Schmerzen beeinträchtigen uns im Laufe unseres Lebens auf unterschiedliche Weise. Ganz gleich, ob du mit monatlichen Menstruationsschmerzen zu kämpfen hast, mit dem unvorhersehbaren Kommen und Gehen chronischer Schmerzen leben musst oder unter starker Migräne leidest – Wege zu finden, mit diesen Beschwerden umzugehen, kann sehr schwierig sein. Möglicherweise wurden dir in der Vergangenheit Schmerzmittel verschrieben oder verschiedene Therapieformen empfohlen. Vielleicht wurde dir auch dazu geraten, deine Lebensweise zu ändern. Eine Methode, um deine Schmerzen zu lindern, die dein Hausarzt oder deine Hausärztin aber wahrscheinlich nicht erwähnt hat, ist Selbstbefriedigung.
Wissenschaftler:innen erforschen seit Jahren die Auswirkungen, die Orgasmen auf unsere Schmerzrezeptoren haben. Im Jahr 1985 stellten Dr. Beverly Whipple und Professor Barry Komisaruk fest, dass die Schmerztoleranz von Frauen bei Selbststimulation der Klitoris um 40 Prozent anstieg. Wenn diese Stimulation zu einem Orgasmus führte, erhöhte sich die Toleranzgrenze sogar um 74 Prozent.
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Das hat gezeigt, dass es sich bei den durch Schmerzen aktivierten Hirnregionen (die Insula und der anteriore cinguläre Cortex) um dieselben Bereiche handelt, die auch beim Orgasmus aktiviert werden – obwohl Komisaruk vermutet, dass die in den Scans gezeigte Aktivität in Wirklichkeit hemmend sein könnte und die Neuronen in diesen Bereichen als Teil eines Netzwerks feuern, das Schmerzen blockiert, anstatt sie zu übertragen. Wie Komisaruk gegenüber O School erklärt, wird durch Orgasmen ein System aktiviert, durch das das Stammhirn Serotonin und Noradrenalin in das Rückenmark sendet, um Schmerzsignale zu blockieren.
Diese Forschungsarbeit war der Ausgangspunkt für viele, um sich mit der Frage zu beschäftigen, wie Masturbation bestimmte Arten von Schmerzen lindern kann (darunter Kopfschmerzen und Migräne, Arthritis und insbesondere Menstruationsbeschwerden).
2020 führten Womanizer und Lunette eine weltweite Studie zum Thema „Menstrubation“ (Menstruation und Masturbation) in Zusammenarbeit mit Dr. Christopher Ryan Jones durch, einem klinischen Psychologen, Sexualtherapeuten und leitenden Forscher, der die Ergebnisse der Studie überprüfte und validierte.
Dr. Jones erklärt gegenüber R29: „Es zeigte sich, dass Masturbation nicht nur die Intensität von Menstruationsschmerzen verringert, sondern auch ihre Häufigkeit über einen Zeitraum von drei Monaten.“ Die Gründe dafür sieht er nicht im Bereich der Neurologie, sondern führt sie auf Hormone, die bei der Masturbation freigesetzt werden, zurück. Dazu gehören die sogenannten „Glückshormone“ Dopamin, Endorphine und Oxytocin. „Endorphine zum Beispiel sind wie ein natürliches Schmerzmittel, was sich positiv auf Menstruationsbeschwerden auswirkt. Und Dopamin sorgt nicht nur dafür, dass sich eine Person besser fühlt, sondern verbessert auch die Blutzirkulation, was schmerzlindernd wirkt.“
Masturbation kann bei chronischen Schmerzen im Allgemeinen helfen. Angie Ebba schrieb zuvor für O School: „Selbstbefriedigung ist zwar nur eine von vielen Methoden zur Schmerzbewältigung, die ich verwende, aber sie gehört zu jenen, die am schnellsten wirken. Mithilfe von Masturbation kann ich meine Schmerzen vorübergehend lindern. Deshalb tue ich es jetzt ein paar Mal pro Woche, um meine Symptome zu verringern und mich so schnell besser zu fühlen.“
Auch wenn Masturbation vielleicht nicht eine Lösung für jede:n von uns ist (vielleicht bist du ja asexuell und schließlich gibt es Menschen, bei denen sexuelle Aktivität, insbesondere bei Orgasmen, Kopfschmerzen auslösen), kann sie schnell und nachweislich Schmerzen lindern. Ein wenig Selbstliebe ist also keine schlechte Option im Kampf gegen alle möglichen Beschwerden und erfordert auch kein Rezept.
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