Wenn du regelmäßig Gras rauchst, hast du vermutlich schon mal den Begriff der „Toleranzpause“ (auch „T-Break“ genannt) gehört – und wenn du mir auch nur ein bisschen ähnlich bist, hast du bestimmt seit Jahren keine davon mehr eingelegt. Ich bin mir gar nicht sicher, wann mein Marihuana-Konsum von „Freizeitrauchen“ zu „täglichem Kiffen“ überging (Als ich mir nach einer Trennung eine E-Zigarette kaufte? Als ich zum Höhepunkt von Corona entlassen wurde?), aber nach ein paar vergeblichen Versuchen, im Laufe der Jahre hier und da eine Pause einzulegen, machten sich irgendwann die Sorgen breit. Vielleicht… konnte ich gar nicht mehr mit dem Kiffen aufhören.
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Ursprünglich hatte ich damit angefangen, regelmäßig Gras zu rauchen, um meinen Appetit zu steigern und meine Ängste zu besänftigen. Als mich dann aber im letzten Jahr eine besonders heftige Winterdepression erwischte, fragte ich mich (und nicht zum ersten Mal), ob mein Weed-Konsum mir nicht doch mehr schadete, als dass er mir half. Am letzten Abend im Februar traf ich dann die spontane Entscheidung, einen „grasfreien März“ einzulegen (um ehrlich zu sein, wäre „THC-freier März“ wohl treffender gewesen). Im Laufe der nächsten 31 Tage würde ich kein THC in irgendeiner Form konsumieren – keine Blüten, keine Edibles, keine Vapes – und in einem Tagebuch aufschreiben, wie ich damit so klarkam.
Bevor ich hier erzähle, wie dieser „grasfreie März“ lief, lass mich ein paar Dinge klarstellen: Ich liebe Gras (immer noch!) und verurteile absolut niemanden für den täglichen Konsum. Schließlich hat die Verwendung von Marihuana in seinen zahlreichen Formen sogar viele Nutzen; wenn es dir hilft, lass dir von niemandem ein schlechtes Gewissen einreden. Ich möchte hier lediglich meine eigene Erfahrung teilen, in der Hoffnung, dass jemand von dem Wissen profitieren kann, das ich damals schon gern gehabt hätte.
TAG 1:
Meine Lieblingsmethode für den Konsum ist die E-Zigarette. Es ist einfach praktisch, eine geruchslose, portable Methode zum Rauchen zu haben; sie sorgte bei mir dafür, dass daraus überhaupt eine feste Gewohnheit werden konnte. Basierend auf meinen vergangenen gescheiterten Pausen weiß ich, dass ich diese Gewohnheit durch eine andere ersetzen muss, um erfolgreich mit dem Kiffen aufzuhören. Ich tauschte also meinen THC-Vape-Pen gegen eine CBD-E-Zigarette aus. So verzichte ich wenigstens auf THC, wenn ich dann doch in die Versuchung komme, zu rauchen. Mit dieser Strategie freue ich mich schon auf die nächsten 30 grasfreien Tage!
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TAG 3:
Ganz ehrlich: CBD-Rauchen ist ziemlich geil! Ich habe Gras immer benutzt, um meine Ängste in den Griff zu bekommen; wenn die mich aber zum Beispiel während der Arbeitszeit überwältigten, konnte ich nicht viel tun. CBD hat eine spürbar beruhigende Wirkung, die mir einen klaren Kopf verleiht und mir bei der Konzentration hilft. Dadurch kann ich auch tagsüber rauchen – und das war bis jetzt fantastisch. Es ist aber nicht alles so toll: Mein Appetit ist völlig weg. Meine erste Tagesmahlzeit habe ich in den letzten Tagen zwischen 16 und 18 Uhr gegessen – und auch nicht aufgegessen. Ich habe heute sogar eine (teure) Schale meiner Lieblings-Ramen verschwendet, um mich selbst dazu zu motivieren, irgendwas zu essen. Ich hoffe, dass diese Nebenwirkung bald nachlässt. Gleichzeitig habe ich Probleme beim Einschlafen und wache immer wieder auf. Ich habe mir leider in den letzten Jahren angewöhnt, zwischen 3 und 4 Uhr aufzuwachen und dann ein bisschen zu kiffen, um wieder einzuschlafen. Wie du dir vorstellen kannst, war ich jetzt – ohne die einschläfernde Wirkung von Gras – morgens oft ziemlich groggy. Ohne Gras muss ich mich wohl mit diesen schlaflosen Nächten abfinden, damit sich mein Körper an den Entzug gewöhnen kann. Es macht mir ein bisschen Sorge, dass mein Körper das Weed für so grundlegende Funktionen wie Schlafen und Essen zu brauchen scheint.
TAG 7:
Die erste grasfreie Woche ist geschafft! Mal im Ernst: Ich habe VIEL mehr Energie. Ich bin echt ein bisschen geschockt! Ich bin deutlich konzentrierter und produktiver, und meine generellen Angst- und Überwältigungsgefühle haben durch CBD weiter nachgelassen. Hat mich mein Graskonsum wirklich so stark negativ beeinflusst, ohne dass ich es wusste? Ich esse inzwischen etwas mehr als eine Mahlzeit am Tag und komme meinen gewöhnlichen zwei Mahlzeiten damit langsam näher. Mein Schlaf wird ebenfalls langsam besser, obwohl ich immer noch Schwierigkeiten habe, die ganze Nacht durchzuschlafen. Ich brauche immer noch CBD, um mich vom THC-Rauchen abzuhalten, bin aber positiv überrascht von meinem Fortschritt!
Die erste grasfreie Woche ist geschafft! Mal im Ernst: Ich habe VIEL mehr Energie. Ich bin echt ein bisschen geschockt! Ich bin deutlich konzentrierter und produktiver, und meine generellen Angst- und Überwältigungsgefühle haben durch CBD weiter nachgelassen. Hat mich mein Graskonsum wirklich so stark negativ beeinflusst, ohne dass ich es wusste? Ich esse inzwischen etwas mehr als eine Mahlzeit am Tag und komme meinen gewöhnlichen zwei Mahlzeiten damit langsam näher. Mein Schlaf wird ebenfalls langsam besser, obwohl ich immer noch Schwierigkeiten habe, die ganze Nacht durchzuschlafen. Ich brauche immer noch CBD, um mich vom THC-Rauchen abzuhalten, bin aber positiv überrascht von meinem Fortschritt!
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TAG 9:
ICH. KANN. IMMER. NOCH. NICHT. SCHLAFEN. Ich war von 2 bis 6:30 Uhr wach, nachdem ich aufs Klo musste. Nach ein wenig Meditation bekam ich dann doch noch ein paar Stunden Schlaf, bin heute Morgen aber total platt. Ich glaube, ein Bettzeitritual könnte mir dabei helfen, solchen Nächten vorzubeugen. Ich bin SOWAS VON bereit dafür, dass sich mein Körper „resettet“ und wieder normal arbeitet. Ohne Schlaf komme ich einfach nicht gut klar!
TAG 11:
Ich bin schockiert, dass ich es so lange durchgehalten habe, ohne auch nur einmal zu schummeln! Insgesamt fühle ich mich viel besser, und die Symptome meiner Depression haben sich fast komplett in Luft aufgelöst. Ich erzähle allen, die es hören wollen, wie viel mehr Energie ich habe – und niemand ist überrascht. Ich habe mich jetzt so lange auf Gras verlassen, dass das High für mich quasi der Normalzustand war… und ja, mir ist bewusst, wie alarmierend sich dieser Satz anhört. Jetzt, da ich zehn Tage ohne Gras hinter mir habe, fühle ich mich geselliger, weniger reizbar, fokussierter. Gleichzeitig ist es ein tolles Erfolgsgefühl. Es ist immer schwer, eine Gewohnheit abzulegen. Ich bin stolz auf mich!
TAG 14:
Mir ist heute aufgefallen, dass ich meine CBD-E-Zigarette schon seit ein paar Tagen nicht mehr gebraucht habe, und ich sehne mich gar nicht mehr nach Gras! Das ging deutlich schneller, als ich erwartet hatte. Ich war ehrlich gesagt davon überzeugt gewesen, dass das nicht klappen würde. Mein Appetit ist endlich wieder der Alte, und das Schlafen fällt mir nicht mehr so schwer. Ich würde nicht behaupten, dass mich mein Marihuanakonsum vorher von wichtigen Aufgaben oder dem Leben prinzipiell abgehalten hätte; diese neue Version von mir selbst habe ich aber definitiv lange nicht mehr erlebt (wenn überhaupt jemals). Am besten gefällt mir bisher, wie klar mein Kopf morgens ist. Ich habe die Zeit und Energie, um früher aufzustehen und ein Buch zu lesen, mein Zimmer aufzuräumen oder mir ein ordentliches Frühstück zu machen. Dadurch starte ich viel glücklicher in den Tag.
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TAG 21:
Die 2-Wochen-Schwelle war für mich absolut entscheidend; ich war mir sicher, danach würde alles glatt laufen. Und ich hatte (bisher) Recht! Mir ist es peinlich, wenn ich mich daran erinnere, wie panisch ich manchmal mein Zimmer und meine Tasche durchsuchte, wenn ich glaubte, meinen Vape-Pen verloren zu haben. Ich kann jetzt behaupten, schon seit Tagen nicht mehr danach gesucht zu haben. Mir war vorher nicht klar, wie sehr sich mein Weed-Konsum auf mein Selbstwertgefühl ausgewirkt hatte – vor allem, weil ich ja immer noch „gut funktionierte“. Heute weiß ich, dass ich mich selbst mit jeder Menge negativer Selbstkritik fertig machte, weil ich mich für „unfähig“ hielt, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich machte immer wieder Witze darüber – doch war ein Teil von mir enttäuscht über meine Abhängigkeit, selbst wenn ich es nicht zugeben wollte. Ich hatte nie besonders viel Selbstdisziplin. Ich habe viele neue Gewohnheiten angefangen und wieder abgelegt, wie das morgendliche Bettmachen oder das Trinken von mehr Wasser. Dass ich es jetzt drei Wochen lang fast komplett ohne Gras ausgehalten habe (ich war am Wochenende bei einem Festival… hab Verständnis mit mir!), hat mein Selbstvertrauen enorm gestärkt. Vielleicht bin ich DOCH die Art von Mensch, die jeden Morgen spazieren geht oder jeden Tag Tagebuch schreibt!
TAG 28:
Mein „grasfreier März“ neigt sich dem Ende, und ich bin so froh darüber, dieses Experiment gewagt zu haben. Ich kann ehrlich behaupten, dass meine tägliche Gewohnheit tatsächlich der Vergangenheit angehört! Werde ich nach diesem Monat jemals wieder kiffen? Definitiv. Hast du mir nicht zugehört, als ich meinte, dass ich Gras liebe? Ich freue mich aber wahnsinnig darüber, das Kiffen wieder als etwas genießen zu können, was mir Spaß macht – nicht als etwas, das ich brauche, um den Tag durchzustehen. All denjenigen, die überlegen, selbst mal eine Pause vom Gras einzulegen, würde ich es total empfehlen. Vielleicht stellst du dabei fest, dass du doch ganz zufrieden mit deinem jetzigen Konsumverhalten bist; oder vielleicht ergeht es dir wie mir, und du erkennst, dass du ein bisschen zu stark von der Pflanze abhängig warst. So oder so: Es lohnt sich immer, deinen Körper mal auf „Werkseinstellungen“ zurückzusetzen und herauszufinden, wie du dich dabei fühlst.
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