Fran Hauser, Autorin von The Myth Of The Nice Girl beschäftigt sich mit kniffligen Situationen im Berufsleben und bietet nützliche Ratschläge dazu. Im Folgenden beantwortet sie die Frage einer 27-jährigen Analystin aus Toronto, die ihr berufliches Netzwerk erweitern möchte.
Frage: Ich hatte gerade ein Mitarbeiter:innengespräch, in dem mein Manager meinte, ich würde nicht genug Zeit damit verbringen, mein Berufsnetzwerk aufzubauen. Das sei aber wichtig – sowohl in Hinblick auf die Geschäftsentwicklung als auch das Einstellen neuer Arbeitskräfte –, um in dem Unternehmen wachsen zu können. Mir ist klar, was für eine bedeutende Rolle ein beruflicher Kontaktkreis im Arbeitsleben spielt. Deshalb will ich auch einen schaffen; ich weiß nur nicht, wo ich genau damit anfangen soll. Das ist ganz schön entmutigend. Hilfe!
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Frans Antwort und Tipps: Networken kann einschüchternd wirken und ganz schön zeitaufwendig sein. Ich weiß aber auch, dass ich in meiner Karriere auf keinen Fall da wäre, wo ich heute bin, wenn ich mich nicht darauf konzentriert hätte, ein Netzwerk auf- und auszubauen. Investier in dich und deine berufliche Zukunft, denn netzwerken kann zu unerwarteten Chancen und völlig neuen Karrieremöglichkeiten führen, wenn du dir Mühe gibst. Außerdem kann das Unternehmen, für das du arbeitest, von deinem Berufsnetzwerk profitieren: Indem du neue Leute und Expert:innen kennenlernst, die in deinem Fachgebiet tätig sind, erweiterst du so auch deinen Kontaktkreis, was zu neuen Deals führen oder nützlich sein kann, um offene Stellen zu besetzen. Außerdem steuerst du so externe Perspektiven bei und kreierst zusätzlichen Wert für deine Arbeitgeber:innen.
Zunächst solltest du über deine Networking-Ziele nachdenken. Vielleicht willst du einfach nur deinen Kontaktkreis erweitern. Ich nenne das „offenes Networken“. Möglicherweise gibt es aber eine bestimmte Gruppe von Menschen (z. B. Unternehmer:innen), eine spezielle Branche oder einen konkreten Beruf (z. B. Social-Media-Manager), von denen du dir noch eine Scheibe abschneiden kannst. Das wird „gezieltes Networken“ genannt und bedeutet, dass du auf der Suche nach Kontakten bist, die dich dabei unterstützen können, das zu erreichen, was du bei der Arbeit anstrebst. Am besten ist es, beide Varianten miteinander zu kombinieren. Nimm dir also einen Moment Zeit, um dir über deine Absichten klarzuwerden und darüber nachzudenken, wer dir bei deiner Zielsetzung von Nutzen sein könnte und warum. Hier sind fünf Tipps, die dir dabei helfen können, damit anzufangen.
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Bau Beziehungen innerhalb deines Unternehmens auf. Fang bei deiner eigenen Firma an. Tritt unterschiedlichen Mitarbeiter:innengruppen bei oder geh hie und da nach der Arbeit mit Kolleg:innen etwas trinken. Betrachte jede Kaffeepause und jedes Mittagessen als Chance, neue Leute kennenzulernen, Ideen auszutauschen und Beziehungen zu festigen. Indem du Kontakt mit Mitarbeiter:innen aus anderen Abteilungen hältst, erfährst du so auch, ob es vielleicht einen anderen Bereich innerhalb des Unternehmens gibt, in den du wechseln möchtest. Bei großen Besprechungen solltest es du es vermeiden, neben jemandem zu sitzen, den du bereits kennst. Wenn du ein Projekt besonders interessant findest, kannst du den Personen, die daran arbeiten, vorschlagen, auf einen Kaffee zu gehen. Intern anzufangen, ist ein einfacher, effektiver Weg, um mit dem Ausbau deines Berufsnetzwerks zu beginnen.
Nimm an Freizeitaktivitäten teil. Es wird dir zukünftig zugutekommen. Lass dich bei Veranstaltungen außerhalb des Büros sehen. So wirst du neue Menschen kennenlernen und dich möglicherweise in eine neue Karrierelaufbahn verlieben. Leiste ehrenamtliche Arbeit, tritt einem Interessenverband bei, der sich mit branchenspezifischen Fragen auseinandersetzt, besuch Vorträge und geh deiner Leidenschaft und deinen Lieblingsbeschäftigungen nach. Während meiner Zeit bei Time Inc. war ich in gemeinnützigen Gremien aktiv und habe mich intensiv mit Start-up-Investierung beschäftigt, was zu meiner jetzigen Karriere geführt hat. Außerdem zeigen Studien, dass sich das Nachgehen von Hobbys positiv auf die Karriere auswirken kann.
Stell ruhig Fragen. Ich kenne viele Menschen, die Networking unangenehm finden, weil es sich nicht authentisch anfühlt und so, als würde man sich verkaufen. Ich kann dieses Gefühl nachvollziehen. Erinner dich aber daran, dass du niemanden „benutzt“, sondern lediglich Verbindungen aufbaust, sodass du und andere einander helfen könnt. Eine Bekannte bat einen gut vernetzten Kollegen, sie mit Schwergewichten in der Branche, in der sie tätig war, bekannt zu machen und sie zu branchenspezifischen und -relevanten Veranstaltungen einzuladen. Er bejahte freudig.
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Mach ein Spiel aus Networking-Veranstaltungen. Konferenzen, branchenspezifische Veranstaltungen und Treffen können allesamt gute Gelegenheiten zum Networken darstellen: Alle Anwesenden wollen in der Regel ihr Berufsnetzwerk ausbauen. Wenn du aber ein Event besuchts und dann bloß in der Ecke stehst oder nur mit deiner Begleitung sprichst, verschwendest du nur deine Zeit. Ich bin introvertiert und weiß, dass es viel Mut erfordert, in einer solchen Situation selbstbewusst aufzutreten – vor allem dann, wenn man schüchtern ist. Versuch doch Folgendes: Setz dir für jede Veranstaltung ein persönliches Ziel. Nimm dir vor, mit drei neuen Personen zu sprechen und genauso vielen neuen Ideen nach Hause zu gehen.
Bitte um eine herzliche Vorstellung. Nach einer herzlichen Vorstellung passiert es nur in den seltensten Fällen, dass es auf einmal so still wird, dass man eine Stecknadel fallen hören kann. Beginn damit, dir vor Augen zu führen, welche Personen du in Hinblick auf ihre Arbeit bewunderst oder über welche Unternehmen, du gerne mehr erfahren würdest. Mach dich dann auf LinkedIn oder anderen sozialen Plattformen darüber schlau, ob einer deiner Kontakte mit dieser Person bereits in Verbindung steht. Die folgende E-Mail, die ich erhalten habe, halte ich für ein besonders effektives ein Beispiel: „Hallo Fran, ich melde mich, weil ich mich sehr gerne für die Position als BERUFSBEZEICHNUNG bei FIRMENNAME bewerben möchte. Mir ist aufgefallen, dass du NAME kennst. Ich frage mich, ob du möglicherweise meinen Namen und Lebenslauf mit dieser Person teilen könntest. Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn du mir dabei helfen könntest, Kontakt zu dieser Person aufzubauen.“ Und, noch besser: Verfass eine kurze E-Mail mit deinem Lebenslauf im Anhang, die sich einfach weiterleiten lässt. Auf diese Weise erleichterst du es der Person in Frage, dir dabei behilflich zu sein, Kontakt zu der anderen herzustellen.
Diese Tipps stellen aber nur die Spitze des Eisbergs dar. Setz dir Ziele, nimm dir Zeit fürs Networken und dein Berufsnetzwerk wird sich auf natürliche Weise vergrößern. Bevor du dich versiehst, wird sich das Netzwerken auch nicht mehr so beängstigend anfühlen.
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