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Wie eine finanzielle Angststörung aussieht & wie du damit umgehst

Foto: KIERAN BOSWELL.
Beim Begriff „Chrometophobie“ denkst du vielleicht erstmal, dabei handle es sich um eine Angst vor Google Chrome. Tatsächlich steckt dahinter aber die abnormale und anhaltende Angst vor dem Geldausgeben – oder prinzipiell vor dem Geld an sich.
Obwohl es sich bei dieser Phobie um eine ernstzunehmende, irrationale Angst vor Geld handelt, kennen wohl viele von uns zumindest das Gefühl einer komplizierten oder unsicheren Beziehung zu unseren eigenen Finanzen.
Wie wohl fühlst du dich dabei, über Geld zu sprechen? Findest du, deine Familie hatte genug Geld, als du noch klein warst? Hast du heute genug Geld? Wie gibst du dein Geld aus? Gibt es überhaupt eine „richtige“ Art, das eigene Geld auszugeben? 
Jane Monica-Jones arbeitet schon seit acht Jahren als Finanztherapeutin und moderiert den Podcast Financial Therapy. Sie ist der Meinung, in unserer Gesellschaft gebe es bestimmte Strukturen, die uns ein Gefühl der Unsicherheit hinsichtlich unserer finanziellen Situation einreden.
„In den meisten westlichen Gesellschaften wird unser Erfolg oder Versagen oft anhand von Geld bemessen“, meint sie. „Wir haben eine innere Stimme, die uns sagt: ‚Wenn ich nicht gut mit Geld umgehen kann, habe ich versagt.‘ Dabei ist ganz egal, ob du auch fernab vom Geld viel zur Gesellschaft beiträgst.“
Für viele Menschen, die unter einem finanziellen Trauma leiden, können diese Geldängste zur ewigen Gedankenschleife werden. Aber wie erkennt man eigentlich den Unterschied zwischen „Ich möchte mein Geld genau im Auge behalten“ und „Ich kann vor lauter Unruhe an nichts anderes mehr denken“?

Woher kommt finanzielle Angst?

Im Kapitalismus steht Geld für Sicherheit. Es steht für Ressourcen. Es steht für Essen, Wasser und ein Dach über dem Kopf. Wenn wir also nicht genug Geld haben (oder fürchten, in Zukunft mal zu wenig zu haben), kann das für Stress und Angst sorgen. Das sieht auch Monica-Jones so.
„Wir Menschen fühlen uns nicht gern unsicher, insbesondere im Kontext unserer Grundbedürfnisse – zum Beispiel dahingehend, ob wir uns genügend Lebensmittel, Kleidung oder eine Unterkunft leisten können“, erklärt sie. „Ist etwas davon bedroht, entsteht in uns ein Gefühl der Angst.“
Wenn du in einem Haushalt aufgewachsen bist, in dem das Geld immer knapp war oder Süchte finanzierte (wie eine Alkohol- oder Drogensucht), ist es kein Wunder, dass das Thema in dir, selbst als Erwachsene:r, komplizierte Gefühle auslöst. Laut Monica-Jones werden wir darauf konditioniert, uns als Reaktion auf Stress anzupassen oder auf bestimmte Art zu verhalten.
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Was sind also die Anzeichen einer finanziellen Angst, nach denen du Ausschau halten solltest? 

Du meidest das Thema Geld

Wir haben uns alle schon mal davor gedrückt, nach einem teuren Partywochenende unseren Kontostand zu checken – aber ab wann wird das krankhaft? Finanzielle Verleugnung bedeutet, deine Geldsituation komplett auszublenden, anstatt dich deinen Gefühlen (und deinem Kontostand) direkt zu stellen.
Das kann sich zum Beispiel darin äußern, dass du dich nie in dein Konto einloggst, Briefe deiner Bank nie öffnest oder dir von Freund:innen Geld leihst und schnell das Thema wechselst, sobald es darum geht, dieses Geld auch wieder zurückzuzahlen.
Finanzielle Untreue – bei der du eine:n Partner:in hinsichtlich deiner Finanzen (und eventuellen Schulden) anlügst – kann hier ebenfalls eine Rolle spielen. Diese Art einer Geldangst kann deine mentale Gesundheit, deine Beziehungen und deine finanzielle Sicherheit enorm beeinträchtigen.

Du gibst zwanghaft Geld aus

Obwohl das Geldausgeben in unserer Kultur zwar sehr gern gesehen wird, kann sich eine Form der Geldangst auch im zwanghaften Ausgeben äußern. Betroffene dieser Shoppingsucht geben immer weiter Geld für Gegenstände aus, obwohl ihre finanzielle Gesundheit darunter leidet. Wie andere Süchte kann auch der Kaufzwang erst harmlos anfangen, bevor er dann außer Kontrolle gerät.
Diese Form der Geldangst schadet nicht nur deiner finanziellen Zukunft, sondern kann dich auch in einem Teufelskreis der Schuldgefühle gefangen halten, weil du nach jedem Kauf erstmal eine Art High erlebst, gefolgt von einem plötzlichen Tief.

Du hortest Geld oder Gegenstände

Am anderen Ende des Spektrums haben wir das Horten (oder „Hamstern“). Ob du nun Geld oder Objekte hortest: Diese Gewohnheit kann dein Leben stark beeinträchtigen, weil dein persönlicher (und mentaler) Raum dadurch zum Schrein deiner finanziellen Ängste wird. Obwohl es natürlich toll ist, einen guten Deal auf irgendeinen Kauf zu ergattern, kann das Horten zu einer ernstzunehmenden Sache werden, wenn du anfängst, Dinge mehrfach zu kaufen, eine tiefe Bindung zu scheinbar wertlosen Besitztümern entwickelst und allein bei der Vorstellung in Panik gerätst, diese Besitztümer aufzugeben.
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Obwohl das Horten von Geld zwar erstmal wie eine Investition in deine Zukunft wirken kann, ist Angst vorm Geldausgeben doch etwas anderes als ein strenges Sparziel. Wenn du schon beim Gedanken ans Geldausgeben – selbst für alltägliche Dinge – nervös oder gar ängstlich wirst, solltest du dich damit kritisch auseinandersetzen.
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Wenn sich irgendetwas von alldem vertraut anhört, fragst du dich jetzt vielleicht: Wie kann ich mit meiner finanziellen Angst umgehen?

Mach eine Therapie

Jede Geldangst kann sich völlig anders äußern. Deine individuellen Probleme und Sorgen besprichst du daher am besten mit einem Therapeuten bzw. einer Therapeutin – am besten mit einer Person, die sich mit finanzieller Gesundheit auskennt.

Erstelle dir einen Finanzplan

Was willst du mit deinem Geld wirklich erreichen? Sparst du auf ein konkretes Ziel hin – vielleicht auf ein Haus?
Indem du dir einen Plan erstellst, kannst du genau festlegen, wie du dein hart verdientes Geld nutzen möchtest, und fühlst dich dann weniger schuldig, wenn du Geld für Dinge ausgibst, die dir wirklich am Herzen liegen. Budget-Apps können dir dabei helfen, verschiedene Sparkonten für deine persönlichen Ziele zu erstellen.

Bring es zu Papier

Schreib dir die Gefühle und Gedanken auf, die dir durch den Kopf gehen, wann immer du Geld ausgibst (oder eben nicht). Das kann dir nützliche Einblicke in deine Einstellung zum Geld eröffnen – und dir dabei helfen, eventuelle Finanzängste zu erkennen und mit ihnen umzugehen.
Monica-Jones empfiehlt, dir zuallererst mal anzuschauen, wie du auf Stress reagierst. „Gehst du am ehesten shoppen, wenn du gestresst bist? Oder wenn dir langweilig ist? Viele Leute glauben, ein guter Umgang mit Geld habe viel mit Zahlen zu tun. Meiner Meinung nach geht es dabei aber eher um diese Soft Skills“, sagt sie.
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Lerne dazu

Beschäftige dich mehr mit finanziellen Ressourcen – ob nun in Form eines Podcasts, eines Artikels, eines Buchs oder auch der Finanz-Ecke von TikTok. Dadurch wirkt das ganze Thema auf dich vielleicht nicht mehr so einschüchternd und angsteinflößend.

Bitte um Hilfe

Obwohl es sich sehr einsam anfühlen kann, dir um deine Finanzen Sorgen zu machen, ist es wichtig, dir Hilfe zu holen. Wenn dir dafür das richtige Support-Netzwerk fehlt, gibt es auch öffentliche Angebote – wie die Schuldnerberatung der Caritas Deutschland oder das Hilfeportal der Diakonie Deutschland –, die dir bei den ersten Schritten zur Bewältigung deiner Finanzangst zur Seite stehen können.
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