Alleinerziehende Eltern sind für mich etwas Alltägliches und ich betrachte die Dynamiken in ihnen genauso wie bei Kernfamilien: mit Respekt und dem Wissen, dass 1) das Leben passiert und 2) jede Familie und jedes Zuhause anders ist. Als ich aufwuchs, hatte ich viele Freund:innen – mit den meisten von ihnen bin ich immer noch befreundet –, die aus Alleinerziehenden-Haushalten kamen; allesamt mit alleinerziehenden Müttern und abwesenden Vätern. Ich hingegen stammte aus einer Variante von Alleinerziehenden, die weniger häufig vorkommt: alleinerziehender Vater und abwesende Mutter. Im Erwachsenenalter erfuhr ich in Gesprächen mit besagten Freund:innen, dass viele von ihnen mit dem Trauma zu kämpfen hatten, ohne Väter aufzuwachsen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits genug Therapiesitzungen hinter mir, um mein eigenes Trauma zu erkennen, das laut der Prognose meines Therapeuten auf die Vernachlässigung durch meine Mutter zurückzuführen war. Deshalb fühlte ich mich oft allein mit meiner Erfahrung, wenn ich mit Freund:innen über unsere Erziehung sprach.
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Ich bin jemand, die schon immer die Gesellschaft des eigenen Geschlechts bevorzugt hat. In den Gesprächen, die ich in meiner Kindheit führte, ging es um unsere Reaktion auf die Welt, während wir von Mädchen zu Frauen heranwuchsen: Menstruation, Sex und Liebeskummer. Bevor ich meine erste Periode hatte, wusste ich schon, was passieren würde. Ja, im Biologieunterricht lernte ich die Wissenschaft dahinter, aber meine Freundinnen waren diejenigen, die mir persönlich berichteten, wie es sich anfühlte, zum ersten Mal zu menstruieren. Die Geschichten waren immer dieselben: Eine Freundin kam mit der Nachricht, dass sie ihre Periode bekommen hatte, in die Schule und wir versammelten uns flüsternd und kichernd in einer Gruppe, um alles darüber zu erfahren. Es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde, dass meine Erfahrung mit dem Beginn meiner Periode nicht dieselbe sein würde. Meine Beziehung zu meinem Vater ist eng und liebevoll, aber es gibt auch Unterschiede zwischen unseren Generationen, die vor allem darauf zurückzuführen sind, dass er ein jamaikanischer Mann ist, der das Leben durch eine Linse sieht, die für mich nicht bestimmt ist – es gab also viele Dinge, über die wir einfach nicht gesprochen haben. Als ich meine Periode bekam, war klar, dass dies eines dieser Dinge war. Ich erinnere mich daran, wie ich meine erste Periode in der Schule bekam, wie ich auf der Toilette ängstlich meinen Schlüpfer mit Taschentüchern vollstopfte und dann auf dem Heimweg mein Essensgeld benutzte, um Binden zu kaufen. Das war's. Kein Gerede. In dieser Zeit versteckte ich die Damenhygieneprodukte in meinem Zimmer, bis ich auszog. Es sollte noch Jahre dauern, bis zum Erwachsenenalter – nachdem sich meine Therapiesitzungen als wirksam erwiesen hatten –, bis ich mich wohl dabei fühlte, mit Freund:innen über meine Periode zu sprechen; es war meine beste Freundin, die mir beibrachte, wie man einen Tampon einführt. Ich war 25.
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Mein Vater und ich haben in unserer Beziehung nie darüber gesprochen, dass ich eine Frau werde.
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Diese besondere Erfahrung war ausschlaggebend dafür, wie ich mit meinem Frausein umgehe. Mein Vater und ich haben in unserer Beziehung nie darüber gesprochen, dass ich eine Frau werde. Mit meinem Therapeuten habe ich jedoch ausführlich darüber gesprochen, dass die Ängste und die Traurigkeit, die immer deutlicher wurden, als ich älter wurde (vor allem, als ich begann, mich für Männer zu interessieren), von dem Gefühl herrührten, dass mir durch die Abwesenheit meiner Mutter etwas fehlte.
Meine erste sexuelle Erfahrung verlief ähnlich wie das Einsetzen meiner Periode. Der Prolog bestand aus Geschichten von Freundinnen, die vor mir entjungfert worden waren, und der Epilog aus leeren Seiten und Schweigen, da ich nicht wusste, wie ich über so intime Erfahrungen sprechen sollte. Zu diesem Zeitpunkt suchte ich bei den Männern, mit denen ich zusammen war, nach Akzeptanz und einem Gefühl der Bemutterung. Es wäre eine Beleidigung für die Fortschritte, die ich in der Therapie gemacht habe, wenn ich nur über diese Erfahrungen sprechen würde, aber es gab eine Zeit, in der ich zuließ, dass Männer mich ausnutzten, in der Hoffnung, dass sie mich nicht verlassen würden. Tatsächlich fühlte ich mich mit meiner Erfahrung, mit Männern auszugehen und Sex mit ihnen zu haben, weniger allein. Obwohl alle meine Freundinnen aus Elternhäusern mit anwesenden Müttern kamen, konnten fast alle aufgrund kultureller und religiöser Zwänge nicht offen über Sex sprechen. Stattdessen trafen wir uns, um über alles zu tuscheln und zu kichern, von Sexualpartnern bis hin zu Schwangerschaftsängsten. Und was meinen Vater angeht, so nehme ich an, dass er wusste oder zumindest ahnte, dass ich sexuell aktiv wurde; nichts an meinem jetzigen Ich schreit „26-jährige Jungfrau“.
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Die Beziehungsdynamik, die darin bestand, dass ich nicht mit meinem Vater über meine Schwierigkeiten als Frau sprach, hatte offensichtliche und nicht so offensichtliche Nebeneffekte. Der offensichtlichste war, dass ich mich von einem Mädchen zu einer Frau entwickelte, ohne zu wissen, wie ich unbequeme Gespräche führen sollte. Der nicht so offensichtliche war, dass ich mich in all meinen Beziehungen, ob familiär, platonisch oder romantisch, bedingungslos und unwiderruflich allein fühlte. Als ich meinen ersten Liebeskummer hatte, sehnte ich mich danach, von meinem Vater getröstet zu werden. Im Gegensatz zu meiner Erfahrung mit Sex und ähnlich wie bei meiner ersten Periode suchten meine Freundinnen ihre Mütter auf, wenn sie Liebeskummer hatten. Und wieder einmal wurde ich mit der Bemutterung aus zweiter Hand konfrontiert, die mir in all den Jahren zuvor geholfen hatte, mit der Pubertät umzugehen. Ich erinnere mich, dass eine Freundin erzählte, dass ihre Mutter sie mit beruhigenden Worten getröstet habe: Er wird es bereuen und Er ist es nicht wert, seinetwegen zu weinen. In diesem Moment fragte ich mich, was meine eigene Mutter sagen würde und was ich meinem Vater sagen würde, wenn ich jemals den Mut hätte, ihm solche Dinge zu sagen.
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Auch wenn er mir aufgrund seines eigenen Unbehagens nichts über meine Menstruation, über Sex und Herzschmerz beibringen konnte, so hat er mir doch viele andere Dinge beigebracht, die ich in meinem Erwachsenenleben immer wieder gebrauchen kann.
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Mein erster Liebeskummer war eine Erfahrung, von der ich dachte, dass sie mich für immer verfolgen würde. Auf der einen Seite bestätigte es all die schrecklichen Gefühle der Unwürdigkeit, die ich durch die Abwesenheit meiner Mutter bekommen hatte. Auf der anderen Seite wollte ich es meinem Vater sagen und den Trost annehmen, den er mir geben konnte, aber ich fand einfach nicht den Mut oder die Worte. Oder ich habe einfach nicht darüber gesprochen, bis ich anfing, eine Therapie zu machen – mehrere gescheiterte Beziehungen und Liebeskummer später. Zu diesem Zeitpunkt machten mich die Traurigkeit und die Ablehnung, die zum Drehbuch meines Lebens wurden, zusammen mit meiner generalisierten Angststörung, meinen Verlassensängsten und meiner ungesunden Kommunikation zu einem sehr traurigen und zurückgezogenen Menschen.
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Rückblickend – wenn ich mich an eine geheilte Version von mir selbst erinnere – hat mich die Erfahrung, von einem alleinerziehenden Vater großgezogen worden zu sein, zu dem gemacht, was ich heute bin. Auch wenn er mir aufgrund seines eigenen Unbehagens nichts über meine Menstruation, Sex und Herzschmerz beibringen konnte, so hat er mir doch viele andere Dinge beigebracht, die ich in meinem Erwachsenenleben immer wieder gebrauchen kann. Aber ehrlich gesagt würde ich es hassen, meine Jugendjahre und meine frühen Zwanziger noch einmal zu erleben. Noch eine Runde durch die emotional turbulenten und dauerhaft zerrütteten Schützengräben? Nein danke. Und wenn es um die mütterliche Zuneigung geht, die ich vermisst habe, erinnert mich die Therapie daran, dass ich auch diese Wunde mit der Zeit heilen werde.
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