Als großer Fan von Body Positivity hat mich der Begriff „Bierbauch“ schon immer irgendwie genervt. In meinen Ohren hat er einen negativen Unterton – ein subtiles Urteil über den Alkoholkonsum und die Figur einer Person. Ich bin der Meinung: „Alle Figuren sind Bikinifiguren“, und daher habe ich mich mit solchen Kommentaren immer unwohl gefühlt.
Als Journalistin, die viel über Wellness-Themen schreibt, stellte ich mir irgendwann die Frage, wo dieser Begriff überhaupt herkommt – und ob sich Bier tatsächlich auf unsere Bäuche auswirken kann. Hier nun die Ergebnisse meiner Nachforschungen…
Was genau soll denn „Bierbauch“ überhaupt heißen? Der Ursprung des umgangssprachlichen Begriffs ist umstritten. Einige Leute beziehen sich damit zum Beispiel auf den vorübergehenden Blähbauch, den der Bierkonsum oft mit sich bringt. (Das haben wir der Kohlensäure zu verdanken.)
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Andere hingegen meinen damit eher etwas anderes, und es ist dieser Kontext, der mich so stört – das Bauchfett. Mit „Bierbauch“ ist dann eine Figur gemeint, deren Mitte etwas dicker ist; angeblich wegen des ganzen Biers, das die entsprechende Person so trinkt. Aber ist da wirklich was dran?
Da ist sich die Forschung tatsächlich gar nicht einig. Harvard Health verweist dazu auf eine tschechische Studie, die ergab, dass sich der Bierkonsum nicht spezifisch auf den „Körperumfang“ einer Person auswirke, und dass die Indizien für die Gewichtszunahme nach mäßigem Alkoholkonsum „widersprüchlich“ seien.
Trotzdem gilt: Mehrere Gläser Alkohol – inklusive Bier – zu trinken, kann langfristig zur Gewichtszunahme führen, bestätigt die Ernährungswissenschaftlerin Hillary Cecere von Eat Clean Bro. Das liegt daran, dass Alkohol a) Kalorien enthält und b) sich auf den Fettverbrennungsprozess auswirken kann. „Die Leber baut zuerst Alkohol, dann Fett ab“, sagt sie. Das heißt, dass daher womöglich mehr Fett im Körper verbleibt.
Die Ernährungsberaterin Amy Shapiro von Daily Harvest stimmt zu: Wenn du mehr trinkst – oder isst –, als dein Körper an einem Tag verbrennen kann, vergrößert eventuell die Menge an Depotfett, die dein Körper speichert. Wo sich dieses Fett allerdings verteilt, meint sie, ist meist eine Frage der Gene. (Die Figurtypen deiner Eltern können dir womöglich verraten, ob du dazu neigst, Fett am Bauch oder anderswo abzulagern.)
Prinzipiell scheinen Männerbäuche mehr vom Alkoholkonsum beeinflusst zu werden als die von Frauen, ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke. Die Studie – mit 7.876 cis Männern und 12.749 cis Frauen – zeigte einen Zusammenhang zwischen Bierkonsum und Bauchumfang bei den Männern, doch nicht bei den Frauen.
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„Bier kann durch seinen Phytoöstrogengehalt den Testosteronspiegel in [manchen] männlichen Körpern senken, wodurch es zu einer Gewichtszunahme kommen kann“, erklärt Shapiro. Noch dazu neigen Unterleibs-Fettzellen laut Harvard Health bei Männern zur „schnelleren Vergrößerung“ als bei Frauen. Dennoch bestätigten die Autor:innen der Studie keinen „spezifischen Effekt von Bier auf den Unterleib, den sogenannten ‚Bierbauch‘“.
Okay, fassen wir also zusammen: Alkohol enthält Kalorien, und wie alles, das Kalorien enthält, kann sich das auf dein Gewicht auswirken. Ob dieses Gewicht aber auf deinem Bauch landet oder anderswo, lässt sich nicht voraussagen.
Und wen kümmert‘s, mal ehrlich? Obwohl es sicher eine Million Gründe dafür gibt, deinen Alkoholkonsum zurückzuschrauben, sollte deine Figur dabei auf der Prioritätenliste nicht ganz oben stehen. Also verbann den „Bierbauch“ doch bitte einfach – wie auch die „Bikinifigur“ – aus deinem Vokabular, und lass uns einfach auf einen „schönen Bauch“ anstoßen.
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