Wahrscheinlich ist das vielen von uns schon einmal passiert: Du sitzt in einem Meeting und äußerst eine Idee, die ziemlich schnell unter den Tisch fällt. Kurze Zeit später wiederholt einer deiner (männlichen) Kollegen deinen Vorschlag und plötzlich finden ihn alle toll. Er schmückt sich mit deiner Idee und du gehst leer aus. Das ist einfach unfair. Natürlich bist du frustriert und fragst dich anschließend, was du falsch gemacht hast. Wie schaffst du es beim nächsten Mal, dir Gehör zu verschaffen?
Im Englischen hat dieses sehr weit verbreitete Phänomen sogar einen eigenen Namen: Hepeating (eine Mischung aus he und repeating, also wiederholen). Erfunden hat ihn die Professorin Nicole Gugliucci. „Es kann sogar sein, dass den Männern aufgrund von unterbewussten, geschlechtsbezogenen Denkmustern gar nicht auffällt, dass sie die Ideen ihrer weiblichen Kolleg*innen als ihre eigenen verkaufen“, erklärt Iris Bohnet, die das Buch What works: Wie Verhaltensdesign die Gleichstellung revolutionieren kann geschrieben hat, gegenüber CNBC. Genderpolitik beiseite, hier geht es um ein unfaires Konkurrenzverhalten in Meetings, das, unterbewusste Muster hin oder her, nicht geht. Aber keine Sorge: Es gibt Mittel und Wege, die verdienten Lorbeeren für deine Arbeit selbst einzustreichen.
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Erzähl eine Story
Baue eine Geschichte um die Idee, die deinen Zuhörer*innen etwas Interessantes vermittelt. Du kannst beispielsweise so starten: „Diese Idee kam mir, nachdem ich mir das Feedback unserer Kunden angehört habe. Sie haben sehr spannende Sachen erzählt, die ich gerne an euch weitergeben würde.“ Deinen Vorschlag so zu unterbreiten ist wesentlich interessanter, als zu sagen „Ich hatte gedacht, wir könnten vielleicht XY machen.“
Schreibe die Geschichte neu
Auch in einem Vier-Augen-Gespräch kannst du dich in Eigen-PR üben. Wenn dein Boss in dem eigentlichen Meeting nicht mit dabei war, kannst du ihr vermitteln, dass es sich um deine Idee handelt, indem du so tust, als sei ihr das eh schon klar. Wenn ihr das nächste Mal zusammensitzt, kann ein Satz wie „Hat Ihnen der Kollege schon von unserer tollen Brainstorming-Session erzählt? Ich habe mich so gefreut, als ich gehört habe, dass Ihnen meine Idee gefällt.“
Körpersprache
Für die Zukunft wünschst du dir aber natürlich, dass solche Dinge erst gar nicht passieren. Deswegen solltest du dir mal anschauen, wie du eigentlich nonverbal kommunizierst. Der Psychologieprofessor Albert Mehrabian hat herausgefunden, dass Andere deine Glaubhaftigkeit zu 58 Prozent an deiner Körpersprache festmachten. Die anderen 35 Prozent fallen an deinen Tonfall und nur sieben Prozent an das, was du tatsächlich sagst. Sei dir deshalb deiner Körperhaltung bewusst, halte Augenkontakt und nehme Raum für dich ein, anstelle dich klein zu machen. Wenn du es mit einem sehr lauten, dominant auftretenden Kollegenkreis zu tun hast, hast du eventuell das Gefühl, dass du im Meeting eigentlich nicht mal zu Wort kommen kannst, außer indem du noch lauter schreist als der Kollege, der aktuell sehr entschlossen monologisiert. Das ist allerdings keine gute Idee. Viel effektiver ist es, aufzustehen, dich aufrecht und stabil hinter deinen Stuhl zu stellen und dann deine Ideen zu präsentieren. Zur Not musst du dem Kollegen dann vielleicht sogar mal ins Wort fallen. Das hört sich vielleicht etwas komisch an, aber es funktioniert: Du verschaffst dir und deiner Arbeit den physischen Platz und den Raum, den du haben möchtest – und verdienst.
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Such dir Verbündete – und bleibe selbst fair
Als nächstes solltest du dir Verbündete in Meetings suchen. Die Washington Post berichtete einmal, dass die Mitarbeiterinnen im Team von Barack Obama eine Strategie gegen Hepeating anwandten, die sie Verstärker-Strategie nannten: „Wenn eine [weibliche Mitarbeiterin im weißen Haus] einen wichtigen Punkt im Meeting machte, wiederholten ihn andere Mitarbeiterinnen und nannten dabei den Namen der Urheberin. Das zwang die männlichen Kollegen, den Beitrag als den der Mitarbeiterin anzuerkennen und nahm ihnen außerdem den Wind aus den Segeln, ihn als ihre Idee zu verkaufen.“ Bitte eine*n Kolleg*in um den gleichen Gefallen und darum, dich im Meeting namentlich zu unterstützen. Das wird deinen Worten wesentlich mehr Gewicht verleihen. Dass du das Gleiche für sie oder ihn tust, versteht sich sicherlich von selbst.
Damit hilfst du außerdem, die aggressive Meetingkultur in deinem Büro anzugehen. Ein weiterer Weg, um mit gutem Beispiel voranzugehen: Wenn jemand einen tollen Job gemacht hat, solltest du das öffentlich im nächsten Meeting ansprechen und deine*n Kolleg*in somit bestärken. Das Gleiche gilt natürlich auch, wenn jemand dir eine Idee zuordnet, die aber eigentlich von einem anderen Teammitglied kommt. „Das war ein super Vorschlag, oder? Der kam aber leider nicht von mir, sondern von der Kollegin“ ist ein toller Beitrag zu einem bestärkenden, fairen Miteinander.
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