Zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn, zu muskulös, zu picklig, zu behaart, zu faltig? Body Shaming, das abfällige Gerede über den Körper anderer Menschen, ist ein hässliches Problem der heutigen Zeit. Obwohl wir es besser wissen sollten, lautet das gängige Schönheitsideal noch immer: schlank, sexy und makellos. Aber es existiert eine Gegenbewegung, die Body Positivity, die sich für mehr Selbstliebe einsetzt. Dafür, dass jeder Körper schön ist, wie er ist. Erfahrt hier mehr über die Body-Positivity-Bewegung und wie Ihr es schaffen könnt, Eure Speckröllchen, Dehnungsstreifen, Narben und Fältchen nicht zu bekämpfen, sondern sie anzunehmen.
Body Shaming – eine hässliche Sache
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Oftmals gehen wir – Frauen und Männer – sehr hart mit uns ins Gericht. Wir sind oft selbst unsere größten Kritiker. Das ist zum Teil ok, spornt es uns doch an, besser zu werden in den Dingen, die uns wichtig sind. Aber was nützt Kritik an Dingen, die wir nicht ändern können? Oder wollen? Bringt sie uns weiter oder tut sie einfach nur weh? Body Shaming ist so eine unnötige Kritik.
Im Urban Dictionary wird das hässliche Gerede als „shaming someone for their body type“ definiert. Das heißt, wir urteilen über die Körper anderer Menschen – über etwas, in dem sie geboren sind, etwas, in dem sie sich wohlfühlen sollten, etwas, das sie nicht ändern können. Body Shaming beginnt mit heimlichen Lästereien über eine Kollegin, die „bei DEN Beinen“ doch lieber einen langen Rock hätte anziehen sollen und endet mit öffentlichen Anfeindungen, herausgerotzten Hassbotschaften und Mobbing in sozialen Netzwerken – dem Pranger des 21. Jahrhunderts.
Fat Shaming & Co.
Body Shaming trifft oftmals übergewichtige Personen. Dieses „Fat Shaming“ kann gerade bei jungen Frauen dazu führen, ihren Körper zu verachten. Der Druck, dem „Ideal“ zu entsprechen äußert sich nicht selten in Essstörungen, Selbsthass und sogar Suizidgedanken. Aber auch schlanke Frauen sehen sich damit konfrontiert. So bezeichnete man das Model Kate Moss einst in der englischen Presse als „skinny fat“. Dies soll bedeuten, dass sie zwar schlank, aber nicht durchtrainiert, sondern ihr Körper schwabbelig sei. Männer sind vor fiesen Anfeindungen dieser Art ebenfalls nicht gefeit. Als Bilder von Schauspieler Vin Diesel mit Bauchansatz auftauchten, titelten die Medien mit beleidigen Begriffen wie „Wampe“, „Plauze“ und „Bierbauch“.
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Die weltklasse Turnerin Simone Biles, die bei den Olympischen Spielen in Rio vier Goldmedaillen holte, wurde in den sozialen Medien wegen ihrer muskulösen Figur mit diskriminierenden und sexistischen Kommentaren wie „nicht mehr weiblich“ konfrontiert. Die 19-Jährige reagierte mutig und selbstbewusst auf ihre Hater und erklärte via Twitter: „Ihr könnt meinen Körper beurteilen, wie ihr wollt, aber im Endeffekt ist es MEIN Körper. Ich liebe ihn und ich fühle mich wohl in meiner Haut“. 26.565-„Gefällt mir“-Angaben gab es dafür. Ein Zeichen, dass sich selbst zu lieben das Wichtigste ist und obendrein die richtigen Zeichen setzt.
Body Positivity
Zeichen in Sachen Body Positivity, der positiven Einstellung dem eigenen Körper gegenüber, setzen derzeit weltweit auch andere Stars. Miley Cyrus und Madonna pfeifen auf glattrasierte Ideale und zeigen sich mit voller Achselbehaarung. Girls-Star Lena Dunham sagt ganz klar „no photoshop“ und zeigt sich unretouchiert und mit Cellulitis-Dellen auf dem Cover der amerikanischen Glamour. Ashley Graham, das derzeit berühmteste sogenannte Plus-Size-Model, zierte im vergangenen Jahr erstmals als kurvige Frau die Swimsuit-Ausgabe der Sports Illustrated und widersetzt sich so dem Magerideal der Branche.
Auch Beyoncé ist eine Verfechterin von Body Positivity. Mit ihrem Hit „***Flawless“ hat sie eine regelrechte Feminismus-Hymne geschrieben, die Frauen darin bestärkt, dass sie alles schaffen können und sie ermuntert, sich selbst zu lieben („Sagt ‚Ich sehe heute Nacht so gut aus'“). R&B-Sängerin Alicia Keys hat dem Beauty-Wahn den Kampf angesagt und erklärte in ihrem Essay „Time to Uncover“ in dem feministischen Newsletter Lenny Letter von Lena Dunham und Jennifer Konner, nie wieder Make-up tragen zu wollen. Es störe sie, dass „Frauen eingeredet wird, dass sie dünn, sexy, verführerisch und perfekt sein müssen.“ Sogar die Barbie-Puppe hat eine (längst überfällige) Generalüberholung vom Hersteller Mattel erhalten. Die Puppen gibt es von nun an mit realistischen Proportionen in kurvig, groß und klein, die die Diversität der verschiedenen Körperformen darstellen soll.
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All dies sind Ausprägungen des Body Positive Movements, das sich gegen Diskriminierung von vermeintlich unperfekten Körpern in der Gesellschaft stark macht, das Sich-selbst-Lieben in den Fokus rückt und Lösungen anbietet, um mit seinem Körper ins Reine zu kommen. Die feministische Bewegung von Connie Sobczak und Elizabeth Scott will das Selbstvertrauen jener Frauen stärken, die an ihren Körpern oder ihrem Gewicht zweifeln, um ihnen ein glücklicheres, gesünderes Leben zu ermöglichen.
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Big is beautiful: Aktivismus mit Hashtags
Die Bewegung hat aber nicht nur Weltstars als Aushängeschilder, sondern lebt vor allem durch Plattformen wie Instagram und Facebook. Dort kämpfen Frauen wie Du und ich treffsicher mit scharfen Hashtags statt geladener Waffen gegen die unrealistischen Schönheitsideale unserer Zeit. Allen voran die Fashion Bloggerin Tess Holliday, die das Label „Plus-Size-Model“ mit Stolz trägt. Sie dient ihren über 1 Mio Instagram-Followern auf der ganzen Welt als Inspiration und Vorbild. 2013 startete sie die Social-Media-Kampagne #EffYourBeautyStandards, eine Gegenreaktion auf das Body Shaming, das sie erleiden musste.
Auch in Deutschland ist der Gegentrend zum Magerwahn schon längst angekommen. Hierzulande zeigen sich immer mehr kurvige Frauen rundum zufrieden mit ihren Körpern auf Instagram und Co. und stehen gemeinsam für Body Positivity. Die Hashtags #bigisbeautiful und #realbodies sind unter unzähligen Bildern zu finden. Unter Bilder von Frauen und Männern, die gelernt haben, sich zu akzeptieren, zu lieben und Hatern die fiesen Lästermäuler mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein zu stopfen. Ein weiteres wichtiges Schlagwort, das in dem Zusammenhang häufig fällt, ist Vulva Shaming.
Sich selbst lieben – so geht’s
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Sich selbst zu lieben ist nicht immer einfach. Doch wir sollten alle nicht so hart mit uns ins Gericht gehen – insbesondere wenn es um unser Aussehen geht. Sicherlich sind die Selbstzweifel, Scham und Ablehnung nicht mit einem Fingerschnips auszumerzen. Unsere Tipps für mehr Selbstliebe können Dir helfen, einen ersten Schritt Richtung Body Positivity zu gehen.
#1: Iss mit Genuss
Diäten sind Gift für unseren Körper. Nur selten führen sie zu einem dauerhaften Erfolg und noch seltener machen sie glücklich. Versuche, Deinen Körper daher nicht mit strikten Ernährungsplänen zu traktieren oder Verboten zu quälen, sondern mit Genuss zu essen. Genieße Deine Mahlzeiten und nimm Dir Zeit zum Essen. Iss gesund, maßvoll, abwechslungsreich und das, wonach Dein Körper verlangt. Gibt ihm auch mal Süßes oder Fettiges – und zwar ohne schlechtes Gewissen.
#2: Verwöhne dich
Sich gut in seiner Haut zu fühlen ist nicht nur ein Ausspruch; es steckt viel Wahres im Wortlaut. Die Haut ist unser größtes Organ und will gepflegt werden. Verwöhne Dich mit Schaumbädern, Peelings, Saunabesuchen, Masken, feuchtigkeitsspendenden Cremes und Massagen – Deine Haut wird es Dir danken. Aber auch andere Körperteile freuen sich über regelmäßige Zuwendung. Sich selbst lieben kann man ebenfalls wörtlich nehmen und öfter mal Hand anlegen. Masturbation schafft eine gute Verbindung zu Deinem Körper, Orgasmen setzen Glückshormone frei und Dein allgemeines Wohlbefinden wird gesteigert.
#3: Geschichtenerzähler
Dein Körper ist wie eine sichtbare Erinnerung an prägende Ereignisse in Deinem Leben – gute wie schlechte. Du trägst Narben nach OP auf der Haut? Sie sind ein Denkmal für Dich und einen Moment, in dem Du besonders stark warst. Tattoo-Sünden von früher? Was soll’s! Auch sie waren eine bewusste Entscheidung – und damals richtig. Dehnungsstreifen haben bereits eine Body-Positivity-Wende erfahren: Viele Frauen sprechen von ihnen als Tigerstreifen oder Tiger stripes, die sie sich z.B. durch eine Schwangerschaft verdient haben.
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#4: Sei gut zu Dir
Nur die wenigsten stehen splitternackt vor dem Spiegel und sind 100%ig mit sich zufrieden. Fange klein an! Find heraus, was Dir am besten an Deinem Körper gefällt. Vielleicht sind es Deine Grübchen, Deine Füße, Deine grünen Augen, Dein Bauchnabel, Deine Lippen, Deine Sommersprossen? Sag Dir selbst immer wieder, wie schön dieses Körperteil ist. Wenn Du möchtest, betone es und stelle seine Besonderheit heraus. Du magst Deine Haare? Dann suche nach Frisurenideen im Netz und experimentiere mit ihnen herum. Du hast eine schöne Nagelform? Gönne Dir eine Maniküre.
#5: Sport? Mit Vergnügen!
Genügend Bewegung ist wichtig für uns und unsere Gesundheit. Aber was nützt es, teure Abos im Fitnessstudio abzuschließen, wenn man am Ende doch nicht hingeht? Quäle Dich nicht auf ungeliebten Laufbändern, wenn es Dich frustriert. Such Dir einen Sport, der Dir Spaß macht. Versuch es mit Yoga oder Fahrradfahren. Sogar ein ausgedehnter Spaziergang kann die Lebensgeister wecken und zu einem guten Körpergefühl führen.