Wie man Lehrer*in wird, weiß man. Abitur, Studium, Referendariat, Verbeamtung (wenn man denn noch den zu den Glücklichen gehört – heute leider nicht mehr selbstverständlich). Aber wie wird man eigentlich Künstler*in? Ein Studium schadet nicht. Dort lernt man das eigene Handwerk. Und dann? Einfach drauf los kreieren und hoffen, dass der Erfolg von ganz allein kommt? Vielleicht über Instagram Werbung machen? Statt zu mutmaßen, haben wir eine gefragt, die es wissen muss und sich die Bilderplattform zueigen gemacht hat, aber auf eine ganz andere Art und Weise: Angela Santana hat mit ihren Werken den Nerv der Zeit getroffen. Sie malt Frauen, so wie wir sie über die Sozialen Medien aktuell auf Millionen von Accounts präsentiert bekommen – aus der männlichen Perspektive, als Objekte der Lust. Sie macht Frauen wieder zu Subjekten und stellt dabei klare Fragen: Was macht der Bilderkonsum im Netz eigentlich mit uns, wollen wir uns wirklich täglich selbst so sehen und was können wir im Zweifelsfall dagegen unternehmen?
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Niemand hat gesagt, dass es leicht wird & das soll es auch nicht
Mit ihren Werken möchte die gebürtige Schweizerin, die heute in der Kunstmetropole New York lebt niemanden zufriedenstellen. Ganz im Gegenteil. Bei ihren Stücken steht die Disruption des Status Quo im Fokus. Sie wünscht sich, dazu beizutragen, in Zukunft in einer Gesellschaft zu leben, die nicht aus einem gänzlich männlichen Blickwinkel auf die Welt schaut. Sie hat eine klare Message und Vision. Braucht man das, um als Künstler*in erfolgreich sein zu können? „Ja! Man muss sich als Artist*in pushen, an die eigenen und die Grenzen der Gesellschaft gehen, alles infrage stellen, aber dabei den Fokus nicht verlieren.“ Hört sich nach viel Arbeit an? Ist es auch.
Denn das Leben als Künstler*in ist nicht immer einfach, meint auch Santana. „Man sollte nicht versuchen irgendjemandem nachzueifern und schon gar nicht kopieren.“ Es erfordert aber eine Zeit, bis man lange genug in sich hineingehorcht hat, und die eigene Vision erkennt. Aus diesem Prozess entsteht im Idealfall irgendwann eine Reihe wie Santanas aktuelle. „Als Künstlerin observiere ich täglich Menschen. Für dieses Projekt habe ich beobachtet, wie wir uns online verhalten, spezifisch was die rasante Beschleunigung unseres Bilder-Konsums für Folgen hat und was diese Masse an ständig konsumierter, weiblicher Objektivierung mit der kollektiven Wahrnehmung von Frauen in der Gesellschaft macht. “ Das Ergebnis sind „überdimensional große Ölgemälde mit Frauen als Subjekte, die als Kontrast zum Digitalen ihren Platz einnehmen. Es geht mir dabei um Inklusion und um die Schaffung eines positiven Blickes auf den weiblichen Körper. “, meint Santana.
The Starving Artist? Bitte nicht!
Doch bis sie die autonome Künstlerin sein konnte, die von ihren Bildern leben kann (und das in New York wohlgemerkt), mit einer Vision, einer erkennbaren Handschrift, mit zahlreichen veröffentlichten Interviews wie diesem hier, hat es lange gedauert. Dabei wusste sie schon immer, was sie werden möchte. „Für mich ist Kunst die ultimative, internationale Sprache ohne Grenzen.“ Für die Realisierung ihres Traumes hat Santana viel aufgegeben und ist oft umgezogen. „Nach meinem Studium in Zürich habe ich in Paris, Hamburg und London gelebt und für viele namenhafte Brands und Musiker*innen gearbeitet bevor ich für mich selbst arbeiten konnte.“ Und was ist, wenn das Geld knapp wird? So romantisch das Klischee des*der mittellosen Künstler*in auch sein mag, ist es doch in der Realität nichts, wonach man streben sollte. „Klar kann es anfangs zu finanziellen Nöten kommen. Materialien sind nicht günstig. Mein Tipp ist, sich mit so vielen Nebenjobs wie möglich über Wasser zu halten und jede freie Minute mit den eigenen Projekten zu verbringen.“ Ein Instagram-Account sowie eine professionelle Website wie die von Santana helfen sicherlich, erledigen aber nichts von selbst. Santanas bestes Tool sind nicht die Sozialen Medien, sondern ihr Selbstvertrauen. Davon wird man nicht sofort satt, aber es ist der Grundstein für eine satte Zukunft.
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