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Business-Brief von Maru Winnacker: So funktioniert Small Talk

Wie soll ich mit Fremden ins Gespräch kommen, wenn ich alleine auf einer Party bin? Die Frage meiner lieben Freundin überraschte mich. Als wir über unsere Wochenendpläne sprachen, sagte sie mir, dass sich ja viele nicht trauen, alleine loszuziehen und sagen ohne Begleitung lieber ab. Sie fragte mich nach Tipps, also beschloss ich, diese in meiner Kolumne zu teilen: Wie geht eigentlich guter Small Talk? So war’s bei mir: Als Teenager war ich eher ein schüchterner Mensch. Meine Eltern hatten mich zwar immer gefördert, was Selbstbewusstein und öffentliche Präsenz angeht, aber so ganz allein unterwegs zu sein, mochte ich auch nicht. Das kam ehrlich gesagt auch lange nicht vor, weil man als Schülerin oder Studentin meistens mit den Kommilitonen unterwegs ist. In einer Gruppe fühlt man sich wohl, kennt sich, beschützt und ermutigt sich gegenseitig. Das erste Mal komplett allein unterwegs war ich dann während eines Praktikums bei einem großen Verlag. Es war die wichtigste Veranstaltung des Unternehmens, mit vielen bedeutende Medienleuten. Ich kannte keinen, sollte mich aber unter die Leute mischen und Informationsmaterial verteilen. Meine Kollegen waren mit Netzwerken beschäftigt und ich musste mich irgendwie durchschlagen und alle Infoblätter verteilen. Die Gäste standen in Gruppen zusammen und ich musste sie in ihren Gesprächen unterbrechen, um sie auf das Programm hinzuweisen. Das war mir sehr unangenehm, zumal ich merkte, dass sie mich gar nicht beachteten. Ich war frustriert. Mein Vater gab mir dann den Tipp, das nächste Mal die Leute einfach anzulächeln. Man würde doch merken, ob jemand offen auf einen zugeht oder eher verschlossen sei. Die Körperhaltung und Mimik mache alles aus. Siehe da, ich habe in Zukunft alle angelächelt und Gruppen öffneten sich. Mittlerweile bin ich ein sehr offener Mensch und habe sehr viel Neugier und Spaß daran, neue, mir fremde Menschen kennen zu lernen. Ich nehme sogar lieber Einladungen an bei denen ich weiß, dass ich noch gar keinen kenne.
Das rate ich euch: Wagt den ersten Schritt. Geht auf Leute zu. Wenn ihr nicht gleich auf eine Gruppe zugehen wollt, dann schaut euch um, ob es jemanden gibt, der alleine im Raum steht. Sprecht diese Person an. Am besten habt ihr schon ein bis zwei Standardfragen parat. Guter Small Talk fängt aus meiner Sicht damit an, sich zuerst einmal für die andere Person zu interessieren. Woher kommt die Person, wen kennt sie auf der Party, was macht sie beruflich? Dann kann man direkt einen Anknüpfungspunkt finden und das Gespräch weiterführen. Also, zuhören, zuhören, zuhören. Ich weiß, ich bin selbst auch jemand, der liebend gerne redet, aber es ist sehr wichtig, dem Gegenüber ernst gemeintes Interesse und Respekt zu zeigen. Außerdem kann man auch etwas Neues aus dem Gespräch erfahren und lernen. Seid selbstbewusst und kleidet euch entsprechend. Niemand mag gerne mit einer kleinen grauen Maus sprechen. Mir ist aufgefallen, dass zum Beispiel auf Konferenzen, bei denen hauptsächlich Männer eingeladen sind, die Frauen sich oft anpassen. Da wird dann eher ein schlichtes Businesskostüm oder der Hosenanzug gewählt. Wieso eigentlich? Wir haben da doch einen klaren Vorteil und können unseren Stil leben. Also, ruhig Mut zur Farbe! Ihr werdet gesehen und habt es auch oft einfacher in Gespräche reinzukommen. Und: ihr werdet auch nicht so schnell vergessen. Wenn Männer zusammenstehen und eine Frau dazu kommt, habe ich oft bemerkt, dass Männer sich immer an dem Höchstgesehenen in der Gruppe orientieren und das Gespräch dann nur auf diese Person zugeschnitten führen. Im ersten Small Talk werden dann auch oft typisch männnliche Themen besprochen, wie zum Beispiel das Autofahren oder ähnliche Hobbies. Hier auf keinen Fall mitfahren – außer ihr interessiert euch wirklich für die Themen. Andernfalls kommt es leider zu gekünstelt rüber und ist nicht authentisch. Ihr könnt da ruhig einwerfen, dass ihr euch nicht so für Autos interessiert, dafür aber, und jetzt auf euer Thema lenken! Ihr werdet sehen, dass die Herren dann doch über einen solchen Einwurf überrascht sind. Das könnt ihr nutzen, um euch vorzustellen und das Gespräch elegant zu führen. Im ersten Small Talk nie versuchen, sofort komplexe Themen aus Politik oder Wirtschaft anzusprechen. Das kann oft schief gehen und hinterlässt eher ein steifes Bild. Sucht euch harmlose Themen aus, über die ihr gerne sprecht, die euch besonders machen oder aber auch einfach fröhliche Erzählungen vom letzten Urlaub oder euren Kindern. Also, auf die persönliche Einstellung kommt es an: Habt Spaß daran, fremde Leute kennen zu lernen! Seid offen, denn ein Lächeln kann Türen aufschließen. Ich habe übrigens ganz am Anfang meine persönliche Intro so geübt: Jedes Mal wenn ich auf eine Veranstaltung oder Party gegangen bin, habe ich so viele Visitenkarten wie möglich gesammelt. Nicht zum Netzwerken (denn das ist nicht unbedingt das beste Netzwerken), aber um für mich selbst eine Art Erfolgsmessung in der Ansprache zu haben.
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