Irgendwas mit Medien? Lieber was mit Bier! Es ist schon interessant, dass Katharina Kurz als Medienmanagerin über den Kunstmarkt promovierte und jetzt eine der erfolgreichsten Craft-Beer-Unternehmen in Deutschland leitet. Mit 31 Jahren gründete sie ihr erste eigene Firma, aus einer anfänglich verrückten Nebenidee entstand die Berliner Marke BRLO. Die Rezepte entwickelte sie, zusammen mit ihren beiden Mitgründern, selbst und klapperte alle Bars und Restaurants in Berlin eigenhändig ab. Ihr Einsatz geht sogar soweit, dass Katharina meine erste Onlinebestellung höchst persönlich bei mir zu Hause ablieferte und in den ersten Stock trug. Ich war so fasziniert von dieser Leidenschaft und der Tatsache, dass Katharina einer Männerdomäne zeigt, wo es langgeht, dass wir uns direkt für ein Interview im BRLO BRWHOUSE am Gleisdreieck verabredeten. Natürlich auf ein Craft-Bierchen.
WerbungWERBUNG
Plötzlich Craft-Beer-Chefin – wie kam es dazu?
Ich war gerade dabei meine Promotion zu beenden und habe ganz leise von einer coolen kleinen Biermarke geträumt, als fernes Nebenprojekt sozusagen. Zur Abwechslung mal etwas Handwerkliches, dachte ich. Als ich dann in Berlin meinen alten Studienfreund Christian wieder getroffen hatte, stellte sich raus, dass wir beide „mal was mit Bier“ machen wollen. Er hatte ein Vater-Sohn-Hobby mit seinem Papa gesucht. [lacht]
Ich war gerade dabei meine Promotion zu beenden und habe ganz leise von einer coolen kleinen Biermarke geträumt, als fernes Nebenprojekt sozusagen. Zur Abwechslung mal etwas Handwerkliches, dachte ich. Als ich dann in Berlin meinen alten Studienfreund Christian wieder getroffen hatte, stellte sich raus, dass wir beide „mal was mit Bier“ machen wollen. Er hatte ein Vater-Sohn-Hobby mit seinem Papa gesucht. [lacht]
Und wie habt ihr dann angefangen? Ich meine, vom Brauen muss man doch etwas Ahnung haben...
Christian und ich sind einfach mal losgerannt, haben dann zum Glück unseren jetzigen Braumeister Michael kennen gelernt. Anfangs hatten wir noch keine eigene Brauerei, sondern mieteten uns bei kleinen mittelständischen Brauereien ein und brauten dort nach unseren Rezepten.
Christian und ich sind einfach mal losgerannt, haben dann zum Glück unseren jetzigen Braumeister Michael kennen gelernt. Anfangs hatten wir noch keine eigene Brauerei, sondern mieteten uns bei kleinen mittelständischen Brauereien ein und brauten dort nach unseren Rezepten.
Gründer*innen haben meist schlaflose Nächte bevor es wirklich los geht. Was hat dir Sorgen bereitet?
Die Bauphase der Brauerei hatten wir komplett unterschätzt! Sowohl von der Komplexität als auch von den Kosten her. Wir hatten alle noch nie gebaut und dann war es gleich eine komplette Brauerei und Gastronomie in einem Containerbau auf der grünen Wiese. Klar, 100% Verantwortung ist toll, aber manchmal auch extrem belastend. Es war auch für mich persönlich ein großer Schritt, eine klassische Karriereplanung einfach mal abzubrechen und „in Bier zu machen“. Aber das war wirklich die beste Entscheidung meines Lebens!
Die Bauphase der Brauerei hatten wir komplett unterschätzt! Sowohl von der Komplexität als auch von den Kosten her. Wir hatten alle noch nie gebaut und dann war es gleich eine komplette Brauerei und Gastronomie in einem Containerbau auf der grünen Wiese. Klar, 100% Verantwortung ist toll, aber manchmal auch extrem belastend. Es war auch für mich persönlich ein großer Schritt, eine klassische Karriereplanung einfach mal abzubrechen und „in Bier zu machen“. Aber das war wirklich die beste Entscheidung meines Lebens!
Was mir aufgefallen ist: Ihr macht außergewöhnliches Marketing und seid gefühlt wirklich überall. Wie kommt ihr auf die Ideen?
Das braucht nicht viel Investment, sondern ein gutes Gründerherz und echte Liebe zum Produkt. Zum einen setzen wir viel auf Social Media, denn da ist die Bierszene sehr aktiv und man erreicht viele Leute mit ein paar kreativen Ideen. Ehrlich gesagt machen wir das aber nicht sonderlich systematisch. Zum anderen engagieren wir uns gezielt bei Veranstaltungen, die zu uns passen: Kunst, Kultur, Musik oder auch die Start-up-Szene. Klassisches Marketing wie z.B. Printwerbung kommt für uns nicht in Frage.
Das braucht nicht viel Investment, sondern ein gutes Gründerherz und echte Liebe zum Produkt. Zum einen setzen wir viel auf Social Media, denn da ist die Bierszene sehr aktiv und man erreicht viele Leute mit ein paar kreativen Ideen. Ehrlich gesagt machen wir das aber nicht sonderlich systematisch. Zum anderen engagieren wir uns gezielt bei Veranstaltungen, die zu uns passen: Kunst, Kultur, Musik oder auch die Start-up-Szene. Klassisches Marketing wie z.B. Printwerbung kommt für uns nicht in Frage.
WerbungWERBUNG
Eure Regenbogenfahne zum CSD war zum Beispiel auch toll. Du lebst in einer Beziehung mit einer Frau – was bedeutet dir der Bundestagsbeschluss zur Ehe für alle?
Meiner Freundin und mir bedeutet diese Entscheidung sehr viel. Nicht, dass wir deshalb jetzt gleich heiraten werden, aber es war einfach längst überfällig, dass Deutschland hier mit anderen westlichen Nationen gleichzieht und auch die vollkommene Gleichstellung der Ehe beschließt. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn es nicht so ein politischer Schnellschuss gewesen wäre. Das war schon fast unwirklich schnell. Aber was zählt, ist das Ergebnis!
Meiner Freundin und mir bedeutet diese Entscheidung sehr viel. Nicht, dass wir deshalb jetzt gleich heiraten werden, aber es war einfach längst überfällig, dass Deutschland hier mit anderen westlichen Nationen gleichzieht und auch die vollkommene Gleichstellung der Ehe beschließt. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn es nicht so ein politischer Schnellschuss gewesen wäre. Das war schon fast unwirklich schnell. Aber was zählt, ist das Ergebnis!
Das stimmt! Ein weiterer Bereich, für den du dich stark machst ist ja das Thema Nachhaltigkeit...
Ja, Nachhaltigkeit ist von Anfang an ein wichtiger Bestandteil von BRLO. Wir nehmen das alle sehr ernst. Angefangen von der Herstellung des Biers, der Auswahl unserer Rohstoffe und Zulieferer bis hin zur Verwertung unserer Abfallprodukte. Nachhaltigkeit heißt aber auch, dass wir dies mit der Community leben möchten. Wir spenden regelmäßig seit Gründung an Hilfsorganisationen in Berlin, zum Beispiel an „Wir machen das” - ein Aktionsbündnis für gelebte Integrationshilfe gegründet von über 100 Frauen aus Kunst, Kultur und Gesellschaft. Die erste Organisation, an die wir gespendet haben, war Kulturleben, welche sich dafür einsetzt, dass Leute aus niedrigen Einkommensschichten Zugang zu Kultur bekommen. Mittlerweile haben wir über 25.000 Euro gespendet - und auch Bienenpatenschaften übernommen. [lacht]
Ja, Nachhaltigkeit ist von Anfang an ein wichtiger Bestandteil von BRLO. Wir nehmen das alle sehr ernst. Angefangen von der Herstellung des Biers, der Auswahl unserer Rohstoffe und Zulieferer bis hin zur Verwertung unserer Abfallprodukte. Nachhaltigkeit heißt aber auch, dass wir dies mit der Community leben möchten. Wir spenden regelmäßig seit Gründung an Hilfsorganisationen in Berlin, zum Beispiel an „Wir machen das” - ein Aktionsbündnis für gelebte Integrationshilfe gegründet von über 100 Frauen aus Kunst, Kultur und Gesellschaft. Die erste Organisation, an die wir gespendet haben, war Kulturleben, welche sich dafür einsetzt, dass Leute aus niedrigen Einkommensschichten Zugang zu Kultur bekommen. Mittlerweile haben wir über 25.000 Euro gespendet - und auch Bienenpatenschaften übernommen. [lacht]
Apropos Integration, du bist dieses Jahr im Rahmen des Eisenhower Fellowship Programms in die USA gereist...
Ja, das war spannend! Das Eisenhower Fellowship Programm war ja ein Geburtstagsgeschenk für Präsident Eisenhower, welches er 1953 bekam, weil er sich sehr stark für Völkerverständigung und besser internationale Beziehungen einsetze. Zu sogenannten „Fellows” werden Personen ausgewählt, die sich dafür engagieren, die Welt gemeinsam ein Stück besser, diverser und nachhaltiger zu machen - und dies in ihrem täglichen Tun auch umsetzen. Für mich war es sehr interessant unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit unterschiedliche Brauer in den USA kennen zu lernen. Fazit für mich ist, dass jeder Brauer, egal in welchem Land, seine Produktion nachhaltiger machen kann.
Ja, das war spannend! Das Eisenhower Fellowship Programm war ja ein Geburtstagsgeschenk für Präsident Eisenhower, welches er 1953 bekam, weil er sich sehr stark für Völkerverständigung und besser internationale Beziehungen einsetze. Zu sogenannten „Fellows” werden Personen ausgewählt, die sich dafür engagieren, die Welt gemeinsam ein Stück besser, diverser und nachhaltiger zu machen - und dies in ihrem täglichen Tun auch umsetzen. Für mich war es sehr interessant unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit unterschiedliche Brauer in den USA kennen zu lernen. Fazit für mich ist, dass jeder Brauer, egal in welchem Land, seine Produktion nachhaltiger machen kann.
WerbungWERBUNG
Reisen macht oft dankbar. Was hast du in deinem Berufsfeld auf der Reise zu schätzen gelernt?
Mir wurde der Wert des deutschen Recycling- und Mehrwegsystems bewusst, auch wenn das für kleine Brauereien oft schwierig ist. In den USA gibt es nur ein Einwegsystem. Diese Flaschen können zwar theoretisch recycled werden, allerdings kommen nur etwa 30% der weggeworfenen Flaschen tatsächlich auch bei recyclingfähigen Stellen an. Der Rest landet auf Mülldeponien, wo Glas einfach nie verrotten wird. Da hat die USA noch immensen Nachholbedarf.
Mir wurde der Wert des deutschen Recycling- und Mehrwegsystems bewusst, auch wenn das für kleine Brauereien oft schwierig ist. In den USA gibt es nur ein Einwegsystem. Diese Flaschen können zwar theoretisch recycled werden, allerdings kommen nur etwa 30% der weggeworfenen Flaschen tatsächlich auch bei recyclingfähigen Stellen an. Der Rest landet auf Mülldeponien, wo Glas einfach nie verrotten wird. Da hat die USA noch immensen Nachholbedarf.
Was wünscht du dir für Deutschland?
Beruflich würde ich mir wünschen, dass das Gründertum einfach noch besser gefördert wird. Auch im Hinblick auf Offline-Startups, was wir ja zum Beispiel mit unserer Brauerei sind. Das Hauptaugenmerk liegt einfach auf digitalen Gründungen und das ist schade. Ansonsten wäre ein Wiederanstieg des Bierkonsums sehr hilfreich (lacht). Und auch eine bewusstere Auseinandersetzung mit qualitativ hochwertigem Essen & Trinken, da sind andere Länder einfach weitaus weiter. Und: Ich würde mir sehr wünschen, dass in Bezug auf Gründungen auch mehr Unternehmen Investitionen erhalten, die Innovationen in Sachen Nachhaltigkeit integrieren. Die nächste Foto-App ist zwar sehr unterhaltsam, aber ist dies auch nachhaltig? Unser Motto: Save the Planet - it is the only one with beer. [lacht]
Beruflich würde ich mir wünschen, dass das Gründertum einfach noch besser gefördert wird. Auch im Hinblick auf Offline-Startups, was wir ja zum Beispiel mit unserer Brauerei sind. Das Hauptaugenmerk liegt einfach auf digitalen Gründungen und das ist schade. Ansonsten wäre ein Wiederanstieg des Bierkonsums sehr hilfreich (lacht). Und auch eine bewusstere Auseinandersetzung mit qualitativ hochwertigem Essen & Trinken, da sind andere Länder einfach weitaus weiter. Und: Ich würde mir sehr wünschen, dass in Bezug auf Gründungen auch mehr Unternehmen Investitionen erhalten, die Innovationen in Sachen Nachhaltigkeit integrieren. Die nächste Foto-App ist zwar sehr unterhaltsam, aber ist dies auch nachhaltig? Unser Motto: Save the Planet - it is the only one with beer. [lacht]
Welche 3 Tipps kannst du anderen Gründern*innen geben?
1. Nutze unbedingt Dein Netzwerk: BRLO ist auch deshalb so erfolgreich, weil uns unsere Freunde und Bekannte immer so wunderbar unterstützt haben.
2. Achte darauf, mit wem du gründest: Die Mischung aus Kompetenz und Persönlichkeit muss stimmen und man muss sich 100% auf seine MitgründerInnen verlassen können.
3. Habe keine Angst davor ins kalte Wasser zu springen: Es muss nicht immer alles perfekt durchgeplant sein vorher - Optimierung hinterher ist auch gut.
1. Nutze unbedingt Dein Netzwerk: BRLO ist auch deshalb so erfolgreich, weil uns unsere Freunde und Bekannte immer so wunderbar unterstützt haben.
2. Achte darauf, mit wem du gründest: Die Mischung aus Kompetenz und Persönlichkeit muss stimmen und man muss sich 100% auf seine MitgründerInnen verlassen können.
3. Habe keine Angst davor ins kalte Wasser zu springen: Es muss nicht immer alles perfekt durchgeplant sein vorher - Optimierung hinterher ist auch gut.
WerbungWERBUNG