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Das Tage Buch: Ein Buch über die letzten Tabus der Menstruation

Foto: Eylul Aslan
Die Autorin Heike Kleen hat ein wirklich unterhaltsames Buch über die Menstruation herausgebracht. Aber gibt es darüber im Jahr 2018 überhaupt noch etwas Neues zu berichten? Ja, gibt es! Oder hast du schon von Soft Tampons und Flex gehört, womit man Sex während seiner Tage haben kann, ohne dass der Mann oder die Frau etwas davon bemerkt?

Das It-Piece der Menstruation

Heike Kleen hat mit einer Freundin über „letzte Tabus“ gesprochen. „Es ging um Sterbehilfe, Intimtattoos und plötzlich auch über die Menstruation“, erzählt sie. „Sofort war ein unangenehmes Gefühl da, unsere Stimmen wurden leiser und wir schauten uns um, ob uns jemand zuhört.“ Die erfahrene Journalistin wusste sofort: Zeit, das Thema groß zu machen – und machte sich an die Recherche. Als erstes bestellte sie eine Menstruationstasse. „Die ist ja riesig“, war ihr erster Gedanke, als sie die Verpackung öffnete. Das It-Piece der Menstruation ist aus flexiblem Silikon und wird in die Vagina eingeführt. „Okay, da sind zwei Babys rausgekommen, wird schon reinpassen“, dachte sie. Tatsächlich war das Rein weniger das Problem als später das Raus: „Plötzlich kam ein Geräusch, als würde ein Oktopus eines seiner acht Tentakel von einer großen Fensterscheibe abziehen... schlllppp. Okay, ich übertreibe etwas, aber der Unterdruck muss gelöste werden, und das klingt ein bisschen seltsam“. Alles in allem überzeugt sie die Kappe. „Die Benutzung ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber schon am zweiten Tag ging es sehr gut – man muss einfach üben.“ Für sie ist der Cup inzwischen eine echte Alternative zur Einwegware Tampon geworden: „Umweltfreundlicher, günstiger und komischerweise auch angenehmer“.
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Das Zauberhöschen

Als nächstes hat Kleen die Thinx-Unterwäsche geordert. „Das ist dichte Unterwäsche, die nicht mal aussieht wie ein Windelschlüpper“, sagt sie. „Mein erster Eindruck war: stabil, fühlt sich angenehem an, sieht gut aus und die Fläche, auf der das Blut landen wird, ist erstaunlich dünn.“ Bei der nächsten Periode kommt das Zauberhöschen zum Einsatz. „Ich bringe die Thinx am zweiten Tag zum Einsatz, nachdem der erste Niagarafall sich verzogen hat, denn mehr als zwei Tampon-Inhalte passen nicht rein. Und dann beginnt das Komische: Man hat seine Tage, man weiß es – und muss nichts tun. Nichts wechseln, nichts wegwerfen, auf dem Klo dachte ich jedes Mal verwirrt: Ist es doch schon um?“ Beim Schnuppertest am schwarzen Höschen riecht es nach Eisen, Blut ist also im Spiel. Beim Auswaschen ist aber kein Blut zu sehen, „Wo ist das hin“, fragt sie sich. Und wie viel Chemie ist hier im Spiel? Doch die Inhaltsstoffe sprechen nur von Baumwolle, Elastan, Polyester, Nylon und atmungsaktives PUL. „Mein Fazit: Die Thinx ist tatsächlich ein Schutz von ‚peinlichen’ Menstruationsunfällen, aber eher als doppelter Boden beim Sport, einer Hochzeit oder einem Marathon, wo wirklich nichts auslaufen darf.“

Lernen von Profis

Für alle, die es unblutig mögen, aber trotzdem Sex haben wollen, hat Heike Kleen auch einen völlig neuen Tipp getestet. „Ich habe eine Hamburger Prostituierte gefragt, ob sie während der Menstruation arbeitsunfähig ist. Die Antwort lautete: Nein, sie benutzt Soft-Tampons.“ Die kleinen Schwämmchen sind rosa, rund und haben einen Schlitz, in dem man zum Rausholen den Finger stecken kann. Da das Soft-Tampon keinen Rückholfaden hat, merkt auch niemand, dass man etwas in der Vagina hat. Lernen von den Profis! Soft-Tampons bekommt man in der Apotheke, ein Stück kostet etwa 1 Euro. „Auf den ersten Blick sind sie erschreckend groß. Aber man knautscht es vor dem Einführen mit etwas Gleitgel zusammen und führt es weeeeiiit hinein“, erzählt sie. Nach vier Stunden kommt dann der spannende Moment. „Mit einem Finger ging das Rausholen nicht, also zwei Finger rein, das Teil am Schlafittchen gepackt und zur Welt kam ein großer und total vollgesogener Schaumstoffball.“ Klingt sehr gewöhnungsbedürftig, war es auch. Ihr Fazit: Nur in Ausnahmesituationen wie Sauna oder FKK zu verwenden.
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In den USA gibt es eine neue Erfindung namens Flex. Diese Flex-Scheiben erinnern an eine Kreuzung aus Diaphragma und Kondom (verhüten aber nicht!). „Sie werden in die Vagina eingeführt und verschließen den Gebärmutterhals, so dass dort nichts fließen kann“, erklärt Kleen. Testen konnte sie Flex leider nicht, da es in Deutschland noch nicht erhältlich ist. Aber die Sauerei konnte sie sich vorstellen. „Bis zu 12 Stunden kann das Ding im Körper bleiben, aber das Blut ist danach natürlich nicht weg, sondern sammelt sich hinter dem Flex. Die Sauerei, die einem beim Sex erspart bleibt, ereilt einen spätestens beim Rausnehmen – dafür könnte die Dusche ein geeigneter Ort sein“, rät sie.

Gesunde Alternative fürs Unterstübchen

Da herkömmliche Tampons und Binden einen hohen Chemieanteil besitzen und durch das viele Plastik eine schlimme Ökobilanz, hat Kleen kurzerhand die Mehrwegbinde von Erdbeerwoche getestet. „Da denkt man sofort an 1912“, sagt sie und dass „die ältere Generation froh war, als die Stoffbindenzeit vorbei war.“ Aber die neuen Stoffbinden sehen cool aus. Man macht sie mit zwei Laschen und einem Druckknopf unter dem Slip fest. Nach der Benutzung wäscht man sie bei 60 Grad – und kann sie über mehrere Jahre benutzen. Klingt super, aber wie ist das Tragegefühl? „Bei der nächsten Regel knüpfe ich mir morgens so eine Stoffbinde in die Unterhose und bin gespannt. Natürlich spürt man, dass man was zwischen den Beinen hat, da die Binde relativ dick ist“, sagt sie. Für sie war das ungewöhnlich, da sie keine Binden verwendet. „Doch nichts läuft aus, nichts riecht und bis mittags komme ich nur mit der Stoffbinde gut durch den Tag.“

Fazit

„Ich war erstaunt, dass es so viel Neues gibt“, sagt Heike Kleen. Inzwischen gründen sich sogar Startups, die neue Menstruationstassen entwickeln, man kann auch Menstruationsboxen monatlich geschickt bekommen, die genauso stylisch sind wie die Glossybox. Wissenschaftlerinnen wollen über das Mens-Blut Infos über die Gesundheit erhalten und einen Quick-Check fürs Bad entwickeln“, erzählt sie begeistert. Doch für sie war auch etwas anderes neu: Was für eine Belastung die Menstruation für Frauen und Mädchen in armen Ländern ist. „In Afrika können Mädchen eine Woche im Monat nicht in die Schule gehen – weil sie keine richtigen Hygieneartikel haben. Und in Nepal werden Frauen in eine extra dafür gebaute Menstruationshütte geschickt, wo sie ausharren müssen, bis der ‚Fluch’ vorbei ist – Ende 2016 ist ein 15-jähriges Mädchen in Nepal allein in so einer Hütte gestorben!“, sagt sie. Und zum Schluss warnt sie: „Tampons bestehen nicht aus Watte, sondern enthalten viel Kunststoff, damit sie auch schön saugfähig sind. Die Baumwolle kann mit Glyphosat behandelt sein und wird mit Chlor gebleicht. Das alles zwar in sehr geringen Mengen, aber wenn ich mir umgerechnet sechs Jahre meines Lebens Chemiebomben in meinen Unterleib schiebe, kann das nicht wirklich gut sein. Erste Gynäkologen sehen Zusammenhänge zwischen den steigenden Gebärmutterhalskrebsraten und der Benutzung von Tampons.“
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