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Fotoserie: Was ist „Weiblichkeit“ für Gen Z? (NSFW)

„Alles begann mit Livvy, die ich vor einem Jahr auf Instagram entdeckte. Sie war das erste und ursprüngliche Motiv dieser Fotos.“ Die italienische Fotografin Guen Fiore erzählt von ihrem neuesten Projekt, GIRLS – einem ehrlichen Blick auf Gen-Z-Weiblichkeit und deren unzähliger Formen. Die Fotoreihe aus Porträts junger Frauen aus verschiedenen Ländern ist eine Zusammenarbeit mit der Stylistin Rubina Vita Marchiori und beleuchtet, wie junge Erwachsene im Hier und Jetzt unsere Welt erleben. Refinery29 hat außerdem mit den jungen Menschen auf den Bildern gesprochen.
Foto: Guen Fiore.
Albertine: „Ich wuchs auf dem Land auf, wo die Bedeutung vom ‚Mädchensein‘ sehr begrenzt war. Ich kam mir damals sehr anders vor – jetzt, in Paris, fühle ich mich freier. Weil hier vom Mädchensein weniger erwartet wird, ist es leichter, eine eigene Definition davon zu leben. Ich habe Frauen getroffen, denen es wie mir geht; zusammen sind wir stark. Ich habe hier eine einander besser unterstützende Form von Weiblichkeit entdeckt.“ Weil sie halb algerisch, halb französisch ist, bezeichnet Albertine ihre Identität als „chaotisch“. Die Kunst hilft ihr dabei, damit klarzukommen: „Darin fühle ich mich ganz wie ich selbst.“
Foto: Guen Fiore.
Albertine: „Heute eine junge Frau zu sein, bedeutet, sich häufig ungerecht behandelt zu fühlen und dagegen ankämpfen zu müssen“, sagt Albertine. „Sobald du begreifst, dass es schwer ist, eine Frau zu sein, verändert das dein Denken grundlegend. Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen sind in den Städten, auf dem Land und im Ausland immer noch sehr präsent. Ich liebe es, dass wir Gen-Z-Frauen liebe- und rücksichtsvoller miteinander umgehen. Wir haben schon so viele unterdrückende Arten von Beziehungen erlebt, dass wir damit gemeinsam brechen wollen. Wir unterstützen einander – insbesondere bei Problemen, die andere Generationen nicht verstehen, wie dem hoffnungslosen Blick auf die Zukunft.“ In ihrer eigenen Zukunft möchte Albertine der Natur näher leben. „Ich möchte weiser sein, ruhiger, minimalistischer und ökologischer leben. Und ich wünschte mir, andere würden sich auch für diesen Weg entscheiden; er ist einfach der verantwortungsbewussteste.“
Die ersten Bilder, die Fiore von der 20-jährigen Livvy machte, sind wunderschön. Ihre pfirsichfarbenen Haare und ihr Strahlen, während sie in ihrem Zimmer in hübschen Outfits posiert, machen sie zum faszinierenden Motiv. „Mich reizte natürlich vor allem ihre Ausstrahlung, aber auch die Art, wie sie sich ausdrückt – mit einer mysteriösen Mischung aus Sinnlichkeit und Unschuld. Ich hatte die Gelegenheit, sie einige Male in verschiedenen Umgebungen zu fotografieren, und entwarf nach und nach das Projekt um sie herum“, erzählt Fiore. Sie meldete sich bei Marchiori, und die drei erarbeiten ein gemeinsames Shooting. „Danach waren wir durch die Session mit Livvy so enthusiastisch, dass wir beschlossen, mit anderen Frauen weiterzumachen“, sagt Fiore.
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Foto: Guen Fiore.
Livvy
Das Duo fand seine Models auf verschiedenen Wegen – durch Bekannte, über Modelagenturen und via Instagram. Ihr Ablauf war unkompliziert und fußte auf ihrem geteilten Wunsch nach einer persönlichen, authentischen und intimen Herangehensweise. Deswegen beschlossen sie, alle Models wenn möglich in ihren eigenen Schlafzimmern zu fotografieren; beim Styling kombinierte Marchiori eine Kombination aus den Lieblings-Pieces der Frauen und von ihr ausgewählten Stücken. „Als ich Rubina das Projekt vorschlug, war mir sehr wichtig, dass wir es realistisch hielten und den Frauen treu blieben, die unsere Models heute tatsächlich sind. Ich wollte so wenig wie möglich manipulieren, Rubina aber auch genug Freiraum für Experimentierfreude und Kreativität lassen“, erzählt Fiore. „Vor allem wollten wir aber Spaß daran haben und den Frauen vertrauen, uns von ihnen in ihre Welt einladen lassen und diese mit unseren eigenen Erinnerungen verknüpfen.“
Foto: Guen Fiore.
Livvy
Foto: Guen Fiore.
Livvy
Fiore wurde 1988 geboren und gehört somit zu den Millennials, der Generation vor Gen Z. Ihr eigenes Teenagerleben begann im italienischen Pescara, bevor sie für ihr Maschinenbaustudium nach Rom zog, wo sie ihre Liebe für die Fotografie entdeckte. Schon nach kurzer Zeit träumte sie davon, das Fotografieren zum Beruf zu machen, und 2018 zog sie dann nach London, um dort als professionelle Fotografin zu arbeiten. 2019 lernte sie Marchiori kennen, mit der sie sich nach der Zusammenarbeit an mehreren Editorial-Projekten anfreundete. „Deswegen wusste ich, als ich mir diese Story ausmalte, dass Rubina die einzige Person war, mit der ich an einem solchen Langzeitprojekt zusammenarbeiten wollte“, sagt Fiore. Sie bewundert dabei nicht bloß Marchioris Vision: „Wir sind ähnlich alt, also teilen wir viele Erfahrungen – was für diese Story sehr wichtig war.“
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Foto: Guen Fiore.
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Fiore und Marchiori erlebten ihre Teenagerjahre in den 2000ern. Schnell fanden sie heraus, dass sie daher beide den Gen-Z-Style bewunderten und sich darüber freuten, dass viele Trends ihrer eigenen Jugend gerade ein Comeback feiern. „Wir erleben gerade eine sehr nostalgische 00er-Phase“, meint Fiore lächelnd. Abgesehen von der Gen-Z-Ästhetik interessierten sich die beiden für den doch sehr anderen Kontext der aktuellen Jugend, verglichen mit ihrer eigenen. Fiore erzählt, dass ihr eigenes Erwachsenwerden deutlich heimlicher ablief als das der Mädchen, die sie heute trifft. „Ich weiß noch, dass ich in einer Gesellschaft aufwuchs, in der es keinen Freiraum für andere Definitionen von Schönheit gab. Du musstest groß, dünn, blond, weiß und gebräunt sein, um als wunderschön zu gelten, und das fühlte sich wie etwas sehr Erstrebenswertes an“, sagt sie. „Mir war nie klar, wie sehr mich das beeinflusste – bis vor Kurzem, als ich anfing, mit so inspirierenden Frauen und Mädchen zusammenzuarbeiten und mir Gedanken über Schönheit ohne jegliche externe Filter oder Konditionierung zu machen. Ich denke, dass junge Frauen heute viel mehr Facetten zur Auswahl haben, und obwohl da immer noch viel Luft nach oben ist – und derselbe Druck –, geht es heute um so viel mehr als nur Schönheit.“
Foto: Guen Fiore.
Molly: „Ich zog mit 11 in ein Mädcheninternat, was meinen Blick aufs Mädchensein bis heute verzerrt. Wir versuchten damals alle herauszufinden, wer wir waren, während wir gleichzeitig ‚reinpassen‘ und ‚normal‘ sein wollten. Unser Blick darauf, wie ein Mädchen sein sollte, war sehr veraltet, und erst, nachdem ich das Internat verließ, wurde mir klar, dass ich das selbst definieren konnte. Heute kann ich mich mit den Menschen umgeben, die meine Definitionen anfechten und meinen Horizont erweitern (und das finde ich super!).“ Molly war früher sehr unsicher, ob sie „cool“ aussah – wie alle anderen Jugendlichen auch –, aber irgendwann legte sie diese Zweifel ab. Heute ist Style ihre Form des Selbstausdrucks. „Ich bin sehr stolz darauf, heute sagen zu können, dass mir gefällt, wie ich mich präsentiere, und es ist mir egal, was andere denken“, meint sie. „Ich werde definitiv von Filmen beeinflusst, vor allem von bestimmten Charakteren, und ich mag es, Elemente davon aufzunehmen. Anzeichen dieses Einflusses findest du in meinen Klamotten genauso wie den Schmuck meiner Oma und die alten Jeans von meinem Dad.“
Foto: Guen Fiore.
Molly: „Was ich an der Gen Z liebe, ist das Gefühl einer Community, und die Empathie für andere“, meint Molly. „Das heißt, einander zu unterstützen und zu verstehen. Weil jede:r ganz eigene Probleme hat (vor allem Frauen), finde ich es so wichtig, lieb und unterstützend zu sein. Sag deinen Freund:innen, dass du sie liebst und stolz auf sie bist!!“ Durch alles, was Molly sagt, zieht sich ein roter Faden des Mitgefühls, und der überträgt sich auch auf ihre Wünsche für die Zukunft. „Ich wünsche mir so viel für zukünftige Generationen, damit sie nicht unter unseren Fehlern leiden müssen. Ich glaube, die Menschen sollten einfühlsamer sein und mehr für andere Leute opfern (dazu zähle ich auch mich selbst). Schließlich sitzen wir alle im selben Boot.“
Es ist nicht leicht, den Beginn eines bestimmten Zeitgeists zu bestimmen. Wenn wir uns aber die Werte anschauen, die den Großteil der Gen Z zu verbinden scheinen – progressive Politik, intersektionaler Feminismus, Klima-Aktivismus, Identität als Spektrum –, muss der Gen-Z-Zeitgeist damit zu tun haben, wie (und vor allem wo) junge Menschen aktuell aufwachsen. Für Millennials war das Internet in der Jugend noch größtenteils neu; für Gen Z ist das Online-Leben genauso real wie die Offline-Welt. Das Internet hat die Jugend demokratisiert und globalisiert. Genau deswegen machen Social Media einen Großteil der Gen-Z-Identität aus. „Einerseits haben es Plattformen wie Instagram vereinfacht, sich nach außen hin selbst zu präsentieren“, meint Marchiori, „andererseits machen sie uns aber auch viel anfälliger für Beleidigungen und Verurteilungen durch andere, die sich hinter einem Bildschirm verstecken und mit Kommentaren um sich werfen können.“ Draußen in der realen Welt leiden Frauen außerdem immer noch unter alten, sexistischen Vorurteilen – mit denen auch die Gen Z zu kämpfen hat.
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Foto: Guen Fiore.
Karweau
Foto: Guen Fiore.
Eliza: „Ich drücke mich durch meine Kleidung aus“, meint Eliza, „und liebe es außerdem, meine Identität durch meine Tattoos zu präsentieren. Ich habe acht davon. Sie haben nicht alle eine Bedeutung, aber zeigen meine Persönlichkeit.“ In ihrer Heimat, dem Südosten von London, bedeutet das Mädchensein für Eliza, die Freiheit zu haben, alles zu tun und herumzuexperimentieren. Sprich: „Keine Verantwortung zu tragen und sich selbst zu finden, bevor die echte Welt losgeht“, erklärt sie. Als Gen-Z-Frau war das Internet ein großer Bestandteil ihrer Jugenderfahrung. „Ich liebe es, via Social Media so viel Inspiration aus aller Welt zu bekommen.“
Foto: Guen Fiore.
Eliza: „Ich habe schon immer davon geträumt, in der Modebranche zu arbeiten. Ich weiß noch nicht genau, in welchem Teilbereich – deswegen experimentiere ich rum, um meine wahre Leidenschaft zu finden“, sagt Eliza. „Ich wünsche mir, mindestens ein Mädchen davon abzuhalten, von einem Mann falsch behandelt zu werden. Ich will, dass Männer lernen, wie sie sich Frauen gegenüber respektvoll verhalten und Mädchen nicht mehr ausnutzen. Wir müssen uns mehr darum bemühen, das zu verhindern, und jungen Mädchen mehr Sicherheit bieten, damit sie nicht dasselbe erleben wie unsere Generation. Das sind die Revolution und die Veränderung, die ich mir wünsche!“
Was Fiore und Marchiori an der Gen Z am meisten bewundern, sind ihr unermüdlicher, leidenschaftlicher Wunsch nach Selbstausdruck und ihr Anspruch, eigenen Raum einzunehmen. „Unabhängig von äußerlichen Ähnlichkeiten lässt sich nicht leugnen, dass diese Generation an Mädchen und Frauen ein Selbstbewusstsein, eine Emanzipation und einen Freiheitswunsch nach Selbstausdruck ausstrahlt, die unsere Generation einfach nicht hatte. Das ist so toll“, meint Fiore. „Die jungen Menschen, die wir kennengelernt haben, sind sich der Gesellschaft so viel stärker bewusst als ich damals, und dieses Element wollten wir unbedingt in den Fokus rücken.“ Marchiori stimmt zu und ergänzt, dass jedes der Mädchen sie neu inspiriert hat. „Was diese Generation von anderen unterscheidet, ist, dass diese Mädchen stolz und selbstbewusst ihre Einzigartigkeit ausleben und keine Angst davor haben, die authentischste Version ihrer selbst zu sein“, sagt sie.
Foto: Guen Fiore.
Florence: „Ich bin sehr dankbar dafür, viele verschiedene Formen des Frauen-Zusammenhalts erfahren zu haben. Durch einen diversen, internationalen Kreis aus Freundinnen habe ich gelernt, wie dieser Zusammenhalt kulturell bedingt ist – gleichzeitig haben diese Verbindungen aber auch vieles gemeinsam. Die vielen verschiedenen Formen von sisterhood inspirieren mich total.“ Florence bezeichnet sich selbst als „leidenschaftlichen, temperamentvollen Menschen“, als neugierig und interessiert an der Welt um sie herum. „Ich identifiziere mich in vieler Hinsicht als Liebhaberin – ich bin sehr empfänglich für Lebensenergien. Ich bin ein sehr offener Mensch und liebe es, Neues dazuzulernen“, sagt sie. „Ich finde, das Leben sollte jeden Tag gefeiert werden, ganz egal, was ist. Für die Zukunft wünsche ich mir, die Leute daran zu erinnern, wie heilig diese Welt doch ist!“
Foto: Guen Fiore.
Florence: „Mir ist der Zusammenhang zwischen Frauen und Fruchtbarkeit gerade im aktuellen Klima sehr wichtig. Es ist die richtige Zeit, um neue Samen zu pflanzen! Als Frau fühle ich mich als Teil eines großen magischen Netzwerks; anders lässt sich das nicht formulieren. Ich werde zum Beispiel für immer über das Wunder der Geburt staunen. Für mich ist das sehr symbolisch: Es ist eine Zusammenarbeit, ein Geben und Nehmen, eine Beziehung zwischen dem Universum und dem Ich. Ich finde, wir sollten wieder eine Balance zwischen dem Geben und Nehmen finden – das Gleichgewicht ist schon viel zu lange gestört. Ich habe das Gefühl, das gleicht sich langsam wieder aus.“
2020 berichtete die New York Post, die Gen Z sei inzwischen die größte Generation und mache 32 Prozent der Weltbevölkerung aus. Das sind rund 2,47 Milliarden der 7,7 Milliarden auf der Erde. Demnach sollten wir dieser enormen Bevölkerungsgruppe zuhören und von ihr lernen – insbesondere, weil die nächsten Jahrzehnte in ihren Händen liegen. Zumindest wissen wir: Diese Zukunft ist ihnen heilig.
Fotografie: Guen Fiore
Styling: Rubina Vita Marchiori
Make-up: Machiko Yano und Raffaele Romagnoli
Models: Livvy, Albertine, Eliza, Molly, Anugraha, Florence, Vera, Jewel (alle von Anti-Agency), Catherine, Karwea und Adhieu (von Neo Management). 
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