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Ich war bei einer Finanztherapeutin & das habe ich gelernt

Foto: Franey Miller.
Ich bin schon den Großteil meines Erwachsenenlebens über in Therapie. Jemanden zu haben, mit der ich sprechen kann, wenn ich Schwierigkeiten mit manchen Aspekten meines Lebens habe oder damit, etwas zu verstehen, was mir mal völlig klar war, war für mich eine der besten Investitionen überhaupt. Kaum etwas anderes hat sich für mich so sehr gelohnt.
Obwohl ich mit meiner Therapeutin über alles Mögliche spreche – über meine Familiendynamik, über Traumata, über Beziehungen –, gibt es doch ein Thema, das wir nie groß angeschnitten haben: meine Finanzen.
Obwohl Gespräche über Geld vielleicht nicht das Erste sind, was dir beim Gedanken an eine Therapiesitzung in den Sinn kommt, ist es doch ein Fakt, dass es beim Geld nicht nur um Zahlen geht, sondern auch um Gefühle. Geld ist ein zutiefst emotionales Thema. Ganz egal, wer du bist oder wie hoch die Summe ist, die auf deinem Konto liegt: Bestimmt hast auch du beim Gedanken an Geld schon mal Stress, Wut oder Scham empfunden. Es besteht tatsächlich sogar nachweislich eine Verbindung zwischen der mentalen Gesundheit und den eigenen Finanzen. So ist die Wahrscheinlichkeit, unter geistigen Beschwerden zu leiden, unter verschuldeten Menschen demnach sogar dreimal höher.
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Unabhängig davon, ob wir das selbst bemerken, haben wir alle unsere ganz eigenen Überzeugungen rund ums Geld. Meist verdanken wir die unserer Familie oder unserem sonstigen engeren Umfeld. Die Vorstellung von Geld ist demnach stark belastet – vor allem, wenn es darum geht, ob wir genug davon haben oder nicht. Als ich die Gelegenheit bekam, mit einer Finanztherapeutin zu sprechen, war ich demnach sofort dazu bereit.
Die Psycho- und Finanztherapeutin Amanda Clayman fand zu ihrem Job, nachdem sie in ihrem eigenen finanziellen Leben am Boden gewesen war. Zu der Zeit hatte sie Zehntausende Dollar Kreditkartenschulden und wusste genau, wie sich finanzielle Scham anfühlt.
Heute verbindet Clayman in ihrem Job die finanzielle mit der psychologischen Bildung. Zu Beginn unseres Calls fragte sie mich, ob ich mich in Sachen Geld eher für intuitiv oder durchdacht hielte. (Nach kurzer Bedenkzeit entschied ich mich für „durchdacht“.) Dann wollte sie wissen, ob ich irgendwelche geldbezogenen Gewohnheiten habe, die meiner Meinung nach von der „Norm“ abweichen oder mir viel Stress bereiten – und darauf lautete meine Antwort: Ja.
Für den Kontext: Genau genommen habe ich meine Finanzen wohl ganz gut im Griff. Ich habe ein Sparkonto mit hohem Zinssatz und ein Rentenkonto, auf das ich regelmäßig einzahle. Ich investiere nebenbei ein bisschen, zahle monatlich sämtliche Kreditkartenausgaben ab und habe noch dazu ein Notfallkonto für, naja, eben Notfälle. Und obwohl mein jüngeres Ich – das von Gehalt zu Gehalt lebte und meine Kreditkartenschulden einmal abbezahlte, indem ich eine andere Kreditkarte überzog – wohl total begeistert von meiner jetzigen Situation wäre, muss ich doch gestehen, dass Geldsorgen eine große Rolle in meinem Leben spielen.
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Das erzählte ich Clayman – und fühlte mich sofort total befreit. Einer auf Finanzen spezialisierten Psychotherapeutin meine größten finanziellen Sorgen und Unsicherheiten zu beichten, ließ mich erleichtert aufatmen. Clayman war auf die Gefühle vorbereitet, die sich in mir breit machten, und gab mir direkt Werkzeuge und Tipps zur Hand, mit denen ich gegen meine Probleme vorgehen konnte. „Das verlangt dir eine enorme emotionale Mühe ab“, sagte sie, während wir uns darüber unterhielten, dass Geldsorgen nicht sofort verpuffen, sobald du ein bisschen mehr Geld auf einem Sparkonto zu liegen hast. „Das Schwierige im Umgang mit Geld ist, dass wir immer irgendwas finden, worüber wir uns den Kopf zerbrechen können. Denn unsere Finanzen sind niemals wirklich perfekt.“
Weil Geld immer noch ein so privates Thema ist, ist es vielen von uns (inklusive mir) lieber, es gar nicht erst anzusprechen. Dann ist es aber leicht, sich in Ängsten rund um die monatlichen Mietzahlungen, die Rentenersparnisse oder schier unbezahlbare Schulden zu verlieren. Es kann angsteinflößend sein, sich auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten; aber genau deswegen ist es so wichtig, sich Strategien zur emotionalen Bewältigung parat zu legen.
Laut Clayman lässt sich der Zukunft nur selbstbewusst entgegenblicken, wenn wir uns gründlich damit auseinandersetzen, wie wir uns im Hier und Jetzt verhalten. Dazu empfiehlt sie, dich selbst zu fragen: Wie viel meines heutigen Lebens möchte ich dem widmen, die Wahrscheinlichkeit zu steigern, in der Zukunft gut und gesichert leben zu können? 
Abgesehen von solchen Bewältigungsstrategien unterhielt ich mich mit Clayman auch über die gemeinsamen Finanzen innerhalb einer Partnerschaft. Sie empfiehlt dazu, die Stärken der jeweils anderen Person zu identifizieren (und zu schätzen) und regelmäßig miteinander über die Finanzen zu sprechen, egal, ob alles gerade glatt läuft oder nicht. Sie konnte mir auch viel darüber erzählen, wie unser Gehirn arbeitet (oft leider gegen uns!) und für Stress sorgt, der weder nötig noch gewollt ist. „Wenn wir mit einem Gewinn rechnen, wird das Gehirn aktiv. Wenn wir aber befürchten, etwas zu verlieren, das wir haben, ist es gleich doppelt so aktiv“, erklärte Clayman. 
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Letztlich wurde mir nach meiner Sitzung klar, wie wichtig es ist, die Verbindung zwischen unserem Geld und unseren Gefühlen zu bedenken. Fakt ist nämlich: Geld kann unheimlich stressig sein. Es ist aber durchaus möglich, eine gesunde Beziehung dazu aufzubauen und zu begreifen, dass Geld letztlich nur ein Werkzeug ist, das uns dabei helfen kann, uns das Leben zu erschaffen, das wir uns wünschen.
Obwohl es toll ist, dir Strategien und Systeme zuzulegen, die es dir erlauben, mehr zu sparen, besser zu investieren oder gar früh in Rente zu gehen, wurde mir nach dem Gespräch doch klar, dass ich häufiger überlegen sollte, wie sich meine Finanzen auf mein emotionales Wohlbefinden auswirken. Ob nun durch eine Finanztherapie oder andere Achtsamkeitsübungen: Es ist nicht bloß eine gute Idee, dich mit den emotionalen und mentalen Konsequenzen von Geld auseinanderzusetzen – sondern sogar dringend nötig.
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