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Erfahrungsbericht: So lief meine Endometriose-OP ab

Ich hätte nie gedacht, dass ich mich eines Tages mal auf eine Operation freuen würde. In einem kalten Krankenhaus im Einwegschlüpper rumzuhängen und irgendwann mit einem wunden Bauch voller Nähte aufzuwachen, ist jetzt auch nicht unbedingt meine Vorstellung von einem geilen Tag. Doch genau auf diesen Tag hatte ich jahrelang gewartet. Wie jede andere Frau, die sich wegen ihrer Endometriose operieren lässt, erhoffte ich mir damit ein ansatzweise schmerzfreies Leben.
Und das sind viele Frauen. Schätzungen gehen davon aus, dass rund fünf bis 15 Prozent aller Frauen im fruchtbaren Alter an Endometriose erkrankt sind – viele von ihnen ohne es zu wissen, dank schwacher oder gar keiner Beschwerden. Dabei ist die Endometriose einer der häufigsten Gründe weiblicher Unfruchtbarkeit: Endometriose ist bei etwa 40 bis 60 Prozent der ungewollt kinderlosen Frauen die Ursache.
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Aber was ist Endometriose überhaupt? Bei der Erkrankung kommt es zu gutartigen, aber meist schmerzhaften Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut (auch Endometrium genannt) außerhalb der Gebärmutter, beispielsweise an den Eierstöcken. Da auch diese wuchernde Schleimhaut während des Zyklus wächst, kann es dabei zu krampfartigen Schmerzen kommen. Das fühlt sich dann an wie besonders schlimme Regelschmerzen. Und weil auch diese Schleimhaut mitblutet, ohne das Blut aber über die Vagina absondern zu können, bilden sich womöglich Zysten, die dann wiederum für Verklebungen der Unterbauchorgane sorgen können. Und so kommt es dann eventuell zur Unfruchtbarkeit, wenn beispielsweise die Eileiter verklebt werden.
Dabei beschränken sich die Endometriose-Beschwerden übrigens nicht nur auf die rund eine Woche im Monat, während der du deine Periode hast. Auch in meinem Fall tauchten die Symptome über den ganzen Zyklus verteilt hinweg auf. Meine Periode war ohnehin schon schlimm und sorgte dafür, dass ich mich vor Schmerzen am Boden krümmte; aber auch unabhängig von der Menstruation taten mir fast durchgängig meine Beine weh. Beim Sex hatte ich Schmerzen im unteren Rücken und Becken – auch, wenn ich mich einfach bloß falsch auf die Couch legte. Und die Krämpfe, die du vielleicht von den Tagen vor deiner Periode kennst, quälten mich ständig. Irgendwann lernst du, mit dem Schmerz umzugehen, aber das zehrt an deinen Kräften. Du bist einfach bis ins Mark erschöpft. Ob du nun einen Kinderwunsch hast oder nicht – allein diese mit einer Endometriose häufig einhergehenden Schmerzen wünsche ich niemandem.
Je nach Ausmaß der Beschwerden und Wucherungen lässt sich die Krankheit mit Medikamenten, Operationen oder einer Kombination aus beidem behandeln. Ich persönlich entschied mich für eine diagnostische Laparoskopie. Das ist eine Bauchspiegelung, bei der eine Gewebeprobe aus dem Unterbauchraum entnommen sowie sicht- und erreichbare Endometrioseherde zerstört und gelöst werden. Sprich: Die Chirurg*innen würden einen Blick in mich werfen und wenn sie ein Endometrium finden, dann entfernen sie es.
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Ganz so einfach, wie es klingt, ist es natürlich nicht. Dr. Leila Frodsham, Gynäkologin und Sprecherin des Royal College of Obstetricians and Gynaecologists in London, erklärt die Operation etwas genauer. „Zuallererst bekommst du eine Vollnarkose, damit du während des Eingriffs schläfst. Der oder die Chirurg*in leert daraufhin mithilfe eines Katheters deine Blase und führt eine feine Nadel durch deinen Bauchnabel ein. Um den Instrumenten mehr Bewegungsfreiheit im Bauchraum zu schaffen, wird dein Bauch durch diese Öffnung mit etwas Kohlenstoffdioxid aufgepumpt. Dadurch löst sich die Bauchdecke von deinen Organen, und das Team kann sich besser umsehen. Dann werden ein bis zwei weitere Schnitte gemacht – normalerweise wieder im Bauchnabel, oder unterhalb der Höhe von deinem Slip. Durch diese Öffnung führen sie eine winzige Kamera ein, die den Chirurg*innen dann per Foto oder Video einen Überblick der Wucherungen verschafft. Entscheiden sie sich dann dazu, diese direkt zu entfernen, dient ihnen die Kamera als Augen.“
Wie genau das Endometrium entfernt wird, hängt von diversen Faktoren ab, wie wo hat es sich angesiedelt und wie viel Gewebe ist es? Das Krankenhaus kann dafür auch eigene Regeln haben. Bekommt die Entfernung grünes Licht, wird das Gewebe herausgeschnitten. Dabei kann es zu Blutungen kommen, erklärt Dr. Frodsham, weswegen häufig zusätzlich mit Hitze und Laser gearbeitet wird, um die Verletzung so gering wie möglich zu halten. Ist das geschafft, werden die Öffnungen zugenäht, du bekommst Schmerzmittel und wirst aus der Narkose erweckt.
Wenn du vorher noch keine Vollnarkose hattest, erwartet dich eine sehr merkwürdige Erfahrung – das ging mir zumindest so. Ich wachte auf und brach sofort in Tränen aus, obwohl ich mich richtig schön ausgeruht fühlte. Aber keine Sorge, das Pflegepersonal kümmert sich um dich.
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Ein kleiner Tipp am Rande: Pack deine Lieblingssnacks ein! Zwar darfst du rund acht Stunden nach der Operation nichts essen, danach wirst du aber umso hungriger sein. Ein mickriges Krankenhaus-Sandwich tut’s da nicht.
Viele diagnostische Laparoskopien dauern nur etwa 30 Minuten, und normalerweise kannst du das Krankenhaus noch am selben oder nächsten Tag wieder verlassen, wenn alles gut lief. Und glücklicherweise kommt es dabei selten zu Komplikationen. „Jede Operation unter Vollnarkose birgt ein gewisses Risiko, aber die Bauchspiegelung ist ein minimalinvasiver Eingriff“, sagt Dr. Frodsham. „In seltenen Fällen kommt es zu einer Verletzung der Gebärmutter, Blase oder des Darms, Blutungen im Bauchraum oder Blutgerinnseln in den Beinen oder der Lunge. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Organe beschädigt werden, beträgt bei einer diagnostischen Operation ohne Hitze und Schnitte im Inneren 1 zu 1000.“
Über diese Risiken wird dich auch dein*e Chirurg*in aufklären, während du für die Operation vorbereitet wirst (und beispielsweise Urinproben abgibst oder schicke Thrombosestrümpfe anprobierst). Fühlst du dich wegen irgendetwas unsicher oder ängstlich, stelle bei dieser Gelegenheit ruhig all deine Fragen!
Sobald bestätigt wurde, dass du alles gut überstanden hast, darfst du wieder nach Hause – mit einer Begleitperson, die auch bei dir übernachten muss. Dir wird vorher erklärt, wie du deine Wunden behandelst. Das hängt ganz von der Art deiner Nähte ab. Weil sich meine Endometriose im ganzen Beckenraum verteilt hatte, hatte ich am Ende vier kleine Einschnitte mit einem Durchmesser von je etwa einem Zentimeter. Die Nähte durfte ich nicht mit Wasser in Berührung kommen lassen – weswegen ich bis zum Fäden ziehen fünf Tage lang aufs Duschen verzichten musste. Investiere daher am besten vorher in feuchte Tücher und Trockenshampoo! Hast du besonders viel Glück, bekommst du vielleicht sogar Nähte, die sich selbst auflösen. Dein*e Chirurg*in wird dir genau erklären, was dich erwartet.
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Nach dem Eingriff brauchen die meisten Frauen eine Woche Urlaub, um sich zu erholen. Das kann sich auch je nach der Schwere der OP auf drei bis sechs Wochen ausweiten (auch hierzu wird dich dein*e Chirurg*in aufklären). Auf jeden Fall solltest du nicht unterschätzen, wie sehr dich diese Operation schlauchen wird. Schon das Schlurfen durch die eigene Wohnung ist plötzlich enorm anstrengend. Zwar könntest du sicher auch alleine klarkommen, aber gerade während der ersten Tage nach der OP ist die Unterstützung von Freund*innen und Verwandten unbezahlbar – und wenn es nur darum geht, dir Tee zu kochen, dir alles ans Bett zu bringen und dich generell zu verhätscheln. (Trotzdem solltest du klar kommunizieren, wenn du dir ein bisschen Ruhe wünschst. Nach dem Eingriff bist du nämlich eventuell ungewöhnlich sensibel, und außerdem brauchst du viel Schlaf.)
Auch dein Körper braucht ein wenig Zeit, um die Operation zu verkraften, und dir könnten in den folgenden Tagen einige Nachwirkungen auffallen. Rund um die Einschnitte fühlt sich die Haut sehr empfindlich an, und jede Bewegung wird zur Herausforderung. Im Krankenhaus wird man dir Schmerztabletten mitgeben. Nimm sie regelmäßig ein, und nicht erst, wenn der Schmerz schon unerträglich wird. Nach etwa ein der zwei Tagen lässt er allmählich nach. Vielleicht tut dir auch vom Narkoseschlauch der Hals weh; dagegen helfen ganz normale Lutschtabletten. Solltest du aus der Vagina bluten, verwende keine Tampons, sondern Binden. Noch dazu wirst du vermutlich häufiger aufstoßen müssen als sonst – schließlich wurdest du wie ein Ballon mit Gas vollgepumpt. Auch Schmerzen in den Schultern sind normal, da das Gas aufs Zwerchfell und dort angesiedelte Nerven drückt, was dafür sorgt, dass die Schmerzen in die Schultern ausstrahlen. Leichte Dehnübungen können dabei helfen. Generell gilt: Beweg dich etwas vorsichtiger als sonst.
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Und auch deine Wunden solltest du im Auge behalten, da viele Frauen nach der Laparoskopie über Entzündungen klagen. Leider gehörte auch ich dazu. Wenn es also so aussieht, als würden die Einschnitte einfach nicht richtig heilen wollen (sie sind rot, heiß oder riechen merkwürdig), lass sie besser mal anschauen. Dafür musst du aber nicht gleich ins Krankenhaus; für gewöhnlich kann dir auch deine Hausärztin oder dein Hausarzt Antibiotika verschreiben. Das war jedenfalls bei mir so.
Meine Operation ist mittlerweile sechs Monate her. Und obwohl meine Symptome nicht wie durch Zauberhand verschwunden sind, sind sie seitdem deutlich harmloser. Ich sitze nicht mehr jedes Mal während meiner Periode stundenlang auf dem Klo und musste mich seit der OP kein einziges Mal vor Schmerzen übergeben (was früher dauernd vorkam). Meine Beine tun mir nicht mehr so weh wie früher; es ist mehr ein Hintergrundrauschen als eine lähmende, alltägliche Qual. Auch der Sex ist inzwischen angenehmer, und meine periodenbedingten Krämpfe verschwinden schneller. Außerdem brauche ich nicht mehr so viele Schmerztabletten. Ist das jetzt also meine neue Realität, mein neues „normal“? Wer weiß. Die Krankheit ist immer noch nicht gut genug erforscht, um mit Sicherheit sagen zu können, ob sich meine Symptome früher oder später wieder verschlimmern, bis ich mich eines Tages wieder unters Skalpell legen muss. In vielen Fällen ist das so.

Abgesehen von derEntzündung hatte ich aber eine absolute Bilderbuch-Operation – wobei mannatürlich durch den Mangel an Informationen zur Endometriose nie genau sagenkann, wie dieses „Bilderbuch“ eigentlich aussehen sollte. Ich habe keineGarantie dafür, dass die Wucherungen und mit ihnen die Symptome nicht einesTages zurückkehren. Jetzt genieße ich es aber erstmal, nicht täglich von meinemeigenen Körper gequält zu werden.

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