Was bedeutet dir dein Schlafzimmer? Wie viel Zeit verbringst du darin? Und inwiefern hast du es zu deinem Zimmer gemacht? Diese Fragen gingen der 23-jährigen Fotografin Aaliyah Jackson nicht aus dem Kopf, während sie an der Londoner University of Arts im dritten Jahr Fotografie und Creative Computing studierte. Die Corona-Lockdowns waren inzwischen wieder vorbei, und Jackson war für ihr Abschlussprojekt auf der Suche nach einer Idee, die sie mit anderen Leuten zusammenbringen würde. „Ich glaube, die Idee zu dem Projekt kam mir vor allem, weil mir klar wurde, wie viel Zeit ich [während Corona] in meinem Schlafzimmer verbracht hatte“, erzählt sie. „Als ich mich in meinem Umfeld umhörte, erkannte ich, dass es vielen ähnlich ging – selbst wenn sie in einem sozialeren Umfeld wohnten, wie in einem Wohnheim.“
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So begann Jackson schließlich ihr Fotoprojekt Bedrooms Observed, eine intime, ungestellte Porträtreihe, die junge Menschen in ihren Schlafzimmern zeigt. „Es fing damit an, dass ich ein paar Freund:innen fragte, ob ich sie in ihren Zimmern fotografieren dürfte“, sagt sie, „und diese Freund:innen empfahlen mir dann andere Leute mit coolen Schlafzimmern.“ Und so nahm das Projekt seinen Lauf, bis Jackson schließlich auch via Instagram neue Modelle castete – Fremde, die inzwischen zu Freund:innen geworden sind.
Die Fotos aus Bedrooms Observed entstanden in London und Glasgow. Jackson selbst ist in London aufgewachsen; daher kennt sie viele Leute in dieser Stadt. Eine Freundin von ihr war nach Glasgow gezogen, und so beschloss sie, sie zu besuchen und dort gleich ein paar Fotos zu machen.
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Alle Leute auf Jacksons Fotos sind junge Erwachsene, Anfang bis Mitte 20, die gerade ihre ersten eigenständigen Schritte im Leben hinter sich gebracht haben. Genau deswegen sind ihre Schlafzimmer auch so heilig.
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Bei jedem Fotoshooting stellte sie direkt zu Beginn sicher, dass das Ganze eine Zusammenarbeit war. „Ich ließ jedes meiner Modelle selbst entscheiden, wie sie sich präsentieren, ob sie sich schminken, ihr Zimmer aufräumen oder einzelne Gegenstände ins Rampenlicht rücken wollten“, erzählt sie. „Manchmal dauerte es eine Weile, bis sich die Person wohl fühlte. Oft unterhielten wir uns also erstmal über das Leben, das Studium und die Zukunft – auch über die unmittelbare, wie nächste Woche. Diese kleinen Gespräche halfen dabei, das Vertrauen aufzubauen.“
Jackson entschied sich für dieses Projekt sowohl für eine Mittelformat- als auch für eine Polaroidkamera. „Ich mag es sehr, mit einer Mittelformatkamera zu fotografieren, weil es dich dazu zwingt, gründlich zu überdenken, was du gerade fotografierst“, sagt sie. Die Polaroids hingegen „halfen jedem Modell, sich mit den Fotos wohl zu fühlen, die ich machte, weil sie die Bilder in Echtzeit zu sehen bekamen. Das verstärkte wiederum das Teamwork-Element“, meint sie. Polaroids haben außerdem eine warme, vertraute Ästhetik, was dem Projekt das Gefühl der Intimität verlieh, das sich Jackson wünschte.
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Alle Leute auf Jacksons Fotos sind junge Erwachsene, Anfang bis Mitte 20, die gerade ihre ersten eigenständigen Schritte im Leben hinter sich gebracht haben. Genau deswegen sind ihre Schlafzimmer auch so heilig: Viele von ihnen teilen sich eine Wohnung oder ein Haus mit anderen, weswegen ihre Schlafzimmer ihre persönliche Leinwand sind, auf der sie sich und ihren Style ausdrücken können. Gleichzeitig sind es ihre wichtigsten Rückzugsräume, in denen sie die Welt ausblenden und sich ihre Zukunft erträumen können. „Jede Person, die ich fotografierte, erwähnte den Wohnungsmarkt, ihre Traum-Wohnlage, den Wunsch nach einer größeren Bude oder das Bedürfnis, die eigenen vier Wände weiter zu dekorieren“, erzählt Jackson. „Gleichzeitig waren sie alle sehr stolz auf ihre Zimmer und darauf, wie sie diesem Mietobjekt ihren eigenen Stempel aufgedrückt hatten.“
Einige von Jacksons Lieblingsbildern aus der Reihe spiegeln dieses Thema der Personalisierung wider – wie das Foto von Jacksons Freundin Eleanor. Eleanor sitzt auf dem Bett, das sie in ihrer Glasgower Mietwohnung mit ihrem Freund teilt. „Mein Lieblingsfoto ist das, auf dem Eleanor mit ihrer Sammlung aus Kuscheltieren posiert, die sie von Freund:innen, Verwandten und ihrem Freund Nick bekommen hat und die sie an zu Hause erinnern“, sagt Jackson. „Es war schön zu sehen, wie sie dem Bild ihren eigenen Flair einhauchte.“
Besonders am Herzen liegen ihr auch zwei weitere Bilder: das von Ledi, die als Einzige während ihres Shootings Musik abspielte, und das von Juliusz, auf dessen Foto ein paar Lichtflecken landeten, die dem Ganzen einen pink-gelben Schein verliehen – ein magischer, schöner Zufall. „Das ist ein tolles Einleitungsfoto für das Projekt, weil es dieses weiche, isolierte und distanzierte Gefühl vermittelt, das ich erreichen wollte“, meint Jackson.
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Die Fotos einer jungen Frau namens Taylor, der Freundin einer Freundin, erinnern Jackson an interessante Gespräche rund um das Leben und die Liebe – Themen, die sich in der Geborgenheit des eigenen Schlafzimmers oft frei entfalten. „Der Prozess hat echt Spaß gemacht, und wir unterhielten uns über alles – von ihrer Karriere als DJane und Bäckerin bis hin zur Kunstschule und darüber, wie es so war, in Schottland aufzuwachsen. Nach dem Shooting hatte sie ein erstes Date, weswegen sie ein bisschen nervös war. Ich glaube aber, das Fotoshooting hat ihr die Zweifel daran genommen. Von Taylor habe ich viel über Glasgow erfahren, und wenn sie das nächste Mal in London ist, treffen wir uns mal.“
Dann sind da noch die Fotos von Bella in ihrem rosafarbenen Londoner Schlafzimmer. „Ihre Fotos sind einige meiner liebsten, weil sie ihr Zimmer total personalisiert hat – ihre pinke, selbstgemachte Tapete besteht aus Hunderten kleiner Fotos, die ihrer pinken Ästhetik entsprechen. Das Ganze ist total clever und wie eine Art Vision Board“, erzählt Jackson. „Es war das erste Mal, dass wir uns trafen, und wir sprachen über ihre Hoffnungen für die Zukunft, ihre Jura-Umschulung und Ballett, eins ihrer Hobbys.“
Die entspannte, offene Stimmung der Bilder in Bedrooms Observed hat etwas Schlichtes und Schönes. Sie gewähren uns nicht nur einen kleinen Einblick in das Innenleben anderer Leute, sondern zeigen uns auch, wie wohl wir uns an unseren Rückzugsorten fühlen. Gleichzeitig symbolisieren sie, was wir eigentlich alles gemeinsam haben, meint Jackson. „Ich wünsche mir, dass die Bilder zwar einerseits zeigen, wie individuell unsere Schlafzimmer doch sind – und gleichzeitig, dass unsere Erfahrungen mit Intimität, Trauer, Träumen und Wünschen absolut universell sind.“ Letztlich ging es Jackson mit ihrem Projekt nämlich genau darum.
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