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8 Dinge, die ich aus zehn Jahren Freiberuflichkeit gelernt habe

Foto: Tayler Smith
Meine Freiberuflichkeit war ehrlicherweise keine bewusste Entscheidung, zumindest zu Beginn. Nach meinem Volontariat war klar: Ich arbeite weiterhin als freie Journalistin. Nebenbei wollte ich studieren, dank eines Magister-Abschluss war das kein Problem. Mein Studium zog sich dann ein bisschen länger als geplant, neben meinem Job als klassische Journalistin baute ich mein Netzwerk auf und natürlich amazed. Als mich nach meiner letzten Magisterprüfung die Professoren fragten, was denn nun meine Zukunftspläne seien, war meine Antwort: einfach so weitermachen. Verwunderung auf deren Seite, für mich endlich nur noch Jobs, Uni ade! Meine Selbstständigkeit hatte sich bewährt.
Ob ich nie daran gedacht habe, die Freiberuflichkeit aufzugeben? Sicher. Momente des Zweifelns, der Wunsch nach bezahltem Urlaub und festen Urlaubstagen sowie ein bisschen mehr Sicherheit bei Krankheit sind immer mal wieder Thema. Trotzdem kam nie der eine Job um die Ecke, für den es sich gelohnt hätte, meine Selbstständigkeit aufzugeben. Zumal ich auch bis heute glaube, Familie und Job lässt sich als Freelancer einfacher vereinbaren als andersrum – gerade in der Großstadt ohne Großeltern und Co. Auch wenn das momentan sicherlich kein Thema ist, ein bisschen spielte der Gedankengang immer mit rein. Abgesehen davon liebe ich die Freiheit, meinen Tag einzuteilen, wie ich es will, mein eigener Chef zu sein und mit meiner großen Leidenschaft mein Leben zu bestreiten. So kommt es, dass ich seit zehn Jahren freiberuflich arbeite – was ich hierbei alles gelernt habe? Das verrate ich euch heute!
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Verkauf dich nicht unter Wert

Immer wieder hab ich Kolleg*innen erlebt, die für einen Hungerlohn wahnsinnig aufwendige Reportagen auf sich genommen haben – ganz ohne Reisekostenerstattung. Sicher: Zu Beginn einer journalistischen Karriere und dem Wunsch des Schreiberling-Daseins darf man auch mal Artikel schreiben, die nicht so gut bezahlt werden. Aber irgendwann muss man seinen Wert der Arbeit kennen. Dass der Lohn immer brutto ist, hier von nicht nur Steuern, sondern auch Versicherung abgehen. Und am Ende vielleicht 50 Euro und ein Stundenlohn von 4 Euro netto den Aufwand nicht wert sind. Wichtig ist, dass ihr wisst, was eure Arbeit wert ist. Dass ein renommiertes Verlagshaus euch nicht mit 20 Cent die Zeile abspeisen darf, dass das hippe Startup vielleicht an euren Idealismus appelliert und es auch okay ist, hier mal zuzusagen – aus Leidenschaft, Prestige oder für das Aufbauen der eigenen Bekanntheit.
Wer qualitativ gute Arbeit abliefert, ist sein Geld wert – und das wird euer Arbeitgeber auch merken. Wenn nachgefragt wird, warum der Tagessatz so hoch ist, ist es gut, wenn ihr aufschlüsseln könnt, wie sich der Wert ergibt.

Absicherung schadet nicht

Krankheit, Leerlauf, Altervorsorge, Rente? Alles Themen, denen man sich gar nicht gerne widmet, ist ja doch weit weg oder gerade nicht akut. Wer freiberuflich arbeitet, muss sich hier aber im Vorfeld drum kümmern, denn der Staat tut hier erstmal gar nichts. Für maue Monate lohnt es sich, Geld zurückzulegen, ein kleines Polster aufzubauen, dass die Miete zahlt oder das Essen. Bei Krankheit gibt es Versicherungen, die greifen, und einem Tagessätze zahlen, wenn man länger ausfällt. Das ist bei einer Erkältung nicht zwingend nötig, wer aber länger krank ist, einen Unfall hat oder doch mal eine krankheitsbedingte Pause einlegen muss, wird dankbar sein, dass dann doch irgendwann Geld reinkommt.
Beim Thema Altersvorsorge sollten sich ja nicht nur wir Freelancer Informationen einholen, auch der Festangestellte muss mittlerweile privat vorsorgen. Ich zahle dank der Künstlersozialkasse in die Rentenversicherung ein, habe aber auch eine private Vorsorge abgeschlossen. Mein Traum vom eigenen Zuhause schwebt zwar noch über mir, hier muss ich aber wohl erstmal zu „Wer wird Millionär?“.
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Ein Extrakonto für den Staat

Und dann klopft plötzlich das Finanzamt an. Es sind die verhassten Briefe, die uns sagen: Zahltag. Wir Freiberufler zahlen meist am Ende des Jahres unsere Steuern. Das ist dann oft ein großer Haufen Geld, der möglichst sofort überwiesen werden muss. Auch Vorauszahlungen alle drei Monate können das Konto schnell ins Minus jagen, sodass ich seit mehreren Jahren ein Extra-Konto für die Steuer angelegt habe. Hier wandert jeden Monat ein Betrag zum Sparen rüber – sodass ich immer Geld parat habe, wenn’s wieder soweit ist. Mein Steuerberater meinte mal: „Viele Selbstständige verwechseln ihr Einkommen leider mit netto – und dann ist nichts mehr da.“ Denn das Blöde beim Freelancing ist: Die Rechnungsbeträge sind ja immer brutto. Also mein Tipp an euch: Spart, lieber mehr als nötig, und gönnt euch dann vom Rest am Ende des Jahres was!
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9 to 5 ist gar nicht so schlecht

Wer freiberuflich anfängt zu arbeiten, liebt die zeitliche Freiheit, die mit der Selbstständigkeit mit einhergeht. Am Anfang waren meine Arbeitszeiten wirklich wild. Oft habe ich bis 9 Uhr morgens geschlafen, um 11 das erste Mal meinen Laptop aufgeklappt. Dann folgten gerne Nachtschichten, und ich lag erst um 2 Uhr nachts im Bett. Ist ja auch schwierig, wenn der Job so Spaß macht, die Leidenschaft mit einem durchgeht und die neue Freiheit sich so gut anfühlt. Nur: Euer Umfeld – im privaten sowie beruflichen Bereich – arbeitet wahrscheinlich ganz klassisch 9 to 5. Heißt: Mails kommen meist zwischen 9 und 18 Uhr bei euch an, Ansprechpartner sind auch eher tagsüber erreichbar und ein Feierabend ist grundsätzlich nicht zu verachten – am besten dann, wenn auch eure Freunde frei haben. So spießig es klingt, ich arbeite von 8 bis 18 Uhr jeden Tag, das Wochenende ist nur in Sonderfällen noch für Arbeit belegt. Bei Sonnenschein mach ich aber manchmal auch schon mittags Schluss. Einen Vorteil muss die freie Zeiteinteilung ja haben.
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Network, Network, Network

Ich weiß, es klingt wie ein Klischee: Aber Netzwerken ist vielleicht das wichtigste beim Freiberufler-Dasein. Egal, ob Journalist, Graphikdesigner, Cafébesitzer oder Handwerker. Je mehr Leute du kennst, umso eher erfahren die Leute von deinem Business. Und: Meist bekommen die gut vernetzten Leute die Jobs, auch wenn es da draußen noch sehr viel bessere Leute ihrer Zunft gibt. Deswegen: Wer frisch in der Selbstständigkeit ist, hat erstmal eine große Aufgabe: Jedem erzählen, dass man jetzt freiberuflich ist. Dass man Jobs sucht. Macht Werbung für euch, geht auf Leute zu, habt Visitenkarten dabei und übt euch im Smalltalk. Auch Branchen-Events oder Facebook-Gruppen können mehr als hilfreich sein, wenn es um Netzwerke oder auch Job-Akquisen geht.
Die meisten meiner Jobs habe ich über mein Netzwerk bekommen – und auch schon viele andere vermittelt.

Auszeiten sind wichtig

Wer sich seiner Leidenschaft verschreibt und diese zum Beruf macht, entschließt sich auch, die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichen verschwimmen zu lassen. Oft arbeitet man von Zuhause aus, das Wochenende wird am Anfang ebenfalls genutzt und abends geht es noch auf berufliche Events.
Umso wichtiger ist es, bewusste Auszeiten zu nehmen, die nichts mit dem Job zu tun haben. Mir hilft der Sport, gut abzuschalten. Mein Handy bleibt hierbei immer Zuhause. Auch Yoga oder kurze Wellnesstrips sind eine gute Möglichkeit, Abstand vom Job zu finden. Und: Gerade in der Kreativbranche ist es auch wichtig, immer mal wieder Tage ohne Berufskontext zu erleben, um neue Inspirationen zu sammeln, einen Austausch abseits des Jobs zu haben und den Kopf mal durchzulüften.
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Homeoffice vs. Bürokollektiv

Was ist jetzt besser: Homeoffice oder Bürokollektiv? Ich sag’s euch: Die Mischung machts. So sehr ich mein Homeoffice liebe und es für lange Texte auch brauche, man fühlt sich auch schnell als der unsozialste Mensch der Welt. Als ich vergangenen Sommer vier Wochen am Stück nur im Homeoffice arbeitete und keinerlei soziale Kontakte tagsüber hatte, brannte in mir das Bedürfnis, wieder mit Menschen zu arbeiten. Glücklicherweise haben wir ja unser wunderbares Bürokollektiv The Stu. Wenn einen die Einsamkeit packt, schnappt man sich seinen Laptop und setzt sich dazu. Auch die gemeinsamen Meetings mit Milena und Amelie sind ein Balsam für die Seele – und auch wichtig. Denn ein Austausch mit anderen lässt einen über den eigenen Tellerrand blicken und neue Perspektiven entdecken.
Was mir auch hilft beim Homeoffice-Koller: Mich für ein paar Stunden ins Café setzen, mit dem Barmann oder meinem Gegenüber zu quasseln und unter Menschen zu sein.

Plane Urlaub ein!

Eine wichtige Regel, an der ich tatsächlich arbeiten muss. Urlaub. Seinen Urlaub muss man fix einplanen, sonst passiert das, was mir regelmäßig passiert: kein Urlaub – das ganze Jahr. Auf Dauer ist das ungesund. Deswegen plant frühzeitig eure Urlaube, arbeitet vor und prüft die finanziellen Gegebenheiten und dann ab in Urlaub. Selbst wenn es nur eine Woche Strand ist. Wichtig ist: der Laptop und die Arbeit bleiben daheim. Vergesst den Traum vom Digital Nomad, seid einfach mal nur Tourist.
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