Du hast schon wieder eine bakterielle Vaginose, obwohl du alles getan hast, um einer erneuten Entzündung im Scheidenbereich vorzubeugen? Obwohl du Kondome, Probiotika und milde Seifen benutzt benutzt – die bakterielle Vaginose kehrt immer wieder zurück.
Wer diese Problematik googelt, wird schnell feststellen, dass einige Menschen behaupten, eine bakterielle Vaginose könne mit der richtigen Ernährung behoben werden. Aber stimmt das? „Bisher haben wir nur sehr begrenzte Informationen darüber und können deshalb noch keine eindeutigen Befunde erheben,“ sagt Caroline Mitchell, Leiterin des Programms für Vulvovaginale Störungen am Mass General Hospital in Boston. Im Rahmen des Programms erforscht sie, welchen Einfluss die Ernährung auf die vaginale Gesundheit haben könnte – sowohl positiv als auch negativ.
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Kann die Ernährung die Vagina tatsächlich beeinflussen?
In unserem Magen befinden sich Darmbakterien, die uns bei der Verdauung helfen und für unser funktionierendes Immunsystem sehr wichtig sind. Sie können sogar Auswirkungen auf unsere Stimmung haben. In der Vagina befinden sich ebenfalls Bakterien, die in der Regel in einem natürlichen, aber auch sehr empfindlichen Gleichgewicht stehen. Wir wissen, dass Darmbakterien und vaginale Bakterien bis zu einem gewissen Maß miteinander in Beziehung stehen, erklärt Dr. Mitchell. „Es gibt zwar keine direkte Verbindung, aber wir haben Gemeinsamkeiten entdeckt“ so Mitchell. Wenn Darmbakterien sich mit der Ernährung verändern können, dann wäre es nur folgerichtig, dass dies (mit ein paar Ausnahmen) auch für vaginale Bakterien gilt.
Die Problematik besteht jedoch darin, dass wir bis heute noch nicht genau wissen, wie wir die Darmbakterien durch unsere Ernährung verändern können, fügt Dr. Mitchell hinzu. „Deshalb existiert derzeit keine gezielte Möglichkeit die Vaginalflora mittels Ernährung zu beeinflussen“, fügt Mitchell hinzu.
Kann der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel eine vaginale Infektion verursachen?
Die Forschung hat gezeigt, dass Menschen, die sich sehr fett- und kalorienreich ernähren und nur wenige Vitamine zu sich nehmen, ein erhöhtes Risiko für eine bakterielle Vaginose aufzeigen, so Dr. Mitchell. Es ist allerdings schwierig, auf Basis dieser Ergebnisse vorschnelle und eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen. Es ist offenbar nicht so einfach, die Ernährung und andere Risikofaktoren, die zu solch einer Infektion führen können, zu trennen. „Teil des Problems ist, dass wir nicht wissen, was eine bakterielle Vaginose verursacht.“ Was wir sicher wissen: Es gibt Faktoren, die das Risiko erhöhen – zum Beispiel wechselnde Sexualpartner*innen. „Damit wir einen spezifische Zusammenhang zwischen der Ernährung und einer bakteriellen Scheideninfektion nachweisen können, müssen wir zunächst die verantwortlichen Ursachen kennen“, sagt Mitchell.
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Es ist absolut plausibel und vernünftig, sich gesünder zu ernähren, um seiner Vagina zu helfen.
Caroline Mitchell, MD
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Manch eine*r mag davon gehört haben, dass der Verzehr von Joghurt, der lebendige und aktive Kulturen enthält, dabei helfen soll, einen Scheidenpilz zu verhindern – ebenfalls eine Infektion, die im Intimbereich auftreten kann. Auch auf die Gefahr hin, dass wir euch enttäuschen müssen, aber diese Lösung ist leider nicht so vielversprechend wie sie sich zunächst anhört. Die verschiedenen Arten von Milchsäurebakterien, die sich im Joghurt befinden, unterscheiden sich wesentlich von denen, die sich in der Vagina zeigen, sagt Mitchell. „Wer gerne Joghurt isst, kann dies natürlich gerne weiterhin tun. Aber man darf nicht erwarten, dass der Joghurt in der Lage ist ein gesundheitliches Problem zu lösen“, erklärt Mitchell. Gleich mehrere Studien haben sich schon mit der Frage beschäftigt, ob die orale Einnahme von Probiotika Einfluss auf die vaginale Gesundheit nehmen kann. Dabei stellte sich allerdings heraus, dass Probiotika meistens gar nicht bis in die Vagina gelangen. Die Idee, dass Joghurt eine Scheidenpilz-Infektion beheben kann, ist aus denselben Gründen unwahrscheinlich.
Kann ich meine vaginale Gesundheit durch mein Essverhalten beeinflussen oder nicht?
Es verhält sich ähnlich wie mit unseren gesamten Ernährung. Das Einnehmen eines einzigen Nahrungsmittels kann kein Allheilmittel sein, um alle bestehenden, vaginalen Probleme in den Griff zu bekommen. Du solltest dich auf keinen Fall verrückt machen und nur auf ein bestimmtes Nahrungsmittel verzichten, nur weil du denkst, dass es eventuell mit deinen vaginalen Problemen zusammenhängen könnte, empfiehlt Mitchell. „Wenn man sich ohnehin schon elend fühlt, sollte man nicht auch noch alle Hoffnungen darauf setzen, dass ein einziges Lebensmittel alle gesundheitliche Probleme auf einmal beheben kann. Das wurde einfach noch nicht ausreichend erforscht“, mahnt Mitchell.
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Im Klartext heißt das: Wenn du anfällig für bakterielle Vaginose oder Scheidenpilz-Infektionen bist und unbedingt wissen willst was passiert, wenn du deine Ernährung umstellst, probiere es aus! „Es ist ein Experiment“, aber man sollte sich nicht damit verrückt machen, rät Dr. Mitchell. Für die vaginale Gesundheit ist es einfach das Beste, wenn man sicherstellt, dass man sich ausgewogen ernährt. Das bedeutet: vitaminreich, pflanzlich und vollkornlastig. Bisher liegen einfach nicht genügend Daten vor, die belegen, das ein einziges Lebensmittel in diesen Fällen besonders gute oder schlechte Auswirkungen haben könnte. „Obwohl es absolut plausibel und vernünftig klingt, sich gesünder zu ernähren, um seiner Vagina zu helfen,“ fügt Mitchell hinzu. Falls du wieder eine bakterielle Vaginose bekommen solltest, dann gib’ nur nicht dem Joghurt die Schuld daran.
Für alle, die mehr wissen wollen:
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