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Warum deine Beckenschmerzen mit der Pandemie zusammenhängen könnten

Foto: Zaineb Abelque
Dass die Pandemie folgenreiche Auswirkungen auf unsere kollektive Gesundheit gehabt hat, ist wohl niemandem von uns entgangen: Wir haben alle mitbekommen, wie sich die soziale Isolation und wirtschaftliche Unsicherheit auf unsere psychische Gesundheit ausgewirkt hat. Viele Patient:innen mit Long-COVID klagen auch noch Monate nach der Ansteckung mit dem Virus über körperliche Symptome, die ihnen das Leben erschweren. Das sind natürlich nur einige der Effekte von Corona. Wie viele von uns machen sich aber schon Gedanken über den Gesundheitszustand ihres Beckenbodens?
In den letzten Monaten hat die Pilates-Trainerin und Spezialistin für Beckenbodengesundheit Claire Sparrow eine Zunahme von Klient:innen beobachtet, die unter Beckenschmerzen, die durch verspannte Beckenbodenmuskeln (Beckenbodenmyalgie) verursacht werden, leiden.
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Stress und erhöhtes Herumsitzen sind Hauptauslöser für diese Art von Beckenbodenfehlfunktion. Mit dem Ausbruch der Pandemie verschlimmerten sich die Umstände, die zu diesen körperlichen Beschwerden führen können.
„Diese stressige Situation, die wir alle durchlebt haben und der wir immer noch ausgesetzt sind, hat dafür gesorgt, dass Frauen schneller und flacher atmen und versuchen, sich zusammenzureißen und die Dinge innerhalb der Familie und des Freundeskreises zusammenzuhalten. All das hat mehr Hyperaktivität in der Beckenbodenmuskulatur als Folge“, erklärt Claire. „Das kann zu Schmerzen beim Sex oder Stuhlgang, Ischias-, Hüft- und Rückenschmerzen und Inkontinenz führen.“
Die 28-jährige Rosie kämpft seit einem Jahrzehnt mit Schmerzen im Beckenbereich. Sie sagt, dass diese seit Beginn der Pandemie immer schlimmer geworden seien. „Ich wohne bei meinen Eltern. Aus diesem Grund habe ich zusätzlichen Druck verspürt, für ihre Sicherheit zu sorgen, da sie zur Risikogruppe gehören. Meine Angst war jedes Mal besonders groß, wenn ich mich nach draußen wagte – sei es zum Einkaufen oder um Freund:innen zu besuchen –, weil ich mir Sorgen machte, dass ich das Virus mit nach Hause bringen würde“, sagt sie.
„Jedes Mal, wenn ich die Wohnung verließ, bemerkte ich, dass meine Beschwerden schlimmer wurden. Das hat mich manchmal wirklich gebremst und geschwächt. Es dauerte lange, bis mein Körper wieder zu seinem Normalzustand zurückkehren konnte. Ich bemühte mich sehr, weniger Nachrichten zu schauen und das Weltgeschehen etwas außen vor zu lassen, weil mir das alles Angst bereitete und ich mich deshalb nicht entspannen konnte“, fügt sie hinzu.
Was genau ist der Grund für diese (erhöhten) Beckenschmerzen? Der Beckenboden ist im Wesentlichen eine Hängematte aus Muskeln, die die Organe in deinem Becken stützt: die Blase, den Darm und die Gebärmutter (oder Prostata). Schwache Beckenbodenmuskeln, die also zu locker sind, können Probleme wie Inkontinenz (Auslaufen von Urin oder Kot) oder Prolaps (wenn eines oder mehrere der Organe nach unten rutschen und in die Vagina absinken) verursachen.
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Dir wurde vielleicht schon einmal dazu geraten, Kegel-Übungen (Beckenbodenübungen) zu machen, um diese Muskelpartie zu stärken. Das wird häufig vor allem während der Schwangerschaft und nach der Geburt empfohlen, da beide Erfahrungen für zusätzlichen Druck auf den Beckenboden sorgen. Bei diesen Übungen geht es darum, den Beckenboden abwechselnd anzuspannen und zu entspannen. So lässt sich die Muskulatur in diesem Bereich festigen. Wie bei jeder muskelstärkenden Übung ist es wichtig, Muskeln sowohl an- als auch entspannen zu können – sind sie zu locker (niedrige Spannkraft), ist dein Beckenboden schwach, sind sie zu angespannt (hohe Spannkraft), hast du wahrscheinlich mit Schmerzen wie Rosie zu kämpfen.
Die Art von stressbedingten Schmerzen, die Rosie beschreibt, ist laut der Beckenphysiotherapeutin Myra Robson damit vergleichbar, wie einige von uns Stress in den Schultern speichern. „Am Ende eines anstrengenden Tags, den wir über den Computer gebeugt verbracht haben, fühlt sich unsere Schulterpartie manchmal angespannt und ein bisschen wund an und tut möglicherweise etwas weh. Wenn du sie massierst oder massieren lässt, fühlt es sich vielleicht unangenehm an, sorgt im Endeffekt aber für Entspannung und lockert angespannte Muskulatur. Das Gleiche gilt für den Beckenboden“, erklärt sie.
Wir wissen nicht wirklich, wie weit verbreitet diese Beschwerden sind oder warum manche Menschen Spannungen in ihrem Beckenboden haben und andere nicht, aber Myra sagt, dass es häufiger bei Frauen vorkommt, die irgendeine Art von Beckentrauma erlebt haben – Geburtstraumata, Fehlgeburten, Schwangerschaftsabbrüche oder Schmerzzustände wie Endometriose, Vaginismus oder Vulvodynie.
Rosies Gesundheitsprobleme begannen mit einer Kombination aus Vaginismus und Vulvodynie. „Zuerst hatte ich eine gewöhnliche Pilzinfektion. Der brennende Schmerz in meiner Vulva und Vagina ging aber nie weg.“ Beide Erkrankungen machen Sex zu einer schmerzhaften Erfahrung, was, wie Myra erklärt, zu einem Teufelskreis führt. Da der Beckenboden Schmerzen erwartet, verspannt sich die Muskulatur schon im Vorhinein. „Durch diesen Schmerz verspannen sich die Muskeln nur noch mehr, was die Schmerzempfindung erhöht und wiederum mehr Stress verursacht – und so weiter.“
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In Rosies Fall war der Mangel an sexuellem Kontakt während der Pandemie ein weiterer Faktor, der ihre Beschwerden verschlimmert hat. „Wenn ich in einer intimen Beziehung mit jemandem bin, hilft es mir in gewisser Weise, weil ich mich entspannen und regelmäßig penetrativen Sex haben und genießen kann“, sagt sie. „Wenn es aber eine Zeit lang nicht dazu kommt, gerate ich in Panik: ‚Oh Gott, was wird passieren, wenn ich wieder von Null anfangen muss?‘ Dieser Punkt hat auch eine große Rolle gespielt – selbst in einem medizinischen Zusammenhang hat mich lange Zeit niemand mehr berührt.“

Am Ende eines anstrengenden Tags, den wir über den Computer gebeugt verbracht haben, fühlen sich unsere Schultern manchmal angespannt und ein bisschen wund an und tun möglicherweise etwas weh. Wenn du sie massierst oder massieren lässt, fühlt es sich vielleicht unangenehm an, sorgt im Endeffekt aber für Entspannung. Das Gleiche gilt für den Beckenboden.

Myra Robson
Rosie erinnert sich daran, wie sie sich bei einem Arztbesuch bei einer Gynäkologin vor Kurzem mental auf eine interne Untersuchung vorbereitete, die dann doch nicht stattfand. „Das Gespräch selbst war in Ordnung, aber innerhalb von ein paar Stunden verschlimmerten sich meine Schmerzen extrem, fast so, als hätte ich mich tatsächlich einer Untersuchung unterzogen. Mein Körper reagierte auf die Angst, weil ich mich geistig darauf eingestellt hatte.“
Das Wichtigste, was du über verspannte Beckenbodenmuskeln wissen musst, ist, dass deine normalen Kegel-Übungen alles noch schlimmer machen können. „Wenn du normale Dinge wie Beckenbodenübungen ausprobierst und es sich nicht richtig anfühlt, musst du etwas ändern. In diesem Fall kann es nämlich gut sein, dass etwas zugrunde liegt, das angesprochen und behandelt werden muss“, sagt Myra.
Eine Physiotherapie kann dir dabei helfen, deine Beckenschmerzen zu vermindern. Dabei werden die Muskeln von innen massiert und Beckenbodenübungen so angepasst, dass das Augenmerk mehr auf die Entspannung der Muskeln anstatt deren Anspannung verlagert wird. „Diese Behandlung ist eine wirklich bizarre Erfahrung. Im Grunde genommen steckt jemand einen Finger in dich hinein und massiert jene Muskeln, die angespannt sind, und leitet dich zur richtigen Atmung an“, sagt Rosie über ihre eigenen Erfahrungen mit der Beckenboden-Physiotherapie, die ihr zufolge sehr geholfen hat, ihre Beschwerden in den Griff zu bekommen.
„Mir wurden auch Beckenboden- und Atemübungen empfohlen und ich habe Infomaterial dazu bekommen, wie man verschiedene Muskeln richtig massiert“, erklärt sie. „Das war ein weiteres Problem, das sich durch die Pandemie verschlimmert hat; ich bin mit meinen Übungen wirklich in Verzug geraten, weil ich mich einfach nicht dazu aufraffen kann, sie zu machen. Ich muss wirklich wieder damit anfangen.“
Wenn du mit einem oder allen der beschriebenen Symptome zu kämpfen hast, solltest du dich an deinen Hausarzt oder deine Hausärztin wenden und ihn oder sie darum bitten, dich an Physiotherapeut:innen für Beckengesundheit zu überweisen. Diese Expert:innen können dich beraten und dir Unterstützung bieten. Die in Dublin ansässige Beckenphysiotherapeutin Maeve Whelan bietet auf ihrer Website auch einige nützliche Übungen an, die du ausprobieren kannst.

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