„Ich bereue diese Abtreibung. Vielleicht hätte ich es damals geschafft – wahrscheinlich nicht nur vielleicht, ich hätte es geschafft“, sagt sie fast ein wenig trotzig. „Ich hatte zu viel Angst, ich habe mich gesträubt. Ich habe zwar drüber geschlafen, aber den Gedanken an alternative Lösungen keinen Raum gelassen. Weder an ein Austragen und die Möglichkeit der Adoption, noch daran, es zu behalten.“ Auch heute noch, drei Jahre nachdem Janusz ihr die Nummer der Therapeutin hingelegt hat, geht sie hin und lernt, mit dem Gefühl der Reue umzugehen. „Meine Therapeutin tut mir gut, sie hilft mir und sucht mit mir auch die Gründe für das Gefühl, dass ich einen Fehler gemacht habe“, sagt Sina mit einem zurückhaltenden Lächeln. „Ich muss einfach akzeptieren, dass das mein Leben ist. Und dass ich es so entschieden habe.“ Obwohl sie sich damals gegen das Kind entschieden hat und es heute bereut, ist Sina keine Abtreibungsgegnerin. „Ich bin trotzdem unendlich glücklich, dass ich als Frau in einem Land lebe, in dem ich abtreiben darf, und nicht wie in vielen anderen Ländern der Welt dafür bestraft werde“, sagt sie. „Aber ich würde anderen Frauen empfehlen, sich Zeit zu nehmen.“ Sie habe damals nur gewollt, dass es schnell geht, und deswegen auch die Beratungsgespräche, so schnell es ging, hinter sich gebracht. „Auch weil ich dachte, dass ich nicht mehr daran denke, wenn es schnell weg ist. Heute würde ich mir mehr Zeit nehmen. Um darüber nachzudenken, ob es vielleicht noch andere Lösungen gibt. Wenn es keine anderen Lösungen gibt, kann man sich immer noch gegen das Kind entscheiden.“