, woher sie kommen: vom vierten Glas Wein oder der Impfung?“
Könnten sich meine Nebenwirkungen durch Kiffen verschlimmern?
Sowohl Dr. Jenkins als auch Dr. Schaffner betonen, dass die Forschung hier noch keine definitive Antwort liefern kann, sind sich aber darin einig, dass der Marihuana-Konsum die Nebenwirkungen vermutlich nicht verschlimmern, sie aber wahrscheinlich auch nicht mildert. „Ich glaube nicht, dass sich das Gras auf das Immunsystem auswirken würde“, meint Dr. Schaffner. „Theoretisch wäre es schon möglich, dass das Marihuana gegen die Schmerzen, Übelkeit oder Kopfschmerzen helfen könnte“, spekuliert Dr. Jenkins. „Obwohl es wiederum die Schlappheit verschlimmern könnte. Ich schätze, das hängt vom Einzelfall ab.“
Und was ist mit ernsteren Nebenwirkungen?
Obwohl es laut Robert-Koch-Institut nur „sehr selten“ zu „schwerwiegenden“ Nebenwirkungen kommt, solltest du dich in eben einem solchen Fall unbedingt an deine Ärzt:innen wenden. Zu diesen Nebenwirkungen gehören zum Beispiel Atemprobleme, Ausschlag oder ein Anschwellen der Zunge, insbesondere innerhalb von 30 Minuten bis vier Stunden nach der Impfung. All das kann auf eine allergische Reaktion hindeuten.
Wenn du dich mit dem Stoff von AstraZeneca hast impfen lassen, ist dir sicher bewusst, dass es inzwischen in 59 Fällen zu einer Hirnthrombose im Zusammenhang mit der Impfung kam. Obwohl diese unheimlich selten auftritt, scheinen davon insbesondere Frauen unter 60 Jahren betroffen zu sein. Wenn du nach nach deiner Impfung unter anhaltenden Kopf-, Brust- oder Bauchschmerzen, Beinschwellungen, Kurzatmigkeit, verschwommenem Sehen oder punktförmigen Hautblutungen leidest, suche dir bitte medizinische Hilfe. Dasselbe gilt, wenn deine Nebenwirkungen länger als zwei Tage andauern, ohne sich zu verbessern – oder wenn sie sich sogar verschlimmern. Das könnte zwar auch eine ganz andere Ursache haben (inklusive COVID-19, mit ungünstigem Timing), aber sicher ist sicher.