30-Jährige, das waren für mich Menschen aus einer anderen Welt. Solche, die (freiwillig, also nicht weil es ein Unfall war) Kinder bekommen, heiraten, Häuser bauen. Die nicht mehr unvernünftig sind.
Als ich zehn war, bin ich aufs Gymnasium gekommen. Im Hof hing an einer Stelle immer der Vertretungsplan aus, auf dem man sehen konnte, welche Stunde wann ausfiel oder ob ein anderer Lehrer sie übernahm. Wenn da die Oberstufenschüler standen, dann bin ich voller Ehrfurcht zur Seite gerückt, weil ich dachte: Mann, das sind richtige Erwachsene! Wenn ich heute an meiner alten Schule vorbeilaufe und draußen ein Pärchen um die 17/18 knutschen sehe, muss ich schmunzeln – denn heute wirken sie auf mich alles andere als erwachsen.
Mit Anfang 20, da habe ich studiert und mir lag gefühlt die Welt zu Füßen: Ich konnte machen, was ich wollte. Trotz Studium und Jobs hielten sich die Verpflichtungen und Verantwortungen in Grenzen und ich hatte das Gefühl, ich kann alles schaffen, wenn ich es will. Auch bis neun Uhr durchfeiern und von da aus gleich in die Uni gehen. 30-Jährige, das waren für mich Menschen aus einer anderen Welt. Solche, die (freiwillig, also nicht, weil es ein Unfall war) Kinder bekommen, heiraten, Häuser bauen. Die nicht mehr unvernünftig sind. Heute meine ich zu wissen, das genau dieses Wort das Problem bei der Definition von erwachsen ist. Vernunft.
Ich mag einen teuren Tisch haben und deswegen neuerdings Glasuntersetzer nutzen, schaffe es meine Steuern zu zahlen und mir regelmäßig einen Stempel beim Zahnarzt zu holen. Dennoch ändert das nichts an dem Fakt, dass ich manchmal ungeplant an einem Dienstag Abend volltrunken in irgendeine schäbige Bar stolpere.