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Forscher*innen untersuchen: hilft Botox gegen Depressionen?

Photographed by Megan Madden.
Wenn ich das Wort “Botox“ höre, kann mein Gehirn nicht umhin, an Jennifer Coolidge in A Cinderella Story zu denken, die sagt: „Es ist das Botox! Ich kann erst in anderthalb Stunden Gefühle zeigen“. Doch wie es scheint, sorgt Botox nicht nur dafür, dass du mit deinem Gesicht keine Emotionen mehr ausdrücken kannst. Das Nervengift könnte auch einen Einfluss auf deine Gefühlswelt haben – zumindest sollen das Untersuchungen jetzt herausgefunden haben. In einer Studie, die in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurde, deuten die Forschungsergebnisse darauf hin, dass Botox-Injektionen in verschiedene Körperteile Depressionen lindern könnten.
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Das Ganze baut auf der bestehenden Forschungsfrage auf, ob das Medikament – das aus einem Toxin hergestellt wird, das das Bakterium Clostridium botulinum produziert – unsere Stimmung verändern kann. In den letzten 15 Jahren haben Wissenschaftler*innen versucht, herauszufinden, wie genau eine Behandlung mit Botox als Antidepressivum wirken könnte. Dieser Artikel hinterfragt eine Hypothese, auf die sich Forscher*innen in der Vergangenheit konzentrierten, nämlich dass das Medikament eine Rückkopplungsschleife zwischen Mimik und negativen Emotionen unterbrechen könnte. Ausgehend von dieser Theorie wurde in früheren Studien hauptsächlich in die Stirn injiziert, um die Haut zwischen den Augenbrauen und über der Nase. Dort befinden sich unsere “Trauermuskeln“, heißt es im dem Artikel. Diese Ergebnisse waren jedoch nicht aufschlussreich.
Obwohl die Studie in Scientific Reports diese Theorie als “plausibel“ bezeichnet, deuten ihre Ergebnisse darauf hin, dass die Sache mit der potenziell depressionsbekämpfenden Wirkung von Botox komplizierter ist.
Der Scientific Reports-Artikel analysierte mehr als 45.000 klinische Berichte über unerwünschte Ereignisse infolge von Botox, welches nicht nur zur kosmetischen Anwendung, sondern auch zur Behandlung von Migräne, übermäßigem Schwitzen, Nackenschmerzen, übermäßigem Speichelfluss, unfreiwilligem Zwinkern, Gliederkrämpfen oder Spasmen und bei Blasenstörungen injiziert wurde. Die Daten wurden dem Berichtssystem der U.S. Food and Drug Administration (FDA) entnommen.
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Die Forscher*innen teilten die Patient*innen in acht einzelne Gruppen ein, je nachdem, für welches gesundheitliche Problem sie das Botox injiziert bekamen. Die Patient*innen in jeder dieser acht Kategorien wurden in Untergruppen eingeteilt: eine, die Botox erhielt, und eine, die kein Botox erhielt.
Die Wissenschaftler*innen konnten dann feststellen, dass die Patient*innen, die die Injektionen zur Behandlung von Gesichtsfalten, übermäßigem Schwitzen, Migräne, Spasmen und Spastizität erhielten, 40 bis 88 Prozent seltener über Depressionen berichteten als die Personen, die sich wegen genau derselben Beschwerden einer anderen Behandlung als Botox unterzogen.
„Wir stellten fest, dass die Wirkung nicht vom Ort der Injektion und nicht von den medizinischen Bedingungen abhängt, die bei Botox sehr unterschiedlich sind“, sagte Dr. Ruben Abagyan, der Hauptautor der Studie und Professor an der Universität von Kalifornien gegenüber CNN. „Die Auswirkungen sind faszinierend, denn es bedeutet, dass Depressionen mit verschiedenen Mitteln geheilt werden können und nicht unbedingt durch Injektion in einen der Gesichtsmuskeln, worauf manche vielleicht aus ästhetischen Gründen verzichten wollen.“
Eine Theorie besagt, dass Botox auf das zentrale Nervensystem und dessen Einfluss auf unsere Emotionen wirkt. Spuren von Botox könnten in unseren Blutkreislauf und dann ins Gehirn gelangen, so Dr. Abagyan gegenüber CNN. Es könnte auch mit Muskelverspannungen zu tun haben.
Allerdings hatte die Studie einige Einschränkungen, unter anderem die Tatsache, dass die von verwendeten Probengruppen auf einem freiwilligen Berichtssystem der FDA basierten. Die Forscher*innen verfügten auch nur über begrenzte Informationen zu demographischen Daten, medizinischen Aufzeichnungen der Proband*innen und darüber, welche Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel die Patient*innen einnahmen.
Außerdem stellt sich die Frage, ob einige der chronischen Erkrankungen, die mit Botox behandelt werden, sekundäre Auswirkungen auf die Stimmung haben. Wenn zum Beispiel übermäßiges Schwitzen durch Botox gestoppt wurde, könnte auch das ein Grund dafür sein, warum sich der emotionale Zustand der Patient*innen verbessert hat. „Bei dieser Studie frage ich mich, ob Muskelkrämpfe oder Schwitzen möglicherweise auch ein körperliches Gefühl der Depression hervorrufen. Und durch die Behandlung dieses ‘Gefühls der Depression‘ können wir nicht nur das medizinische Problem eines Patienten oder einer Patientin, sondern auch das psychische Wohlbefinden beeinflussen?“, so der Dermatologe Dr. Jason Reichenberg im Gespräch mit CNN.
Obwohl noch mehr Forschung nötig ist, bevor festgestellt werden kann, wie und ob Botox ein wirksames Mittel gegen Depressionen sein kann, könnte es eine mögliche Alternative für diejenigen sein, die ihre Symptome nicht erfolgreich mit typischen Methoden wie Antidepressiva oder einer Therapie behandeln konnten, sagen Forscher*innen. Und das sind ziemlich viele Menschen – der Artikel weist darauf hin, dass gängige Behandlungsmethoden gegen Depressionen bei fast einem Drittel der mehr als 264 Millionen Menschen, die weltweit an Depressionen leiden, als nicht wirksam angesehen werden. Wenn Botox helfen kann, wäre das wegbereitend für die eine neue Art der Behandlung psychischer Gesundheitsprobleme. Sollte die Forschung feststellen, dass es keine schwerwiegenden Nebenwirkungen hat, könnte es sein, dass Therapeut*innen bald auch Botox-Rezepte ausstellen werden.
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