Ich heiße Ilka Brühl und bin mit einer Gesichtsspalte auf die Welt gekommen. Dank des Internets, Instagram & Co kann ich heute als Model arbeiten – Refinery29 bat mich, Schönheit zu definieren, also schrieb ich diesen Text:
Schönheit ist ein Begriff, der in der Gesellschaft stark mit Äußerlichkeiten verbunden ist. Sicherlich hat jeder schon mal den Spruch „Wahre Schönheit kommt von innen“ gehört, die meisten sind gut darin ihn als gut gemeinten Ratschlag an die Freundin zu geben, die mit ihrem Äußeren unzufrieden ist – doch wer glaubt denn wirklich daran? Überhaupt nicht auf Äußerlichkeiten zu achten, wäre gelogen. Das Aussehen ist nun mal das Erste was wir von einem Menschen mitbekommen.
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Ich selbst habe früher auch oft innerhalb von wenigen Sekunden sortiert in „gut aussehend“ und „schlecht aussehend“, wobei ich mich selbst zur letzterer Kategorie gezählt habe. Ich war es einfach so gewohnt, nach bestimmten Mustern, wie einem symmetrischen Gesicht oder großen Augen, zu urteilen. Doch auf Dauer macht es einen selbst kaputt, wenn man sich so immer wieder vor Augen führt, dass man ja nicht normal sei. Überhaupt ist eine der wichtigsten Lektionen, die ich für mich mitgenommen habe, dass dein eigenes Selbstwertgefühl ganz viel ausmacht.
Ich habe mich oft in der Opferrolle gesehen, die arme Ilka, die niemals mit den „Coolen“ reden oder einen Freund haben wird. Doch irgendwann hat sich meine Einstellung mir selbst gegenüber geändert. Hätte ich früher angefangen, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und ganz normal auf Leute zuzugehen, wären mir einige Sorgen erspart geblieben.
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Manchmal habe ich die Sorge, dass #Bodypositivity nicht mehr ist als ein Trend
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Diese Entwicklung hätte es vielleicht ohne Social Media nie gegeben, weil ich hier viel positives Feedback bekommen habe, nachdem ich mit tollen Fotografen zusammengearbeitet habe. Das war wie eine Therapie für mich. Aber die Münze hat immer zwei Seiten: Man sieht hier so viele (vermeintlich) perfekte Menschen mit ihrem (vermeintlich) perfekten Leben, dass man mit dem was man hat, schnell unzufrieden wird. Das Internet ist also eine willkommene Bühne für alle, die Mut machen wollen, aber auch ein dunkler Pfad, auf dem sich Leute leicht verirren können, die selbst nicht so zufrieden mit sich sind.
Momentan gibt es ja einen sehr erfreulichen Trend hin zu #bodypositivity, den ich sehr begrüße. Allerdings habe ich manchmal die Sorge, dass es eben nicht mehr als das ist - ein Trend. Doch ich habe einige Projekte beobachtet, die mir Hoffnung zu einem längerfristigen Wandel geben und plane selbst eines, das Anfang nächsten Jahres beginnen wird, da es mir nicht mehr reicht, einfach nur Bilder von mir zu zeigen. Ich will aktiv zum Umdenken anregen, schon bei den ganz Kleinen. Denn häufig wird uns ja früh eingetrichtert, dass das Äußere zählt, durch Sprüche wie "du hast aber ein hübsches Kleid an", da will ich ansetzen. Momentan ist die super aufregende Zeit der Planung und ich hoffe das alles so toll wird, wie ich es mir vorstelle.