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Ich kann mir meine Hochzeit nicht leisten, weil ich auf deine gehe

Photographed by Winnie Au.
Als mir mein Freund nach viereinhalb Jahren in einem Heißluftballon bei Sonnenaufgang einen Antrag machte, war ich unbeschreiblich aufgeregt. Er schickte mich auf eine Schatzsuche, die mich an all unsere gemeinsamen Lieblingsorte der Stadt führte, und der Tag endete mit Champagner über den Dächern San Franciscos und einer himmlischen Nacht im Ritz-Carlton.
Es war der schönste, romantischste Tag meines Lebens. Das Warten hatte sich mehr als gelohnt, und was ich erlebte, übertraf alle Erwartungen, die ich an diesen Moment gestellt hatte. Noch dazu war ich 24 Stunden lang der Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit.
Am nächsten Abend, während wir uns gerade fertig machten, um mit Freunden feiern zu gehen, rief mich eine meiner besten Freundinnen an. Sie hatte sich verlobt. Während ich aufgeregt und mit einem riesigen Flimmern im Bauch ins Telefon kreischte, kam es mir nicht einmal in den Sinn, mich darüber zu ärgern, dass sie mir nun meinen Moment genommen hätte. Im vorangegangenen Jahr hatten wir gemeinsam jede SMS, jede Aussage unserer Partner akribisch analysiert, in der Hoffnung, Anzeichen eines bevorstehenden Antrags zu erspähen. Wir kamen immer wieder aus romantischen Ferien zurück, doch keine hatte jemals einen Ring am Finger. Doch jetzt, endlich, war es geschehen – für uns beide! Ich fand das großartig.
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Drei Tage später erhielt ich eine Nachricht einer anderen guten Freundin: ein Bild ihres Verlobungsrings. Eine Woche später, um Weihnachten herum, klingelte mein Telefon. Es war meine beste Freundin und zukünftige Trauzeugin, die mir erzählte, dass es auch bei ihr soweit war.
So geht es vielen: Man erreicht ein bestimmtes Alter – bei mir war es mit 27 – und plötzlich fangen alle auf einmal an, zu heiraten und Kinder zu kriegen. Es scheint, als würde es alle paar Tage eine neue Liebesverkündung auf Facebook geben, an jedem zweiten Wochenende werden neue Fotoalben von Hochzeiten und Verlobungspartys hochgeladen. In diesem Jahr waren meine Weihnachtsfeiertage geprägt von Champagner, Liebesbekundungen und Aufregung. Aufregung für mich selbst und meine Freundinnen, bei dem Gedanken, dass wir all die kommenden Ereignisse und Planungsetappen zusammen durchstehen würden. Aber dann, als das gewohnte Stimmungstief nach den Feiertagen einsetzte, fand auch ich auf den Boden der Tatsachen zurück.
Eine der ersten Entscheidungen, die mein Verlobter und ich bezüglich unserer Hochzeit trafen, war, bis 2017 zu warten. 18 Monate. Lediglich deshalb, weil wir schon von sieben anderen Hochzeiten wussten, die 2016 stattfinden sollten – und dazu zählten noch nicht einmal meine drei Freundinnen, die sich gerade verlobt hatten. Ich beruhigte mich, indem ich mir vor Augen hielt, dass uns so mehr Zeit zum Planen und Geld sparen blieb. Das kam uns durchaus zugute, denn wir heiraten im kalifornischen Nappa Valley. Das ist unser Zuhause, und gleichzeitig – leider – auch ein sehr beliebter Ort, um sich das Ja-Wort zu geben.
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Wir hofften darauf, all unseren Familienangehörigen und Freunden zeigen zu können, wie schön wir hier leben. Doch die Suche nach einer passenden Lokalität gestaltete sich mehr als schwierig: alles, was auch nur in der Nähe von Nappa Valleys typischen Weinbergen lag, kostete $ 10.000 aufwärts, und das beinhaltete noch nicht einmal Unterkunft. Eine Hochzeit an einem Freitag oder Sonntag reduzierte die Kosten nur um durchschnittlich $ 1000.
Unsere Eltern hatten zum Glück sofort finanzielle Unterstützung für die Hochzeit angeboten. Ohne sie wäre das Ganze nicht einmal im Entferntesten möglich gewesen; und dann ist da noch der große Bonus, dass ich Einzelkind bin. Trotz der Unterstützung tragen wir den Löwenanteil der Kosten aber immer noch selbst, und der liegt ungefähr beim Preis einer Nappa Valley Location. Den Rest schluckt das Drumherum – und die anderen Hochzeiten, auf die wir vorher gehen.
Die nächste Entscheidung, die wir trafen, war ein gemeinsames Konto. Wir stellten einen Plan auf, demzufolge jeder von uns monatlich $ 250 einzahlen sollte. In den ersten zwei Monaten ging das gut, wir waren sicher, wir würden es schaffen. Doch das Konto wurde seit März nicht angerührt – seit Beginn der Hochzeitssaison.
Los ging es mit einer todschicken Bachelorette Party in Palm Springs, wo es gleichermaßen heiß und teuer war. Eintausend Doller später hatte ich: Erinnerungen geschaffen, neue Freunde gefunden, einen sonnengeküssten Teint und eine verwelkte Blumenkrone.
Innerhalb des ersten Monats, von März bis April, hatte ich für den Junggesellinnenabschied und eine Hochzeit insgesamt $ 2500 ausgegeben – und ein dickes Minus auf meinem Konto geschaffen.
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Photographed by Winnie Au.
In den darauffolgenden Wochen sollten zwei Bachelorette-Partys stattfinden und vier Hochzeiten. Von den vier waren zwei weiter weg, was Hin- & Rückreise bedeutet hätte. Eine paar andere Hochzeiten hatten wir auch bereits abgesagt, weil es uns weder zeitlich, noch finanziell möglich gewesen wäre. Wir haben die ganze Zeit über keinen Cent für unsere eigene Hochzeit beiseite gelegt. Und jedes Mal, wenn ich ein Flugticket, ein neues Kleid oder Geschenk kaufe, habe ich das Gefühl, ein weiteres Detail meiner eigenen Feier einzulösen, wie die Live Band oder die Austernbar, oder eben den Fotoautomaten.
Ich sage mir immer wieder, dass viele Menschen eh keine Austern mögen, Fotoautomaten seien doch sowieso wieder aus der Mode, und ein ganz normaler DJ sollte auch reichen. Aber je mehr Einladungen ich in meiner Post finde, in einem Schwung mit UNVERSCHÄMT (!!!) teuren Angeboten für meine eigene Hochzeit, steigt der Stress. Freunde und Familie sagen mir immer wieder, dass ich stärker sein und öfter Nein sagen sollte. Sie sagen mir, dass meine Freunde das schon verstehen würden, immerhin ginge es auch um den wichtigsten Tag meines Lebens, und deshalb sollte ich alles so haben, wie ich es wollte.
Und sie haben nicht Unrecht.
Ich wünsche mir auf jeden Fall, ich hätte öfter Nein gesagt. Zu den vielen Brautjungfernkleidern, zum Beispiel, oder den überteuerten Gruppengeschenken, den professionellen Stylings bei Friseuren und Make-Up-Profis oder den viel zu teuren, aber nahegelegenen Hotelzimmern. Aber ich habe im selben Moment eben auch nicht die Kraft, in meinen Freundschaften Kompromisse einzugehen. Meine Freunde sind mir, neben meinem Verlobten und meinen Eltern, die wichtigsten Menschen der Welt. Ich hätte es nicht ertragen, diesen wichtigen Meilenstein in ihrem Leben zu verpassen, und fände es ebenso enttäuschend, wenn sie nicht auf meiner Hochzeit auftauchten. Deshalb habe ich mich damit abgefunden, dass ich 2016 viel fliegen und Geld ausgeben werde – denn 2017 wird mein Jahr. Dann werden meine Freunde ihre Tickets nach Kalifornien buchen, fancy Outfits kaufen und sich um meine Bachelorettefeier kümmern müssen.
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Denn wenn ich ehrlich bin, ist es für mich keine Option, mich dem Ganzen völlig zu entziehen. Ich möchte eben dabei sein und genau solche Momente miterleben, Erinnerungen schaffen, neue Leute kennenlernen und verwelkte Blumenkrönchen mit nach Hause bringen. Nur muss man einfach lernen, bei kleineren Dingen auch mal Nein zu sagen und zum dreitägigen Bachelorette-Trip ans Meer nicht noch ein 5-Sterne-Hotel buchen, in dem das eigentliche Brautgeschenk wartet. Und in ein paar Jahren geht es wahrscheinlich weiter, mit Babypartys. Doch im Gegenteil zu Hochzeiten sind diese weder mit tagelangen, alkoholgetränkten Feiern verbunden, noch mit überteuerten Eingweg-Outfits, sondern mit nur einem einzigen Geschenk. Jackpot!
Übersetzt von Rea Mahrous.
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