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Was ist Dopamin-Fasten & bringt es wirklich etwas?

Photographed By Bianca Valle.
Technik-Freaks zeigen uns seit Jahren schon die neuesten Lifestyle-Trends, um unser Leben angeblich zu optimieren. Sie waren zum Beispiel die ersten, die ihre Ernährung komplett auf Shakes wie Soylent umgestellt haben oder LSD-Mikrodosen zu sich genommen haben, um ihre Produktivität zu steigern. Und jetzt haben sie einen neuen Trend für sich (und vielleicht auch für uns Normalos) entdeckt: Dopamin-Fasten.
Nein, das ist kein neuer Ernährungsplan, den du beim Intervall-Fasten ausprobieren sollst. Für diese Methode, musst du über einen gewissen Zeitraum auf grundlegende Freuden des Lebens verzichten. Kein Scherz! Ich weiß, es klingt vollkommen absurd, aber viele Fachleute und sogar einige Neurowissenschaftler*innen schwören darauf.
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„Wir sind süchtig nach Dopamin“, meint Dopamin-Fastenfan James Sinka gegenüber der New York Times. „Und weil wir so oft und so viel davon die ganze Zeit bekommen, wollen wir letztendlich immer mehr kriegen. Je häufiger du das Dopamin in dir stimulierst, desto höher wird dein Verlangen danach.“
„Körper und Geist reagieren stark auf verschiedene Stimuli“, erklärt er weiter. „Deshalb müssen wir diese Rezeptoren immer wieder zurücksetzen, damit wir wieder schneller gesättigt sind.“
Das macht ja irgendwie Sinn. Eigentlich kann man das mit Alkohol gut veranschaulichen: Wenn du generell kein*e große*r Trinker*in bist, reicht dir schon ein Bier um den Kick zu spüren. Gehst du aber regelmäßig trinken, wirst du immer mehr brauchen, um das gleiche Gefühl zu kriegen. Für Sinka und andere Dopamin-Fastenden ist das im Prinzip genau das, was mit den Neurotransmittern in unserem Gehirn passiert.
Damit du also wieder weniger Reize brauchst, um schnell den Kick zu spüren, musst du deinen Geist neu starten. Indem du absichtlich auf Dinge verzichtest, die deinen Dopaminspiegel in die Höhe treiben könnten, soll dieser Reset-Knopf in deinem Kopf also gedrückt werden. Sinka behauptet sogar, dass er sich nach dem Fasten immer mehr Energie hat, um alltägliche Aufgaben in Angriff zu nehmen.
Auch wenn der Name das vielleicht glauben lassen mag, geht es beim Dopamin-Fasten aber nicht nur um Dopamin per „Dopamin ist nur ein Instrument, das erklärt, wie Süchte verstärkt werden können – und es macht den Namen der Methode einprägsamer“, erklärt Prof. Cameron Sepah, der New York Times. „Der Name darf aber nicht zu wörtlich genommen werden.“ Sepah hat schon öfter selbst gefastet und ist der vollen Überzeugung, dass sich dadurch das Gehirn schneller Stimulieren lässt.
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Was ist Dopamin-Fasten genau?

Das Wichtigste zuerst: Erstmal das Wichtigste: Dopamin ist ein Neurotransmitter, der uns dabei hilft Freude und Motivation empfinden, und außerdem ist er ein wichtiger Faktor im Belohnungssystem unseres Gehirns. Dopamin selbst macht uns zwar nicht glücklicher, aber es motiviert uns dazu, die Dinge zu machen, die uns ein gutes Gefühl geben. Wir kriegen Dopamin-Schüsse, wenn uns zum Beispiel etwas begeistert – ein leckeres Essen, ein süßes Hundefoto oder ein nettes Kompliment sind gleichermaßen richtige Dopamin-Booster.
Im Prinzip ist Dopamin-Fasten ganz einfach: Du verzichtest für einige Zeit auf alles, was dir Spaß macht. Sprich: Keine unterhaltsamen Gespräche, kein Essen, keine Bewegung, kein Blickkontakt, keine süßen Tiere zum Kuscheln. Du kannst einen Spaziergang machen, wenn du dir zutraust nicht auf die Stimuli zu reagieren. Erlaubt ist dir dagegen ... sitzen, schreiben und vielleicht lesen (aber nichts stimulierendes und Finger weg von 50 Shades of Grey!).
Befürworter der Praxis behaupten, dass nach diesem Fasten, deine Dopaminspiegel wieder gesenkt wird, dein Gehirn sich „neu startet“ und du in der Lage sein wirst, jeden Tag mehr Freude zu empfinden.

Funktioniert es wirklich?

Darüber scheiden sich die Geister. Es gibt verschiedene Meinungen darüber, ob so ein Fasten tatsächlich dein Gehirn beeinflusst.
„Es stimmt, jede Art von intensiver Stimulation an jedem Teil des Körpers und des Gehirns, führt dazu, dass die Sensoren sich daran gewöhnen“, sagt Dr. Peter Sterling, Professor für Neurowissenschaften an der University of Pennsylvania. „Das ist sogar Teil der Grundlagenforschung. Wenn wir also davon leben, dass wir große Mengen an Dopamin aus reichhaltigem Essen, Alkohol, Nikotin und und und bekommen, wird unser Dopaminrezeptor unempfindlich und dann brauchen wir irgendwann wahrscheinlich einfach mehr davon.“
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„Verzichten wir für einige Zeit auf alle positiven Reize, reagieren wir danach schon auf kleinere Impulse“, fährt er fort. Für ihn ist das aber nicht gleich nur Dopamin-Fasten, sondern eher eine Heilpraktik. Sich wieder für die kleinen Freunden des Lebens zu sensibilisieren, ist seiner Meinung nach möglich und schadet weder der geistigen noch der körperlichen Gesundheit.
Andere sind nicht so überzeugt davon. Dr. Joshua Berke, Professor für Neurologie und Psychiatrie an der University of California, glaubt, dass „Dopamin kein einfaches Verhältnis zu Vergnügen oder Glück hat und er kennt auch „überhaupt keine Beweise“ dafür, dass das Fasten wirklich funktioniert. „Das ist eine Modeerscheinung, keine überwachte Studie“, meint er. „Natürlich klingt es plausibel, dass eine Pause vom obsessiven Checken der Sozialen Medien und dem Feiern jeden Abend gut für dich ist. Es ist nur unwahrscheinlich, dass das Ganze besonders viel mit Dopamin an sich zu tun hat.“
Im Klartext: Wenn du daran interessiert bist, selbst so eine Stimulationsfastenkur auszuprobieren, gibt es keinen wissenschaftlichen Grund dafür, es nicht zu tun – bereite dich nur auf einen langen und sehr langweiligen Tag vor!

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