Schon in der ersten Episode von Netflix’ Wednesday erklärt Wednesday Addams (gespielt von Jenna Ortega) ihre Vorliebe für komplett schwarze Outfits mit klaren Worten: „Es beginnt mit Ausschlag und dann schält sich das Fleisch von meinen Knochen“, erzählt sie ihrer regenbogenfarbenbegeisterten Zimmergenossin Enid Sinclair (gespielt von Emma Myers), als die Wednesday fragt, was passieren würde, wenn sie farbige Klamotten tragen würde.
Es ist schwer zu sagen, ob die junge Goth – eine Außenseiterin an einer Schule voller Außenseiter:innen – das ernst meint oder ihren tiefen Hass gegen Farben nur ein bisschen überspitzt darstellt. Für die Kostümdesignerin der Serie, Colleen Atwood, war das aber der Ausgangspunkt für ihre Ideen für Wednesdays Style – und für ihren Wunsch, unser bisheriges Bild vom Charakter Wednesday Addams ein bisschen über den Haufen zu werfen. Schließlich tauchte die Figur schon 1938 erstmals in einer Comic-Reihe im New Yorker auf, 1964 dann in einer Sitcom und schließlich in den 90ern in den Addams-Family-Filmen.
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„Ich finde, das ist eine neue Version dieses Styles“, erzählt die vierfache Oscar-Gewinnerin Atwood, die schon an Filmen wie Into the Woods, Snow White and the Huntsman und Nine mitgearbeitet hat, gegenüber Refinery29. „Der grafische Kontrast aus Weiß, Grau und Schwarz lässt ihren Look modern aussehen, finde ich – nicht so, als käme sie direkt aus einer anderen Ära.“
Im Laufe der Jahrzehnte (während derer Wednesday unter anderem von Lisa Loring und Christina Ricci gespielt wurde) bestand Wednesday Addams’ Style vor allem aus derselben Uniform: aus einem schwarzen, langärmeligen Kleid mit weißem Kragen, kombiniert mit ihren typischen tiefschwarzen Zöpfen. Obwohl dieser Look darauf anspielt, dass Wednesday eigentlich eine alte Seele ist (schließlich zitiert sie Aristoteles, erwähnt in alltäglichen Gesprächen die Französische Revolution und weigert sich, Social Media zu benutzen), wollte Atwood Wednesdays Style in die heutige, von TikTok beeinflusste Welt holen. Sie sagt, dass sie sich dazu speziell von Londoner Streetstyle beeinflussen ließ, wo sie während ihrer Arbeit an der Serie lebte, sowie von ganz normalen Teenagern.
„Ich schaue mir die Jugend von heute an – zum Beispiel meine Enkeltochter, die mit Turnschuhen zu ihrem Abschlussball ging“, erzählt sie. Genau dieser Look ist auch die Inspiration hinter Wednesdays Vorliebe für klobige Loafers, deren aktuelle Beliebtheit wir Brands wie Prada und TikTok-Trends wie „dark academia“ zu verdanken haben. Atwood ergänzt: „So interpretieren viele Leute heute eben ‚klassische‘ Footwear.“
Trotzdem spielt Atwood im Laufe der ersten Staffel von Wednesday auch immer wieder auf den Original-Wednesday-Look an – insbesondere in Form des schwarzen Kleides mit einem weißen, überdimensionalen Kragen (siehe Bild ganz oben), das Wednesday in der ersten Szene trägt, als sie Piranhas in den Swimmingpool ihrer Schule schmeißt, um sich für das Mobbing ihrer Mitschüler an ihrem Bruder zu rächen. „Dass Wednesday an so einer hellen, farbenfrohen Schule dieses Outfit trägt, gibt den Ton für die ganze Szene an – und für Wednesdays Zukunft“, meint Atwood.
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Um Tim Burtons (der hier Regie führt) moderner Vision für Wednesday zu entsprechen, fügte Atwood Wednesdays Garderobe auch noch ein paar moderne Designs hinzu. In Episode 4 taucht Wednesday in einem luftigen schwarzen Kleid mit Kragen zum Schulball auf, das sie aus einem Antiquitätengeschäft hat. Obwohl das Kleid in der Serie demnach Vintage ist, war es in Wahrheit ein Alaïa-Kleid aus der Herbstkollektion 2021, über das Atwood in London stolperte. „Ich sah das Kleid oben im Alaïa-Geschäft. Meine Assistentin war dabei – die ungefähr so groß ist wie Jenna –, und ich ließ es sie anziehen und rumtanzen“, erinnert sich Atwood. „Es war einfach der perfekte Stoff und total modern.“
Abgesehen von ihrer Schuluniform sehen wir Wednesday in der Serie auch noch in zahlreichen anderen Outfits, die im starken Kontrast zu ihrem Signature Look in vergangenen Addams-Family-Produktionen stehen – zum Beispiel einen schwarzweißen Pulli, den sie mit einer kurzen Lederjacke kombiniert, oder das schwarzweiß gestreifte T-Shirt, das sie unter einem lockeren Hoodie trägt, als sie ihren Roman schreibt (auf einer Schreibmaschine, versteht sich). „Sie hat auch ein paar Freizeit-Outfits. Das gab uns die Chance, einen Goth-Look zu präsentieren, den wir so noch nicht wirklich gesehen haben“, meint Atwood.
Für viele Zuschauer:innen war der Style in Wednesday eine tolle Abkehr vom ansonsten sehr eindimensionalen Goth-Style, den wir sonst auf dem Bildschirm gezeigt bekommen. Atwood ging es dabei vor allem darum, mit verschiedenen Farbnuancen und Texturen zu spielen; sie nennt das Prinzip einen „Zauberwürfel in Schwarzweiß“. „Du versuchst einfach, die Farben anders zu sehen – Weiß und Schwarz wirken durch verschiedene Oberflächen und Texturen vielseitiger“, erklärt sie.
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