Die verstummten Leben der Bediensteten von Kenias Superreichen
Zuletzt aktualisiert am 19. Juli 2017, 15:30
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Der Fotograf Guillaume Bonn hat die Kluft zwischen Arm und Reich in seiner Kindheit und Jugend in Nigeria selbst miterlebt. Während die Reichen oft in riesigen Palästen mit getrimmten Rasen, privaten Pools und perfekt gestutzten Hecken residieren, verbringen mehr als 45 Prozent der restlichen Bevölkerung im Land ihre Existenz unterhalb der Armutsgrenze. Viele von ihnen leben von der Hand in den Mund.
Bonn begann Eindrücke aus der Welt, die ihn umgab, mit seiner Kamera aufzunehmen und diesen Kontrast zu dokumentieren. Viele seiner Aufnahmen zeigen das, was die meisten Menschen in ihrem Alltag lieber ignorieren.
„Anders als in der westlichen Welt, wo man die Anzeichen von Armut erst finden muss, lebt man in Kenia ständig mit einer sehr sichtbaren Ungleichheit und Ungerechtigkeit“, erzählt Bonn Refinery29. „Ich glaube, in dieser Realität gibt es Menschen, die sich vor den Zuständen ihrer Umgebung mit einer ignoranten Blasiertheit schützen möchten; andere wiederum sind gar nicht in der Lage dazu, diese Tatsachen wahrzunehmen, weil sie so weit weg von ihnen sind oder überhaupt keinen Zugang dazu haben.“
Nirgends wird diese Wahrnehmungsstörung so deutlich wie in den unterschiedlichen Lebensstilen der wohlhabenden Familien im Vergleich zu denen der Köche, Fahrer und Haushälter*innen, die hinter einem Vorhang des Reichtums dafür sorgen, das alles läuft. Die obersten 10 Prozent der Haushalte im Land kontrollieren 40 Prozent des gesamten Reichtums; die ärmsten zehn Prozent hingegen weniger als einen Prozent.
Seine Serie „Silent Lives“, so Bonn, konzentriere sich zwar auf diese Aufteilung, jedoch ohne pauschalisierende Schlussfolgerungen zu ziehen.
„Ich wollte diese Arbeit nicht als Klassenkampf zwischen Arm und Reich oder Weiße gegen Schwarze verstehen. Vielmehr ging es mir darum, die Menschen in den Vordergrund zu bringen, die ihr ganzes Leben in einer Art Schattenexistenz damit verbringen, die Existenzen anderer zu organisieren. In diesem Rahmen wollte ich mehr über ihre Leben, Träume und Sehnsüchtige erfahren.“
Und doch geht es um mehr, als man auf dem ersten Blick sehen kann. So erklärt Bonn etwa, dass viele seiner Subjekte zwar in den Haushalten der wohlhabendsten Familien Kenias arbeiteten, gleichzeitig aber selbst Bedienstete beschäftigten. Bonn entdeckte bei seiner Arbeit auch, dass Reichtum die Menschen nicht zwingend glücklicher machte.
„Die Männer und Frauen, die ich für Silent Lives fotografierte, sind oft viel zufriedener als die Menschen, für die sie arbeiten. Was sagt das also über diese Gesellschaft des Konsums aus, die wir für uns erschaffen haben? Wir denken ständig, dass wir mehr und mehr brauchen, um glücklich zu sein, aber diese Einstellung führt geradewegs ins Gegenteil“, erzählt Bonn.
Wir präsentieren euch im Folgenden Bonns Portraits der Bediensteten von Kenias Superreichen, zusammen mit ihren von Bonn kommentierten Lebensgeschichten.
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