Du hast mal wieder mit einer bakteriellen Vaginose (BV) zu kämpfen – zum gefühlt hundertsten Mal in den letzten paar Monaten. Du hast alles getan, was zu tun ist: Kondome und milde Seifen verwendet und Probiotika eingenommen. Nichtsdestotrotz ist dieser unerwünschte Gast wieder da. Du bist verzweifelt und dazu bereit, alles zu probieren, damit du diese nervige Infektion endlich wieder loswerden kannst.
Wenn du ein wenig googelst, wirst du schnell feststellen, dass einige Leute behaupten, ihre BV mithilfe einer Ernährungsumstellung geheilt zu haben. Ist das möglich? „Es gibt nur sehr wenige Daten dazu. Aus diesem Grund können wir diese Behauptung weder gänzlich bestätigen, noch mit absoluter Sicherheit widerlegen“, meint Dr. Caroline Mitchell, Direktorin eines Programms, das sich vulvovaginalen Störungen widmet. Im Folgenden erklärt sie, inwiefern sich deine Ernährung auf deine vaginale Gesundheit auswirken könnte – von BV bis zu Scheidenpilzen und mehr.
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Hat das, was du isst, einen Einfluss auf deine Vaginalflora?
In deinem Magen befinden sich Darmmikroben, die bei der Verdauung von Nahrung mitwirken, dein Immunsystem beeinflussen und sogar deine Stimmung beeinträchtigen können. Das vaginale Milieu weist ebenfalls natürlich vorkommende Bakterien auf. Was wir mit Sicherheit bestätigen können, ist, dass es einen Zusammenhang zwischen dem vaginalen bakteriellen Haushalt, der sehr reizempfindlich ist, und jenem im Darm gibt, sagt Dr. Mitchell. „Es besteht zwar keine direkte, geradlinige Beziehung, aber es gibt definitiv eine“, sagt sie. Theoretisch sollte es also möglich sein, durch eine Umstellung deiner Ernährung auf deine Vaginalflora einwirken zu können, sagt sie.
Das Problem ist aber, dass wir nicht genau wissen, wie wir den bakteriellen Haushalt unseres Darms mithilfe einer Ernährungsumstellung verändern können, so Dr. Mitchell. „Aus diesem Grund ist es derzeit nicht möglich, eine konkrete Lösung oder Heilungsstrategie vorzuschlagen, durch die wir unsere vaginale Gesundheit verbessern könnten“, sagt sie.
Welche Lebensmittel sind schlecht für die Vagina?
Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die sich fett- und kalorienreich sowie vitaminarm ernähren, ein höheres Risiko für BV aufweisen, sagt Dr. Mitchell. Es ist jedoch schwierig, eindeutige Schlüsse auf Grundlage dieser Studien zu ziehen, da es nicht so einfach ist, die Rolle, die Ernährung spielt, von anderen Risikofaktoren für diese Art von Infektion abzusondern, sagt sie: „Ein Teil des Problems ist, dass wir nicht wirklich wissen, was die Ursache für eine bakterielle Vaginose ist.“ Uns sind nur einige Faktoren bekannt, die eine Rolle in Zusammenhang mit dieser Erkrankung spielen (wie z.B., mehrere Sexualpartner:innen zu haben). „Um die Beziehung zwischen unserer Ernährung und BV verstehen zu können, müssen wir zuerst herausfinden, was diese Infektion überhaupt verursacht“, sagt sie.
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Dich gesünder zu ernähren, kann sich möglicherweise tatsächlich positiv auf deine Vaginalflora auswirken.
Dr. Caroline Mitchell
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Du hast wahrscheinlich irgendwann einmal schon gehört, dass der Verzehr von Joghurt mit lebenden und aktiven Kulturen dabei helfen kann, Pilzinfektionen zu unterbinden (ein weiterer häufiger ungebetener Gast von Menschen mit Vaginas). Ich bin hier nur sehr ungern die Spielverderberin, aber auch diese Behauptung ist weniger vielversprechend, als sie sich vielleicht zunächst anhört. Die einzelnen Arten von Laktobazillen in diesem Lebensmittel unterscheiden sich nämlich sehr von jenen, die in der Vagina vorzufinden sind, sagt Dr. Mitchell. „Wenn du also gerne Joghurt isst, solltest du nicht damit aufhören. Versprich dir aber keine magische Heilung“, sagt sie. Andere Studien haben untersucht, ob die Einnahme von oralen Probiotika die Vaginalflora beeinflussen kann. Dabei stellte sich heraus, dass die meisten Bakterien die Vagina erst gar nicht erreichen. Die Vorstellung, dass dieses Milchprodukt deine Pilzinfektion „beheben“ kann, ist also mit hoher Wahrscheinlich an den Haaren herbeigezogen, sagt sie.
Welche Lebensmittel sind gut für die Vagina?
Ähnlich wie bei der Ernährung im Allgemeinen kann der Verzehr eines bestimmten Lebensmittels kein Allheilmittel sein, das alle deine vaginalen Gesundheitsprobleme lösen wird. Du solltest dich selbst auch nicht unglücklich machen, indem du etwas meidest, weil du denkst, dass es irgendwie mit deiner BV oder deinem Scheidenpilz zusammenhängen könnte, sagt Dr. Mitchell. „Du bist bereits in Mitleidenschaft gezogen worden und es gibt nicht ausreichend Daten, die beweisen, dass sich vaginale Erkrankungen [durch das Essen eines bestimmten Lebensmittels] heilen lassen“, sagt sie.
Wenn du also anfällig für bakterielle Vaginose oder Scheidenpilze bist und sehen willst, ob oder wie dein Körper reagiert, wenn du deine Ernährung umstellst, gibt es keinen Grund, warum du das nicht tun solltest. „Experimentier ruhig etwas herum.“ Mach dich deswegen aber nicht verrückt, rät Dr. Mitchell. Wenn es um unsere Vaginalflora geht, ist es vielleicht am besten, einfach für eine ausgewogene, vitaminreiche, pflanzliche und vollkornhaltige Ernährung zu sorgen, sagt sie. Darüber hinaus gibt es einfach nicht genug Information, die nahelegt, dass sich ein einzelnes Lebensmittel vorteilhaft oder nachteilig auf die Vaginalflora auswirkt. „Dich gesünder zu ernähren, kann sich möglicherweise tatsächlich positiv auf deine Vaginalflora auswirken“, sagt sie. Unterm Strich gilt aber: Wenn du das nächste Mal wieder mit BV zu kämpfen hast, solltest du nicht deinem Joghurt die Schuld dafür geben.
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